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Popkultur

Jan Böhmermann will nach Hitler-Parodie ein Spiel von Dynamo Dresden besuchen

Der Satiriker will auch einen Mitgliedsantrag unterschreiben – unter einer Bedingung.
Screenshot: Facebook

"Dresden ist immer eine Reise wert", sagte Jan Böhmermann in einem YouTube-Video am Mittwoch. Zuvor hatte er die Einladung vom Fußballzweitligisten Dynamo Dresden angenommen. "Ich verspreche einfach mal hiermit: Ich komme nach Dresden und dann werde ich Mitglied von Dynamo Dresden", kündigt Böhmermann an. "Aber nur, wenn ich da keine Rassisten im Stadion sehe." Dieser Rassisten-Vorwurf brachte ihm erst die Einladung des Klubs ein. Böhmermann hatte in seiner Rolle als YouTuber "Adi Hitler" ein Video des YouTube-Stars Julien Bam parodiert. Bam rechnete Kritikern (und seinen vier Millionen Followern) seine Ausgaben vor, um zum Schluss zu kommen, dass für YouTube-Stars unterm Strich gar nicht so viel übrigbleibt. Weil dieser aber Werbedeals verschwieg, machte sich Satiriker-Führer Böhmermann darüber lustig. Und mittendrin gab es noch eine Rassismus-Schelle für Dynamo Dresden.

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Adi Hitler zählte seine Ausgaben von "Hetzflix", "Heiltunes" oder "Tinder Nazigold" auf und kam auch zu seinem Bundesliga-Abo. "Sky Bundesliga, ich muss ja sehen, wie meine Jungs aus Dresden gespielt haben. Licht am Fahrrad, Licht am Fahrrad, Dynamo", spottete der als Hitler verkleidete Böhmermann mit Dynamo-Schal um die Schultern. Dynamo Dresden meldete sich daraufhin sofort. "Lieber @janboehm, wir schätzen deinen Humor & die Kunstfreiheit, aber dieses Schubladendenken wird unserem Verein nicht gerecht! Du bist hiermit herzlich zu einem Heimspiel eingeladen", twitterte der Klub. Nun nahm Böhmermann die Einladung an. "Er freut sich auf das Spiel und muss nun noch einen Termin aussuchen", so Dynamos Pressesprecher Henry Buschmann gegenüber VICE. "Wir sind ein Fußballverein und konzentrieren uns auf unser Heimspiel, aber mal sehen, was wir für ihn vorbereiten."

Der Scherz von Böhmermann traf beim sächsischen Verein durchaus einen wunden Punkt. Dynamo Dresdens Fans haftet schon länger der Ruf an, viele Rassisten in ihren Reihen zu haben. Noch vor zehn Jahren waren rassistische Beleidigungen von schwarzen Spielern im Stadion keine Seltenheit. "Hansa Rostock, Juden, Juden, Juden", soll 2011 im Dresdner Fanblock erklungen sein. Damals hing ebenfalls ein antisemitisches Hetztransparent im Block. Auch bei den ersten Pegida-Umzügen wurden die krakeelenden Hälse mancher Demonstranten mit Dynamo-Schals warm gehalten. Im Mai verhöhnten einige Anhänger des Klubs einen schwarzen Radfahrer mit einem fremdenfeindlichen Lied der Rechtsrockband "Die Lunikoff Verschwörung". Im Jahr 2017 baden Zehntausende Dynamo-Fans den schlechten Ruf einer rassistischen Minderheit aus.

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Dass es aber noch genug Antidiskriminierungsarbeit in den eigenen Reihen zu tun gibt, weiß auch der Verein. Am morgigen Samstag verzichtet der Hauptsponsor des Klubs im dritten Jahr in Folge an einem Aktionsspieltag auf seinen Aufdruck auf der Trikotbrust. Stattdessen laufen die Spieler von Dynamo mit einem anderen Slogan auf: "Love Dynamo – Hate Racism".

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