Foto von VICE Media
Anzeige
Anzeige
SPÖ-Wähler
Charakter: Echter Wiener, Grantler mit goldenem Wienerherz
Beruf: Beamter, Postler, aktiv im Betriebsrat
Wochenende: Im Kleingarten, vorm Fernseher, im Stammbeisl
Essen und Trinken: Bier und Spritzer, Schnitzel oder a Haße, Slivovitz zum Nachspülen
Musik: Radio Arabella, Rainhard Fendrich
TV: Tatort, Das Geschäft mit der Liebe, Tatort und Tatort
Sport: Minigolf, FußballAnalyse: Wien und die SPÖ bilden eine Symbiose—oder ein parasitäres Verhältnis, das ist wahrscheinlich Ansichtssache. Wenn Leute an die Sozialdemokraten und ihre Wähler denken, denken sie jedenfalls an den typischen echten Wiener. In einem Wort: an Mundl. Damit erinnern sie sich zugleich an jene lang vergangene Zeit, in der die SPÖ noch eine Partei war, die eben auch eine Zukunftsperspektive für Menschen wie Mundl bot. Seitdem hat sie mit den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mehr mithalten können und ist im 70er-Jahre-Mief erstarrt. Der typische SPÖ-Wähler fügt sich passend in den unzeitgemäßen Stil der heutigen Sozialdemokratie.
ÖVP-Wähler
Charakter: Ernst, verschlossen, traditionell
Beruf: Bauer oder Banker
Wochenende: Kirche, Bauernstammtisch, ansonsten nicht unternehmungslustig
Essen und Trinken: Brettljause mit Bier
Musik: Hansi Hinterseer
TV: Bundesland Heute, Musikantenstadl
Sport: –
Anzeige
FPÖ-Wähler
Charakter: Unzufrieden, ängstlich, aggressiv
Beruf: Arbeitslos, Handwerker oder Polizist
Wochenende: Zuhause, Volksfest, Heuriger, Beisl
Essen und Trinken: Schnitzel, Cola, drei Bier
Musik: Andreas Gabalier, Strache-Raps, Ö3
TV: RTL, Sky-TV, Actionfilme
Sport: AutofahrenAnalyse: Gegner der Freiheitlichen malen oft ähnliche Zerrbilder vom typischen FPÖ-Wähler, wie es die FPÖ selbst mit ihren Feindbildern macht (ob Ausländer, Sozialschmarotzer oder andere Bösewichte). Solche Stereotype helfen uns zwar, Ordnung in die Welt zu bringen und zwischen Gut und Böse zu trennen. Aber sie helfen uns selten Probleme—wie den Erfolg der FPÖ und ihrer rechtspopulistischen Politik—wirklich zu verstehen und Strategien dagegen zu entwickeln. Es bringt wenig, sich ständig über die Deutschkenntnisse von Rechten lustig zu machen. Das war witzig, als es Tucholsky schrieb, aber der ist schon lange tot. Das Bild des verwahrlosten, nationalistischen, asozialen Freiheitlichen ist jedenfalls noch immer weit verbreitet. Die gibt es zwar auch unter den Freiheitlichen, aber bei den 30 Prozent, die in Oberösterreich die dritte Kraft wählten, sind per Definition auch ganz normale Bürger aus der Mitte der Gesellschaft dabei. Wenn es nach ihren Hatern geht, ist die FPÖ jedenfalls eine Partei der Kaputten, Aussätzigen und Proleten—was für alle, die sich nicht der Elite zurechnen, einer der Gründe sein dürfte, die FPÖ zu wählen.
Anzeige
Grün-Wähler
Charakter: Zufrieden, selbstgerecht, humorlos, konservativ
Beruf: Medien, Sozial- oder Kultur-Bereich
Wochenende: Kino, Museum, Events
Essen und Trinken: Club Mate, Kaffee, vegetarisches Streetfood
Musik: Jazz, Techno
TV: Arte, ORF-Nachrichten
Sport: Joggen, YogaAnalyse: Die Grünen wollen vielleicht gern modern und hip rüber kommen, aber das gelingt ihnen zunehmend seltener. Der Kampf zwischen Fundis und Realos ist, was die Wählerschaft angeht, für unsere Befragten schon entschieden. Dieses Bild fügt sich in das staatstragende Image, das die grüne Spitze von sich erzeugen will. Ob die Grünen mit dieser Selbstdarstellung aber nicht ähnlich viele potentielle Wähler in der Linken verscheuchen, wie sie damit in der Mitte gewinnen, wird sich noch zeigen. Die grüne Marke wird jedenfalls leiden: Wer braucht schon eine weitere weichgespülte Partei der Mitte? Demokratie lebt von Konflikt. Und den findet man eher nicht in Mate-Flaschen voller ökologischer Nettigkeit.
NEOS-Wähler
Charakter: liberal, ehrgeizig, aufstiegsorientiert
Beruf: Chef, Agenturangestellter in hoher Position, Start-up-Gründer, Unternehmer
Wochenende: Weiterbildungen, Museumsbesuche, Familienausflug, Reisen, Clubs
Essen und Trinken: Steak, Fusion Cuisine, Power-Drinks
Musik: Popmusik, Clubmusik
TV: –
Sport: Segeln, Golf, Skifahren, FitnesscenterAnalyse: Über die Workaholics, die die NEOS wählen, haben sich die Leute anscheinend schon klarere Vorstellungen gebildet, als über die neue Partei selbst. Alle Leute, die wir gefragt haben, waren sich einig, wie typische NEOS-Sympathisanten ticken—ob das stimmt, ist eine andere Frage. Das Image der NEOS wird derzeit genauso stark durch ihre potentiellen Wähler und deren Hater bestimmt, wie über die von der politischen Spitze der NEOS vorgegebene politische Ausrichtung. Insgesamt wirkt der typische NEOS-Wähler (und ja, den Befragten nach sind es Männer) trotz der intensiven Farbgebung der Partei ein bisschen farblos. Abgesehen davon, dass man die NEOS eher als urbaner junger Spießer wählt, der sich nicht unbedingt auf den Staat verlassen will, gibt es hier wenig griffige Anknüpfungspunkte. Es bleibt abzuwarten, wie viel Identifikationspotential die Liberalen entfalten können, wenn die medial und politisch vorbereitete Schlacht um Wien zwischen Freiheitlichen und Sozialdemokraten stattfindet.