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Celtic-Fans und ihre Solidarität mit den Palästinensern

Für Celtic-Fans sind die Palästinenser Leidensgenossen im Geiste. Doch sollten Fans Unterstützung für eine Sache bekunden, zu der sie faktisch keinen Bezug haben?
Foto: Ronnie Macdonald

Am 22. Juli 2014 haben sich 40.000 Celtic-Glasgow-Fans im Murrayfield Stadium in Edinburgh zusammengefunden, um ihr Team gegen den isländischen Meister KR Reykjavik in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation zu unterstützen. Celtic gewann ungefährdet 4:0, aber das Interessante am Spiel war nicht das Ergebnis, sondern was auf den Tribünen passierte. Überall wehten die Celtic-Anhänger mit Palästina-Flaggen, woraufhin ihr Verein mit einer 20.000 Euro-Geldstrafe zur Kasse gebeten wurde.

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Das war nicht das erste Mal, dass Celtic-Fans ihre Unterstützung für die Palästinenser bekundeten.

Die Solidarität der Celtic-Fans mit den Palästinensern während eines Champions-League-Spiels gegen den FC Barcelona hat für viel Aufmerksamkeit in den arabischen Medien gesorgt. Die Celtic-Fans brachten Palästina-Flaggen mit zum Spiel, nachdem herauskam, dass Barcelona den israelischen Soldaten Gilad Shalit beim Derby gegen Real Madrid ins Camp Nou eingeladen hatte. Shalit war mehr als fünf Jahre lang von der Hamas festgehalten, bevor er in einem Gefangenenaustauch befreit wurde.

Wenn es um die Unterstützung für die Palästinenser geht, haben sich die Fans sogar schon gegen ihre eigenen Spieler gerichtet. Während des Konflikts im Gaza-Streifen im Sommer 2014 hat der israelische Mittelfeldspieler Nir Bitton von Celtic ein Bild bei Instagram hochgeladen, in dem er die israelischen Truppen, die in Gaza kämpfen, unterstützt. Dieses Foto sorgte für einen Aufruhr bei den Celtic-Anhängern, die über ihre Social-Media-Kanäle von der Vereinsführung verlangten, den Vertrag mit Bitton aufzulösen. Während die Fans den 23-Jährigen seitdem als Stammspieler akzeptierten, haben sie mehr als deutlich gemacht, dass sie keine Unterstützung der israelischen Verteidigungskräfte dulden würden.

Doch wie können Fans eines Clubs, der Tausende Kilometer von Israel entfernt ist, so viel Interesse daran haben, sich mit Palästina zu solidarisieren?

Sean Huddleston, ein Universitätsdozent aus Schottland und glühender Celtic-Fan, glaubt, dass die Antwort in der historischen Identifikation und dem Verständnis der Celtic-Anhänger für die palästinensischen Themen liegt. „„Ein Celtic-Fan, der sich mit Irland verbunden fühlt, kann sich aufgrund der wahrgenommenen Parallelen zwischen dem irisch-republikanischen und dem palästinensischen Kampf leicht mit der palästinensischen Sache identifizieren. „Wenn es um die Unterstützung von Nationalismus und Befreiung geht, sind die offeneren Befürworter der palästinensischen Sache im Celtic Park sowieso diejenigen, die geneigt sind, revolutionäre Umbrüche auf globaler Ebene zu unterstützen", sagt Huddleston.

Viele der Celtic-Anhänger, die Huddleston unterstützt, sympathisieren mit der Irish Republican Army und glauben, dass der Kampf der IRA gegen die Briten ähnlich dem ist, was die Palästinenser gerade in Israel durchmachen. Die IRA bezeichnet die Briten als Besatzer Nordirlands, während die Palästinenser die Israelis als Besatzer Palästinas ansehen.

„„Obwohl Celtic formal ein unpolitischer Verein ist, sind seine Ursprünge eng verbunden mit dem irischen Kampf", sagt Sean O'Congaile, ein ehemaliges IRA-Mitglied, der 15 Jahre im berüchtigten H-Blocks-Gefängnis in Nordirland verbrachte. „„Hätte es nicht die irische Hungersnot und die politischen Umstände in Irland im 19. Jahrhundert gegeben, würde Celtic Glasgow in seiner heutigen Form wohl gar nicht existieren. „In der Tat zieht Celtic seine Unterstützung immer noch hauptsächlich—aber nicht ausschließlich—aus der Vorgeschichte der irisch-katholischen Diaspora, die Irland während der großen Hungersnot in Richtung Schottland verlassen hat. Dadurch gibt es auf den Tribünen des Celtic Park eine über Generationen gewachsene Verbindung mit Irland und seiner Politik."

Der treue Celtic-Fan O'Congaile erklärt, warum die Celtic-Anhänger Parallelen zwischen Irlands Unabhängigkeitsbestreben und dem aktuellen Konflikt der Palästinensern mit Israel ziehen. „„Wegen der offenen Identifikation mit dem Kampf für Irlands Unabhängigkeit und der IRA sehen politisierte Celtic-Fans fast zwangsläufig einen Zusammenhang zu anderen Gruppen, die wir als Leidensgenossen in einem Kampf gegen Ungerechtigkeit ansehen. Wie auch im Fall von Palästina: Die Landenteignung, die Siedlungspolitik, repressive Gesetzgebung und die übermäßige militärische Gewalt, um diese Ungerechtigkeit zu wahren." Diese Parallelen gehen weit über den Verein hinaus. Glasgows Stadtrat entschied sich als Reaktion auf israelische Militäroperationen im Gazastreifen, die palästinensische Flagge auf dem Rathaus aufzuhängen. Offensichtlich kann die Strafe der UEFA die Celtic-Gemeinde nicht davon abhalten, die palästinensische Flagge neben der irischen Trikolore zu hissen.