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Ein Schnelles auf dem Weg zum Stadion, ein Geselliges mit Freunden am Bierstand und noch ein Gemütliches mit Bratwurst beim Anpfiff. Jedes Wochenende genießen in Deutschland tausende Sportfans ihr Spieltagsbier—oder sechs davon. Der Fußball und das Stadionbier scheinen etwa eine innigere Liaison als Ketchup und Fritten zu führen. Damit soll jetzt aber Schluss sein—zumindest in Dresden, wenn es nach der städtischen Suchtbeauftragten Dr. Kristin Ferse geht.„30 Prozent der Dresdner ab 18 Jahren haben einen riskanten Alkoholkonsum", erklärte die Suchtbeauftragte der Stadt gegenüber der Bild. „Damit nehmen sie in Deutschland den Spitzenwert ein." Das Ergebnis wurde in einer Bürgerumfrage der Stadt erhoben und stützt den aktuellen „Suchtbericht 2016" der sächsischen Landeshauptstadt. Demnach sind nur 14 Prozent der Dresdner abstinent. 58 Prozent pflegen einen „risikoarmen Alkoholkonsum", was so viel heißt, dass sie zwei Tage in der Woche gar keine Promille und an den restlichen Tagen insgesamt 0,5 Liter Bier und Wein bei Frauen oder ein Liter bei den Männern trinken. Bei mehr Konsum gehört man zur Risikogruppe.Ob im Dynamo-Stadion oder auch in der Dresdner Eis-Arena und Volleyball-Halle: Die 57-Jährige will „die Promille in Dresdens Stadien runterdrehen." Dafür hat sie schon einen Plan: Die Aktion soll mit einem alkoholfreien Spieltag pro Saison beginnen. Ob es ein komplettes Verbot geben soll, ließ sie unerwähnt. Sie macht aber klar: „Wir wollen Bier oder Wein nicht bekämpfen. Aber jeder sollte wissen, was noch gut für seinen Körper ist. Alkohol wird als Nervengift unterschätzt." Das ist wohl wahr, aber würden Verbote in Stadien überhaupt etwas bringen?Die Debatte um ein Alkoholproblem ist seit Jahren aktuell. Immer wieder fordern Politiker und Polizeigewerkschaftler ein generelles Verbot von Alkohol in und um die Stadien herum. „Die Praktiker im Feld wissen, dass das nicht effektiv ist, wahrscheinlich sogar kontraproduktiv", erklärte Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), der Frankfurter Rundschau und bezog sich vor allem auf das Thema Gewalt. „Die, die an Gewalt interessiert sind, trinken in der Regel eh nicht. Die, die trinken wollen, machen das einfach exzessiv vorher. Und die Riesenmehrheit, die einfach nur ein Bierchen beim Fußball trinken will, fühlt sich gegängelt." Diese Riesenmehrheit an Konsumenten braucht laut der Suchtbeauftragten Ferse aber eine Prävention gegen ihre eventuelle Alkoholsucht.Ein komplettes Alkoholverbot wäre in Dresden nicht nur wegen der Konsumenten wahrscheinlich ein schweren Unterfangen. Mit Radeberger, Freiberger und Feldschlößchen unterstützen zahlreiche Dresdner Brauer die städtischen Sportvereine. Letztere sind sogar Trikotsponsor bei Dynamo Dresden. Man „hätte damit kein Problem", wird Feldschlößchen-Vertriebsdirektor Uwe Tschuschke zitiert. „Wir unterstützen gern die Suchtprävention." Wahrscheinlich auch deswegen, weil er weiß, dass es alkoholfreies Bier in seinem Sortiment gibt. Bei Freiberger, dem Sponsor der DEL2-Mannschaft der Dresdner Eislöwen, heißt es aber: „Das würde mit unserem Sponsoringvertrag kollidieren."Außerdem dürfte es schwierig werden, in Dresden ein Bewusstsein für gemäßigteren Alkoholkonsum zu etablieren:Im August gab es noch einen Werbclip für die „Feldschlößchen-Dynamo Aufstiegsdose". Ja dann: Prost.
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