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RB-Salzburg-Fans wissen jetzt auch, was es heißt, Fußball-Fan zu sein

Die Salzburger beschweren sich gerade über die fehlende Geschwisterliebe von RB Leipzig. Willkommen in der Realität.
Foto: imago/GEPA pictures

Es gibt diese Phasen im Leben, da rülpst einem die Realität mit ungeputzten Zähnen mitten ins Gesicht. Dem Einen geht es so, wenn er nach einer durchzechten Nacht aufwacht und erst mal auf sein Leben klarkommen muss. Dem Anderen geht es so, wenn er realisiert, dass der Konzern, der hinter seinem Fußballverein steht, inzwischen größere Ziele verfolgt und daher einen der beiden Vereine, die seinen Namen tragen, doch ein bisschen ernster nimmt.

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Fans von Red Bull Salzburg haben sich aus diesem Grund in einem offenen Brief an die Red Bull GmbH und Red Bull Salzburg gegen die Bevorzugung des aufstrebenden Geschwister-Vereins RasenBallsport Leipzig gewehrt. Darin beschwert sich die Salzburger Fanszene in erster Linie darüber, dass sie das Gefühl hat, ihr Verein würde wegen RB Leipzig vernachlässigt. Besonders deutlich werde dies in der „Politik eines ,Selbstbedienungsladens Salzburg'". Wichtige Spieler würden seit Bestand von RB Leipzig abgefischt, sodass inzwischen Spieler in der Stärke einer kompletten Mannschaft samt Keeper ihre neue fußballerische Heimat in Leipzig gefunden hätten.

Empörung lösten insbesondere zwei Wechsel wichtiger Spieler aus: „Es kann nicht angehen, dass den Salzburgern wichtige Spieler abhandenkommen, weil Leipzig und ein Herr Rangnick einfach ,Bedarf' haben–oder auch nicht, wie die Cause Bernado zeigte!" Der Brasilianer Bernardo wechselte zur neuen Saison nach Leipzig und bekam dort unter Trainer Ralph Hasenhüttl bisher noch keinen Einsatz. Ein weiterer Transfer, der bei den Salzburger einen bitteren Nachgeschmack hinterließ, war der von Naby Keita. Der Guinear sollte mit RB Salzburg eigentlich Champions-League-Qualifikation spielen. Eigentlich, doch dann wechselte er nach Leipzig und Salzburg schaffte nicht den Einzug in die Gruppenphase. Und das nicht zum ersten Mal: Neun Mal in den letzten zehn Jahren scheiterte der österreichische Erstligist an der Qualifikation für die Königsklasse.

In Salzburg fühlt man sich „zum Farmteam des sächsischen Ablegers degradiert". Der sportliche Erfolg, unter anderem auch das Erreichen der Meisterschaft, litt unter den Abwanderungen nach Leipzig. Deshalb fordern die RB-Salzburg-Fans in ihrem Brief auch eine striktere Trennung beider Vereine: „Wir fordern eine ganz klare Trennung dieser beiden Vereine, die über das geschriebene bzw. kolportierte Wort hinaus geht! Man kann bei Spielern, die für ein sportliches Fortkommen essentiell sind, auch auf Vertragseinhaltung drängen, wie das beispielsweise in der deutschen Bundesliga Gang und Gebe ist."

Ein bisschen aberwitzig mutet das Anliegen der Salzburg-Anhänger aber dennoch an: im Prinzip lamentieren sie über eine Sache, über die sich Fans von Austria Salzburg genauso aufgeregt haben dürften, als Red Bull den Verein 2005 aufkaufte, die besten Spieler wegfischte und aus ihnen das jetzige Red Bull Salzburg erschuf. Nur, dass die Fans von Red Bull Salzburg erkannt haben: Es gibt diese Phasen im Leben, da muss man lernen, einfach mal zurück zu rülpsen.