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Popkultur

Noch mehr erfolgreiche Sportlerinnen aus Österreich

Wenn das wirklich alles ist, was ihr braucht, um euren Sexismus runterzuschlucken – kein Problem, machen wir gerne!
CC0 Public Domain

"Frauen sind Menschen wie wir", hat Frank Stronach einst so schön gesagt. Aber nicht alle Frauen sind tatsächlich Menschen wie wir – manche sind sogar besser. Zum Beispiel die Spielerinnen des österreichischen Fußball-Nationalteams, die es bei der Europameisterschaft ins Halbfinale geschaft haben und dabei, wie sagt man so schön, alles wegrasieren.

Seitdem das auch der Rest von Österreich mitbekommen und darin vermutlich eine Chance auf gelebten Patriotismus gewittert hat, geschieht dies nicht mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sondern am Wiener Rathausplatz. Der wurde jetzt trotz Filmfestival kurzfristig zur Public-Viewing-Zone erklärt, nachdem "das Interesse an Frauenfußball nach dem Erfolgslauf des Nationalteams auf einem Höhenflug" sei. Zuvor konnte man die Spiele in Wien nur in vereinzelten Lokalen wie etwa dem WUK verfolgen.

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Selbst ein Andreas Gabalier, der bekanntermaßen bislang kaum eine Gelegenheit ausgelassen hatte, um sich öffentlich gegen die Aufnahme der großen Töchter in die Bundeshymne auszusprechen, konnte sich plötzlich irgendwie damit arrangieren, in einem herrlich opportunistischen, mittlerweile wieder gelöschten Facebook-Video für das österreichische Nationalteam einzustehen: "Heimat seid's ihr großer Töchter. Das muss man jetzt wirklich einmal sagen."

Wenn es eine Sache gibt, die sogar Andreas Gabalier dazu bringt, seinen Sexismus runterzuwürgen, dann ist es die Aussicht auf Nationalstolz.

Stellt euch nur vor, wie unfassbar bitter diese Pille schmecken muss! Man hört förmlich einen gedanklichen Nachsatz mitschwingen, nämlich: "Ungern!" Ja, er hat vielleicht falsch konjugiert – Heimat bist du, Heimat seid's ihr – aber wurscht! Er hat es zumindest (hoffentlich) gemeint! Große Töchter! Way to go! Wahrlich großartige Zeiten, in denen wir leben. Und was lernen wir daraus? Wenn es eine Sache gibt, die sogar Andreas Gabalier dazu bringt, seinen Sexismus runterzuwürgen, dann ist es die Aussicht auf Nationalstolz.

Moment, Moment, Moment – wollt ihr damit sagen, alles, was ihr die ganze Zeit gebraucht habt, um Frauen und Männer ebenbürtig honorieren zu können, waren ein paar gute Sportlerinnen? Ein paar Siege bei einem Fußball-Turnier, damit man das "wirklich einmal sagen" kann? Einen sportlichen Erfolgsbescheid, damit die großen Töchter endlich ihre Daseinsberechtigung haben? Wenn das wirklich alles ist, was ihr benötigt, wenn das reicht – dann bitte Festhalten, denn hier kommen Neuigkeiten. Um es mit Rihanna zu sagen: Lot more where that came from.

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Eilmeldung: Österreichische Frauen können guten Fußball spielen – doch damit nicht genug! Zum einen hätten wir da natürlich hochverehrte Nationalheiligtümer wie Renate Götschl, Marlies Schild, Michaela Dorfmeister oder Nicole Hosp, die hierzulande so was wie Legenden-Status genießen – aber Österreichs Beziehung zu alpinem Skirennen ist bekanntlich ebenso tiefgründig wie ungesund und genau deshalb eine andere Geschichte für einen anderen Tag.

Allein in den letzten 30 Jahren ging die Auszeichnung zur österreichischen "Sportlerin des Jahres" 21 Mal an eine Skirennläuferin. Nicht, dass das angesichts der bemerkenswerten Erfolge der Frauen nicht gerechtfertigt wäre – aber es gibt nun mal mehr als Anna Fenninger und Wintersport.

Die Poolbillard-Europameisterin

Living Legend Jasmin Ouschan. Foto: Sebastian Voigt; hochgeladen von Tmv23 CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

Habt ihr schon mal von Jasmin Ouschan gehört? Jasmin ist die Art Frau, deren Wikipedia-Eintrag mit Stammbuch-ähnlicher Dringlichkeit auf ihren Spitznamen hinweist ("Jassy"). Sie ist aber auch die Art Frau, die in ihrer Laufbahn bereits auf über 20 gewonnene Europameisterschaften im Poolbillard zurückblicken kann. 2005 war die Kärntnerin darüberhinaus Junior-Weltmeisterin, 2010 Weltmeisterin im 10er-Ball. Im selben Jahr wurde ihr dann das Goldene Verdienstkreuz der Republik Österreich verliehen. Eine Ikone.

Die Wildwasserrennsport-Weltmeisterin

Nicht minder legendär ist auch die ehemalige steirische Kanutin Ursula "Uschi" Profanter – auf ihre Kappe gehen unter anderem drei Weltmeistertitel im Wildwasserrennsport. 1995 wurde sie schließlich zur "Sportlerin des Jahres" gewählt – zuvor hatten zehn Jahre lang ausschließlich Wintersportlerinnen die Auszeichnung erhalten.

Foto: rugby-austria.at | Ester Charvátová

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Das Rugby-Nationalteam

But wait, there's more! Stell dir vor, das österreichische Rugby-Nationalteam der Frauen fährt bei der Europameisterschaft einen sensationellen zweiten Rang ein und keinen interessiert's. Zugegebenermaßen, Rugby ist vielleicht nicht gerade der populärste Sport Österreichs, aber warum sollte Fußball mehr Anerkennung verdienen als Rugby?

Der unerwartete zweite Platz bei der EM der 3. Leistungsklasse sichert unserem Team nun den Aufstieg in die zweithöchste europäische Liga und ja, das ist schon ziemlich super. Beim Österreichischen Rugby Verband arbeite man derzeit an mehreren Projekten, um Mädchen-Rugby hierzulande etablieren zu können, damit auch für Nachwuchs gesorgt ist.

Wir könnten noch ewig so weitermachen – Wir könnten etwa die 24-jährige Seglerin Tanja Frank erwähnen, die bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 Bronze holen konnte. Wir könnten von der Tirolerin Kathrin Unterwurzacher schwärmen, die als eine der besten Judoka Europas gilt. Wir könnten der fünffachen Snowboard-Weltcupsiegerin Anna Gasser aus Kärnten zujubeln - und trotzdem wäre die Liste immer noch unvollständig. Ihr seht also: Große Töchter – das muss man jetzt wirklich einmal sagen! Gern geschehen!

Franz auf Twitter: @FranzLicht

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