Fotos von Männerkörpern, die dein Männerbild hinterfragen

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Fotos von Männerkörpern, die dein Männerbild hinterfragen

Der Schweizer Fotograf Alexandre Haefeli spricht darüber, wie er männlicher Erotik mit seinen Fotos mehr Macht verleiht.

Alle Fotos von Alexandre Haefeli

Kunst und Werbung widmen sich dem weiblichen Körper in erotischer Pose so ausgiebig, dass seine blosse Darstellung schon fast sinnentleert ist. Der männliche Körper hingegen wird nur selten zum Objekt der Begierde stilisiert. Wenn er gezeigt wird, dann höchstens in Form eines muskelbepackten Testosteronbolzens. Die Konfrontation mit der verletzlichen und sinnlichen Seite von Maskulinität scheint für manche Heteroaugen schwer zu ertragen. Genau mit diesem Effekt spielen die Fotos des Neuenburgers Alexandre Haefeli.

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Sein Werk "The Company of Men", das bald in Berlin zu sehen ist, hinterfragt die gängige Bedeutung des Male Gaze. Der 24-Jährige nimmt uns mit in sein persönliches Paradies. Dabei gelingt es dem Swiss-Photo-Award-Preisträger, eine aussergewöhnliche Intimität zwischen seinem Werk und dem Betrachter seiner Bilder entstehen zu lassen. Wir haben mit Alexandre über sich und seine Arbeit gesprochen.

VICE: Warum bist du Fotograf geworden?
Alexandre: Ich liebe an meiner Arbeit, dass ich mich auf eine spielerische Art mit der Realität auseinandersetzen kann. Ich erwecke Schritt für Schritt eine Fantasie zum Leben und lerne dadurch, mich und die Welt um mich herum besser zu verstehen.

Zeigt dein aktuelles Werk "The Company of Men" deine persönliche Fantasie?
Ja. Es ist ein sehr intimes Projekt. Es war darum auch ein längerer Prozess, bis ich den Mut hatte, es umzusetzen.

Was hat dich angetrieben?
Ich wollte die eher unbekannte Seite des männlichen Körpers zeigen. Seine Verletzlichkeit und Zartheit als Quelle der Lust. Das war in der Kunst bis anhin meistens nur dem weiblichen Körper vorbehalten.

Warum?
Es wurde immer davon ausgegangen, dass der Betrachter eines Bildes ein Mann ist. Wir fangen erst jetzt an, eine weiblichere Sicht der Dinge zuzulassen. Viele Fotografen und Künstler zeigen schon diverse und schöne Visionen von Maskulinität. Doch Mainstream-Erotik bedient sich noch immer fast nur an alten Rollenbildern und Posen von Stärke und Dominanz.

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Deine Bilder brechen mit dem Klischee, dass nur ein starker, maskuliner Mann begehrenswert ist. Wie hat das dein Publikum aufgenommen?
Manche Leute fühlen sich wohl ein bisschen unwohl, wenn sie meine Bilder anschauen. Wahrscheinlich stören sich besonders heterosexuelle Männer daran, die vielleicht in einem Konflikt mit ihrer eigenen Maskulinität stecken. Ich will aber niemanden in eine Schublade stecken. Meine Bilder stehen einem Publikum jedes Genders und jeder Sexualität offen.

Siehst du deine Arbeit als eine Kritik an Gender-Stereotypen?
In meinen Augen kritisieren die Fotos nicht, weil sie etwas Positives darstellen. Ich sehe sie als Empowerment. Sie verleihen männlicher Erotik Macht.

War es schwierig, "The Company of Men" in der Schweiz umzusetzen?
Ich hatte Mühe Models zu finden, die sich so freizügig und von einer eher femininen Seite zeigen wollten. Aber ich kann nicht sagen, ob das in einem anderen Land anders gewesen wäre.

Was für eine Rolle spielt deine sexuelle Orientierung bei deiner Arbeit?
Dass ich schwul bin, hat auf mich und meine Bilder definitiv Einfluss. Dennoch denke ich, dass meine Fotos nicht weniger oder mehr Wert hätten, wenn ich hetero oder weiblich wäre. Ich glaube daran, dass unsere persönlichen Ansichten nicht allein von unserem Gender oder unserer Sexualität diktiert werden.

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