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„Der stärkste Junge der Welt" hat heute Speckröllchen

Richard Sandrak schaffte als 8-Jähriger 100 Kilo beim Bankdrücken—fragwürdigen Trainingsmethoden sei Dank. Heute arbeitet er als Stuntman und träumt von der NASA. Und sieht dezent anders aus.
Screenshot aus dem Youtube-Video: „Kid Bodybuilder 'Little Hercules' is All Grown Up and Chasing a New Dream"

Erinnert ihr euch noch an „den stärksten Jungen der Welt"? Den Achtjährigen, der beim Bankdrücken fast 100 Kilo geschafft hat und somit zur weltweiten Sensation wurde? Zumindest wurde uns das auf Galileo gezeigt. Seitdem sind einige Tage ins Land gegangen und aus dem Kind ist ein Erwachsener geworden. Der so gar nicht mehr wie früher aussieht.

Richard Sandrak erlangte zweifelhaften Ruhm, nachdem Fotos von dem extrem durchtrainierten Kind um die Welt gingen. Zweifelhaft deswegen, weil der Junge einen so definierten Körper hatte, dass Mediziner und Erziehungswissenschaftler die Stirn in Sorgenfalten legten. Einige waren sich sicher, dass ein Acht-Jähriger gar nicht genug körpereigenes Testosteron für solche Muskelberge produzieren konnte. Gerüchte von verbotenen Steroiden machten die Runde.

Richard Sandrak ist das Kind zweier ukrainischer Einwanderer, die von Pennsylvania nach Kalifornien zogen, um groß rauszukommen. Beide waren selbst fitnessbesessen, Richards Vater war ein Kampfsport-Champion und seine Mutter Aerobic-Lehrerin. Auch wenn Richard noch heute beteuert, alles selbst gewollt zu haben: Die Eltern richteten ihren Sohn zu einer Bodybuilding-Maschine ab. Er musste—nein, ‚wollte'—jede Woche Tausende Liegestützen machen, ernährte sich fast ausschließlich von Lima-Bohnen (wegen ihres hohen Proteingehalts) und musste für eine bessere Körperhaltung zeitweise auf dem Boden schlafen. Die Eltern träumten von Ruhm und ihr Sohn musste dafür herhalten. Vor allem der Vater soll rigoros vorgegangen sein und großen Druck auf den Jungen ausgeübt haben. Neben einem normalen Tagespensum von bin zu sieben Stunden Training gesellten sich gerne noch weitere Strafeinheiten dazu. Das änderte sich erst, als der Vater im Gefängnis landete, nachdem er Richards Mutter krankenhausreif geschlagen hatte.

Als der Guardian ihm mit 15 Jahren in den USA einen Besuch abstattete, trainierte der Junge gerade für einen Fitnessfilm. Obwohl der Sport noch immer einen wichtigen Teil seines Lebens ausmachte: Der Bericht zeichnet das Bild eines Teenagers, der endlich auch wie ein Teenager leben darf. Im Klartext heißt das Tiefkühlpizza statt Lima-Bohnen und auch mal einfach nur abhängen.

Heute ist Richard 24 Jahre alt und, ohne ihm zu nahe treten zu wollen: Er scheint seine Leidenschaft für Pizza ausgebaut zu haben. Denn wo in jungen Jahren ein Sixpack prangte, sind heute kleine Speckröllchen zu sehen. Trotzdem kann man getrost davon ausgehen, dass er heute gesünder lebt als damals, denn sein Körperfettanteil soll zu „Little Hercules"-Zeiten bei weniger als ein Prozent und damit besorgniserregend niedrig gelegen haben. Etwas besorgniserregend ist aber auch sein aktueller Job: Er arbeitet als Stuntman und lässt sich mehrfach am Tag anzünden. The Show must go on und so. Doch eigentlich träumt er noch von einer anderen Karriere: Quanten-Physiker bei der NASA. Na dann mal viel Erfolg!