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„Danke Merkel"—Magdeburger Fans verarschen Hüpfverbot mit Bannern

„Eine hüpfende Nord ist alternativlos"—weil das Magdeburger Stadion wegen der hüpfenden Fans einsturzgefährdet ist, versprachen die Anhänger, das springen zu unterlassen. Dafür gab es so einige ironische Banner für den Verein.
Foto: Imago

Die Magdeburger Arena steht auch nach dem Sachsen-Anhalt-Derby noch. Was sich nach einer reißerischen Aussage anhört, war vor dem Spiel zwischen dem FC Magdeburg und dem Halleschen FC gar nicht so ausgeschlossen. Noch am Donnerstag sollte die Drittliga-Partie nach Zustellung einer Nutzungsuntersagungsverfügung von der Stadt unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Die Stadt hatte herausgefunden, dass durch das Hüpfen der Fans Statikprobleme auftreten und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei. Am Freitag wurden dann nach einem Gespräch zwischen Fans, Stadt und Verein entschieden: Fans dürfen kommen, aber es besteht ein akutes Hüpfverbot.

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Die passionierten Hüpfer, die vor allem im Block U hinterm Tor springen, ließen am Samstag jedoch ihren Frust auf einigen Spruchbändern mit einer gehörigen Portion Humor heraus. Sie kritisierten unter anderem die Stadt, Eigentümer des Stadions: „Wer billig baut, baut zweimal." Zudem feierten sie sich natürlich auch selbst: „Clubfans—härter als Stahlbeton." Außerdem spielten sie auf ein Spruchband der Dynamo-Dresden-Fans an: „Ihr habt zwei Wochen Zeit, uns ein neues Stadion zu bauen". Die hatten nach dem verlorenen Abstiegsgipfel 2014 gegen Arminia Bielefeld ein Banner mit den Worten „Ihr habt eine Stunde um die Stadt zu verlassen" ausgerollt. Wie ernst die Magdeburger das Transparent „Stadion kaputt, danke Merkel!" nahmen, sei mal dahingestellt. Neben dem Satz „Otto hüpft in Block U", erklärten sie auch ganz klar: „Eine hüpfende Nord ist alternativlos".

„Stehplatztribüne jetzt!", forderten die FCM-Fans, deren Nordtribüne eigentlich für Sitzplätze ausgelegt ist. Einer Spruchband-Drohung kamen die Fans des FCM jedoch nicht nach: „Heute wird Rabatz gemacht, bis die ganze Bude kracht". Die Fans hielten sich diszipliniert an das Verbot und änderten kurzerhand das Hüpfen zum Schunkeln. Das Stadion stand also noch. Und das obwohl das Spiel nicht nur durch die Derby-Atmosphäre ein ganz besondere Brisanz hatte.

Es war das erste Derby nach dem Tod des FCM-Fans Hannes S., der nach aus einer fahrenden Bahn sprang, nachdem er in einem Zugabteil auf Fans des Halleschen FC traf. Sein Bruder Christoph hielt vor dem Spiel eine bewegende Rede mit einer klaren Botschaft: „Wir schreien unser Team zum Sieg. Aber ohne dabei den Gegner zu beleidigen, ohne ihn anzugreifen, ohne ihn zu verletzen." Viele seiner Sätze sorgten im ganzen Stadion für Stille—und anschließend gab es auch Beifall der wenigen mitgereisten Fans aus Halle. Am Ende gewann der FC Magdeburg mit 1:0, doch das stand am Samstag irgendwie im Hintergrund.