„Im Team kennt keiner die Russenhocke"—Neustädters EM-Chronik
Illustration: Johann Steer

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Russland

„Im Team kennt keiner die Russenhocke"—Neustädters EM-Chronik

Roman Neustädter erzählt ab sofort in seiner EM-Kolumne über seine Eindrücke in der russischen Nationalmannschaft und bei der EM. Heute erklärt er unter anderem, wie er im Training mit besonders „russischen Anspielen" begrüßt wurde.

In den letzten Tagen wurde ich sehr oft gefragt, warum ich denn jetzt für Russland spiele, obwohl ich schon zwei Länderspiele für Deutschland gemacht habe. Das war auch die Lieblingsfrage der russischen Journalisten, mit denen ich in den ersten Tagen gesprochen habe. Für jeden Fußballer, der im Profibereich spielt, ist es das Größte, bei einer Welt- oder Europameisterschaft dabei zu sein. Mit Russland bin ich seit meiner Kindheit tief verbunden. Meine Mutter ist Russin, meine Oma wohnt noch dort und viele Freunde wie Verwandte auch. Ich kann fließend Russisch sprechen, lesen und schreiben. Die Auftritte des russischen Teams habe ich bei großen Turnieren immer verfolgt. Mit der Berufung in das EM-Aufgebot der Sbornaja geht für mich ein Traum in Erfüllung.

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Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Ich habe meinen russischen Pass bekommen, wurde für das Nationalteam berufen und bereite mich jetzt in Bad Ragaz auf die Europameisterschaft vor. Am Mittwoch wurde ich dann in der 64. Minute im Spiel gegen Tschechien als Innenverteidiger eingewechselt. Zwar haben wir unglücklich mit 1:2 verloren, trotzdem war ich sehr glücklich, zum ersten Mal für Russland zu spielen. Aber zum Durchschnaufen komme ich gar nicht: Ich muss mich natürlich noch akklimatisieren, lerne meine neuen Mitspieler und das neue Spielsystem kennen. Außerdem muss ich jeden Tag Gas geben, ich muss mich beim Trainer mit guten Leistungen als neuer Spieler empfehlen.

Foto: Imago