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FIGHTLAND

Wir haben mit dem Harry-Potter-Star gesprochen, der MMA-Kämpfer geworden ist

Josh Herdman war in allen Harry-Potter-Streifen zu sehen. Jetzt hat er Zauberstab gegen MMA-Handschuhe eingetauscht. Bei seiner Familie auch kein Wunder.

Wenn man den Großteil seiner Jugend in Harry-Potter-Filmen—die zu den größten Kassenschlagern aller Zeiten gehören—aufgetreten ist, stellt sich einem die Frage, was man danach mit seinem Leben anstellen soll. Daniel Radcliffe zum Beispiel hat sich entschieden, eine Weile nackt auf der Bühne aufzutreten und ist mittlerweile ein relativ ordentlicher Rapper; Emma Watson kämpft jetzt für Frauenrechte; und Rupert Grint hat sich einen Eiswagen gegönnt.

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Nur Josh Herdman—der den Charakter Gregory Goyle in allen acht Filmen verkörpert hat—hat etwas gemacht, mit dem wohl niemand gerechnet hätte: Er hat seinen Zauberstab an den Zauberstabnagel gehängt, sich stattdessen Handschuhe übergezogen und ist ins Oktagon gestiegen. Ja, die Rede ist tatsächlich von einem MMA-Oktagon.

Nachdem er neulich seinen ersten Amateur-MMA-Fight bei der Rise of Champions 2—wenn auch knapp—gewinnen konnte, ist Josh jetzt auch offiziell halb Schauspieler, halb Käfigkämpfer.

Draco Malfoy, Vincent Crabbe and Gregory Goyle dressed for the Yule Ball of 1994: pic.twitter.com/PR5IPhLEgN
— ˗ˏˋ fliss // school (@enchantinginny) 3. April 2016

Wie kam es dazu?

„Es war schon immer ein Ziel von mir, mal eines Tages im Käfig zu stehen", erzählt mir Josh. „Ich hatte die Dreharbeiten zu Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 abgeschlossen, als ich mit dem Training begann. Ich trainiere schon seit fünf Jahren Jiu Jitsu. Bis ich dieses Jahr beschlossen habe, all meine Aufmerksamkeit auf die MMA zu richten. Ich praktiziere es aber erst seit vier, fünf Monaten."

Joshs Zweitkarriere mag den einen oder anderen schockieren, doch ein kurzer Blick in seine Familienhistorie erklärt dann so einiges: „Mein Vater war Profiboxer, er hat mir deswegen schon im jungen Alter beigebracht, wie man zuschlägt", erklärt er. „Was das Boxen betrifft, bin ich zuversichtlich, aber ich glaube, dass ich am Boden am stärksten bin."

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Und die familiären Verbindungen zum Kampfsport gehen noch weiter: Josh hat zwei Brüder, die auf Amateurebene geboxt haben. Wenn es also in der Vergangenheit zu Meinungsverschiedenheiten kam, wer konnte sich dann durchsetzen? „Oh, eigentlich immer meine Brüder. Die haben mich regelrecht terrorisiert", erzählt uns Josh mit einem Lächeln. „Aber das prägt einen auch. Es hat mich stark gemacht für die Schule, mir eine dicke Haut verschafft."

Herdmans MMA-Debüt.

Und fühlt man sich vor seinem ersten Kampf? Die meisten Profi-Fighter wirken vor dem Kampf immer extrem aufgekratzt und aufgeregt.

„Ich war definitiv nervös. Mein Trainer hat mir vorher eine Reihe von Atemtechniken und andere Übungen eingeprügelt. Ich war aber auch so recht zuversichtlich, dass ich den Kampf gewinnen können würde. Natürlich spürte ich auch ein bisschen Angst. Ich habe das aber ganz bewusst zugelassen, weil ich glaube, dass das wichtig ist."

Was geht einem Cristiano Ronaldo durch den Kopf, bevor er zu einem wichtigen Elfer antritt? Oder woran denkt Lewis Hamilton, kurz bevor die Ampel auf Grün umschaltet? Wir wissen es nicht, aber wir können Josh Herdman fragen, was ihm vor und während seines ersten MMA-Fights durch den Kopf ging.

Nicht viel, wie sich herausstellt.

„Vor deinem ersten Kampf ist dein Kopf leer. Ich habe auch nicht an Taktik-Sachen oder sowas gedacht. Das Einzige, woran ich denken konnte, war, ‚krass, ich werde grad ins Gesicht geschlagen'! Das war echt komisch.

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„Mir hatten viele Leute vorher gesagt, dass die Angst einsetzt, sobald die Ringglocke ertönt. Das habe ich aber auch nicht wahrgenommen. Ich war immer noch ziemlich fokussiert und hatte meine Nerven unter Kontrolle."

Die anderen Kämpfer bei der Rise of Champions 2 haben mit großer Wahrscheinlichkeit in ihren Jugendjahren keine weltweit bekannten Millionenstreifen gedreht. Hat seine Berühmtheit dazu geführt, dass ihn seine Gegner anders behandelt haben? „Ich habe da keinen Unterschied gespürt. Ich werde eigentlich eh kaum erkannt. Und wenn doch, dann meistens von Harry-Potter-Fans. Und davon gibt es in der MMA-Szene nicht viele! Dacht ich zumindest. Denn als ich zum offiziellen Wiegen erschien, haben alle geschmunzelt und ‚Oh, Harry Potter!' gesagt. Das war genau das, was ich nicht wollte.

„Aber OK, dann musst du halt ein bisschen lächeln. Das hat mich nie gestört. Ich fühlte mich aber ein bisschen unter Druck gesetzt, im Kampf gut abzuschneiden. Ich wollte nicht ausgeknockt werden!"

Josh erzählt mir, dass er das natürlich alles schon unzählige Male erlebt hat: „In der Schule hat mich das gestört. Nachdem ich in der neunten und zehnten Klasse gedreht hatte und zurück in die Schule gekommen war, kamen die Sieben- und Achtklässler auf mich zu und schrieen ‚HARRY POTTER!' quer über den Hof. Das war dann manchmal schon ein bisschen nervig und frustrierend. Aber das ist eben auch ein Teil davon. Das muss man einfach akzeptieren, glaube ich.

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„Ich habe die Rolle im Alter von 13 Jahren bekommen. Von da an habe ich 10 Jahre an Harry Potter gearbeitet. Es war ein wichtiger Teil in meinem Leben."

Ein jüngerer Herdman als Gregory Goyle

Trotz der Frotzeleien von ein paar anderen Kämpfern hat Josh sein erster Kampf offensichtlich gefallen. Und er will schon bald ins Oktagon zurück: „Es macht irgendwie süchtig. Ich freue mich schon auf den nächsten Kampf. Ich bin nervös und gleichzeitig voller Vorfreude. Ich will an der Rise of Champions 3 im Oktober teilnehmen. Und vorher will ich auch noch mal in den Ring steigen."

Josh ist mittlerweile sogar zu einer Art Botschafter des Sports geworden: „Es ist eine irre Erfahrung. Ich glaube, dass es auch einer Menge anderen Leuten guttun würde, den Sport mal auszuprobieren. Es würde ihr Selbstbewusstsein stärken. Denn beim MMA lernt man viel über sich selbst.

„Es ist ein wunderbarer Sport", fährt er fort. „Einerseits brutal, aber andererseits auch eine schöne Kunstform. Wenn die Leute sehen, dass ein Harry-Potter-Schauspieler MMA kämpfen kann, dann sollte ihnen klar sein, dass jeder das erlernen kann!"