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Fc Bayern München

Nicht mal München will dieses Jahr die Bayern-Meisterfeier

Der FC Bayern will direkt nach dem letzten Spieltag seine Meisterfeier auf dem Marienplatz abhalten. Münchner Politiker und Geschäftsleute sind dagegen. Sie begründen ihre Haltung mit der guten alten Logik.
Foto: Imago/Revierfoto

Wie sehr freut man sich am 24. Dezember über ein Weihnachtsgeschenk, das man schon drei Wochen vorher in die Hand gedrückt bekommen hat? Richtig, nicht ausschweifend, eher abgeklärt und wenig überrascht. In etwa so dürfte das Gefühl bei Fans und Mannschaft des FC Bayern München auf der fünften Meisterfeier in Folge nächstes Wochenende auf dem Marienplatz sein – auch wenn sie dem natürlich widersprechen dürften. Die Schale als Geschenk war aber schon Wochen zuvor bestätigt worden, in München will man aber noch zwei andere Päckchen. Kein Wunder, dass die Meisterfeier des Rekordmeisters auf dem Marienplatz Jahr für Jahr uninteressanter wird.

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Das war nicht immer so. Man denke zurück an die legendäre Rede von Admiral van Gaal im Jahr 2010: "Wir sind die Besten von Deutschland und vielleicht bald von Europa!" Die Bayern-Fans rasteten auf dem prall gefüllten Platz förmlich aus. Oder 2013, als Innenverteidiger Dante nicht bei der Präsentation des Triples auf dem Rathaus-Balkon in München anwesend war und sich per Videobotschaft an die Fans wandte: Sein Lied "Und Pokal auch und Pokal auch" entwickelte sich zum Viralhit. Doch in den Jahren darauf wiederholten sich zwar die silbernen Schalen, aber nicht die großen Feierlichkeiten. Der Dante-Song wurde einfallslos von Müller kopiert und die Wellenbrecher sowie TV-Teams verdrängten die Bayern-Fans, die mit ihren Sponsoren-Fähnchen ohnehin mehr an Parteitagseuphorie als an Meisterekstase erinnerten. Und in diesem Jahr wollen selbst Politiker und Einzelhandel die Meisterfeier nicht – zumindest nicht direkt nach dem 34. Spieltag nächsten Samstag.

Der FC Bayern hat nämlich mit der diesjährigen Planung seiner Meisterfeier ziemlich viel verbrannte Erde in der eigenen Stadt hinterlassen. „Die Anwohner kommen an diesem Tag nicht mehr aus ihren Häusern raus, und die Händler haben massive Einbußen", erklärte der stellvertretende Vorsitzender des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel Wolfgang Püschel (SPD). Der Bezirksausschuss hat den geplanten Termin einstimmig abgelehnt. „Wir verstehen nicht, dass man diesen Termin durchdrücken muss. Die letzten Jahre ging es ja auch am Sonntag", wird Püschel in der Münchner Presse zitiert. Neben den Politikern haben auch die Geschäftsleute in der Innenstadt wenig Lust auf die Meisterfeier am Samstag. Sie verlieren wichtige Einnahmen und Kunden.

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Schon im Jahr 2014 hatte die Feier an einem Samstag für Unmut gesorgt, weshalb diese 2015 und 2016 an einem Sonntag stattgefunden hatte. Als Gegner des FC Bayern wollen sich die Händler aber nicht sehen: „Das Problem ist nicht die Meisterfeier, das Problem sind die exorbitanten Sicherheitsvorkehrungen", erklärt Wolfgang Fischer von der Händlervereinigung „CityPartnerMünchen" auf Anfrage von VICE Sports. „Bei uns ist keiner Sechziger und will gegen die Party rebellieren, wir sind Bayern-Fans und finden es klasse, dass sie Meister geworden sind. Doch so eine Feier hat verheerende Folgen für die Geschäfte", so Fischer, der für den branchenübergreifenden Zusammenschluss der Einzelhändler spricht. „Die Kontrollen beginnen morgens um 9 Uhr, die U- und S- Bahnen werden gesperrt und es gibt weder Freischankflächen noch Besucher für die Händler." Die Anwohner und Mitarbeiter der Geschäfte wiederum müssen sich nicht nur mit feiernden Menschenmassen, sondern auch mit großen Sicherheitskontrollen herumschlagen. Kurz Besorgungen machen oder mit dem Hund Gassi gehen ist da nicht drin.

Die Medienvertreter haben Vorrang vor den Fans; Foto: Imago

Warum der FC Bayern unbedingt am Samstag feiern will, wurde Fischer und den Geschäftsinhabern nicht mitgeteilt. „Weder der FC Bayern noch die Stadt München als Veranstalter haben das kommuniziert. Wir kennen auch nur die Argumentation aus den Medien." Laut Münchner Merkur soll ein Argument sein, dass die auswärtigen Fans direkt nach dem Spiel weiter zur Meisterfeier pilgern können. Da ein Autokorso über die Leopoldstraße vom Verein aber nicht angemeldet wurde, soll diese Argumentation gar keinen Sinn machen.

„Das ist ein bisschen unlogisch. Rein logistisch gibt es keine Chance für die Fans aus dem Stadion an der Meisterfeier teilzunehmen", so Fischer. „Die Feier beginnt gegen 19.30 Uhr. Wenn sie es überhaupt vom Stadion in die Innenstadt in dieser Zeit schaffen, könnten sie trotzdem nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen, weil der Marienplatz wegen Überfüllung schon nachmittags gesperrt ist. In diesem Jahr haben wir sogar noch eine Baustelle, die den Platz noch mal verkleinert."

Die Party wird trotz Kritik aber definitiv am Samstag auf dem Marienplatz stattfinden. Nun hoffen Fischer und seine Mitstreiter, dass es künftig ein Umdenken gibt. „Wir hoffen, dass Stadt und Verein sich mit uns zusammensetzen. Durch die ständig steigenden Sicherheitsvorkehrungen hat eine Meisterfeier an einem Samstag in der Innenstadt immer größere Auswirkungen", so Fischer. „Eine Alternative an einem Samstag wäre die Theresienwiese, die für viel mehr Fans Platz bieten würde." Der Platz beherbergt unter anderem das Oktoberfest – feiernde Massen wären dort also kein Problem. Zudem könnte der FC Bayern dort eine würdige Feier für noch mehr tausende Fans bieten. Und vielleicht wehrt sich ja die Liga und bis zur nächsten Meisterfeier dauert es mal wieder einige Jahre – dann können sich die Bayern-Fans auch wieder etwas ausschweifender feiern.