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2. bundesliga

FC St. Pauli entschuldigt sich für „Bombenopfer“-Plakat – mit einer Einschränkung

Gestern haben St. Pauli-Fans beim Heimspiel gegen Dynamo mit einem Spruchband die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Dresden verhöhnt.​ Beide Vereine waren entsetzt und reagierten prompt. Und blieben sich dabei treu.
Foto: imago

Gestern haben St. Pauli-Fans in der Halbzeitpause beim Zweitliga-Heimspiel gegen Dynamo Dresden (2:0) für eine geschmacklose Aktion gesorgt. Auf der Südtribüne des Millerntor-Stadions wurde ein Spruchband mit der Aufschrift „Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt – gegen den doitschen Opfermythos" gezeigt und damit die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 auf menschenverachtende Weise verhöhnt. Das Banner spielte sehr wahrscheinlich auf den heutigen 72. Jahrestag der Bombardierung Dresdens an.

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PFUI! Ich hoffe, dass das hart und konsequent bestraft wird. — Big Brother (@BB_Ger)February 12, 2017

Die Verantwortlichen der Hamburger haben sich umgehend in einem Schreiben für die Aktion auf der Südtribüne entschuldigt:

„Auch wenn der FC St. Pauli sich von der These des Opfermythos, der in der Vergangenheit speziell von Nationalisten und Rechtspopulisten propagiert wurde, klar distanziert und einen kritischen Umgang mit der deutschen Geschichte ausdrücklich begrüßt und fordert, ist mit den Worten auf dem Spruchband eine Grenze überschritten worden, werden dort doch die Toten der Luftangriffe auf Dresden verhöhnt. Für das Verhalten seiner Anhänger möchte sich der FC St. Pauli bei Dynamo Dresden, seinen Fans und allen Angehörigen der Opfer der Angriffe vor 72 Jahren entschuldigen."

Auch wenn man sagen muss, dass es sich um eine Entschuldigung mit Einschränkungen handelt, schließlich stellten die Hanseaten klar, dass man sich von der „These des Opfermythos" eindeutig distanziere.

Gleichzeitig begrüßte Dynamo, in Person von Geschäftsführer Michael Born, „ausdrücklich, dass sich die Verantwortlichen des FC St. Pauli unmittelbar nach dem Spiel mit uns in Verbindung gesetzt haben und sowohl in einem persönlichen Gespräch als auch mit einer entsprechenden Stellungnahme um Entschuldigung gebeten haben." Born fand dann noch deutliche Worte zu der Aktion der St. Paulianer:

„Opfer von Krieg und Gewalt zu verhöhnen – das überschreitet nicht nur alle Grenzen des Geschmacks und der Meinungsfreiheit, es ist nicht zu akzeptieren und untergräbt unsere auch im Sport geltenden humanistischen Werte. Im Interesse der gesellschaftlichen Akzeptanz des Fußballs und der friedlichen Fans ist es daher wichtig, dass solche Entgleisungen – gleich in welchem Stadion sie passieren und wem sie anzulasten sind – nie wieder geschehen."

Neben den Vereinen hat sich auch der Fanclubsprecherrat der Hanseaten entschuldigt: „Die Tonalität des ersten Teils des Spruchbandes kann auch für den FCSR in Inhalt und Wortwahl als Aussage nicht so stehen bleiben."