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Wolf im Schafspelz

"Willst du verkloppt und verbrannt werden?"

Wir sprachen mit dem Typ, der beim Supercup dank eines billigen Tricks auf der Südtribüne stand. Im Schalke-Trikot. Er wollte versöhnen.
Foto: privat

Der kleine blaue Punkt im Signal Iduna Park hat mehr Eier als wir alle zusammen. Beim Supercup am vergangenen Samstag hatte sich ein Schalkefan auf die Südtribüne geschmuggelt. Um nicht bei der Einlasskontrolle entdeckt zu werden, zog sich Benno ein Trikot der Nationalmannschaft von Jamaika über. Das Mitbringsel aus dem letzten Urlaub trägt ebenfalls die Farben schwarz und gelb.

"Die Kontrolleure haben auf alles geachtet, sind aber nicht auf Idee gekommen, dass ich ein Schalketrikot drunter tragen könnte. Obwohl das Jamaikatrikot eindeutig kleiner war."

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Bis zur zwölften Minute hielt es der Knappenfan in den Farben des "Erzfeindes" aus, dann schoss Christian Pulisic das 1:0 für den BVB. Benno nutzte die Dortmunder Endorphinausschüttung, um des Pudels Kern zu offenbaren. "Nach den Emotionen auf der Tribüne dachte ich mir: Wenn nicht jetzt, wann dann?" Aus Jamaikashirt wurde Schalketrikot.

Die Reaktionen im BVB-Block fielen unterschiedlich aus. "Mir wurde körperliche Gewalt angedroht. Sie fragten mich, ob ich blau geschlagen werden möchte, oder ob ich verbrannt werden möchte. Dazu wurde ich mit dem ein oder anderen Bier beworfen."

Jedoch zeigten einige Dortmunder auch Sympathien mit dem Eindringling und stießen auf die neue gewonnene Fanfreundschaft an "Ich hatte viele nette Gespräche über unseren Fußball gehabt. Es wurde viel gelacht und ebenfalls viele Fotos geschossen. Mein absolutes Highlight war, dass mir sogar Bier ausgegeben wurde."

Die Facebook-Seite "FC Schalke 04 - Die größte Nordkurve der Welt" machte mit einem Post auf Benno aufmerksam und wollte sichergehen, ob er noch lebe. VICE Sports kann bestätigen, es geht ihm gut.

Provozieren wollte Benno mit seiner Aktion nicht, im Gegenteil: "Ich wollte einfach zeigen, dass es auch anders geht und die Rivalität der Vereine auch mal Nebensache sein kann." Durch die geteilte Vergangenheit und gelebte Fußballkultur sei man im Ruhrgebiet enger verbunden, als mit anderen Vereinen wie beispielsweise Bayern München.

"Man ist auf Kohle geboren. Jeder ist hier Fußballfanatiker. Gerade in Spielen gegen den FC Bayern München halte ich zum BVB. Mir ist der FC Bayern als Verein äußerst unsympathisch. Die Fans der Bayern sind extrem auf Erfolg fixiert. Die Bescheidenheit fehlt. Im Ruhrpott bekommt man selbst mit den kleinsten Erfolgen die Leute auf die Straße."

Ob er ebenfalls positiv reagiert hätte, wenn er einen Schwarz-Gelben bei sich auf der Nordkurve entdeckt hätte? Benno legt sich fest. "Es gibt genug schlimme Dinge auf der Welt und im Fußball sollte der Zusammenhalt an erster Stelle stehen. Da spielt es keine Rolle, welcher Verein es ist."