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one shot

„One Shot" setzt neue Maßstäbe unter Dirtbike-Videos

„One Shot" wurde mit nur einer Kamera, vor allem aber mit nur einer einzigen Aufnahme gedreht. Und kann sich mehr als nur sehen lassen.
Photo by Sterling Lorence

Das Dirtbike-Video One Shot, das gestern veröffentlicht wurde, ist komplett unbearbeitet und kommt ohne Unterbrechungen aus. Es zeigt einfach nur Brandon Semenuk—den wohl besten Mountainbiker für eine solche Strecke—wie er für zwei Minuten am Stück einen waghalsigen Hügel runterdonnert. Er musste den Parcours nur einmal fahren, nachdem er gleich beim ersten Versuch jeden Sprung gestanden und jeden Trick gezeigt hat, und das alles mit einer Verletzung am linken Handgelenk.

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Der Clip ist in seiner Art einzigartig. Wirklich filmreife Action, die gleich mehrere Minuten am Stück andauert, ist sehr selten. Umso seltener ist es, diese auch noch mit nur einer einzigen Kamera—und damit aus nur einer Perspektive—festzuhalten. Und dann wäre da noch der Kostenpunkt: Denn der logistische Aufwand hinter zwei Minuten von so edlem Videomaterial hat natürlich seinen Preis. Und zeitaufwendig ist das Ganze auch noch.

Wenn es aber jemand schaffen kann, dann das Producer-Team aus Teton Gravity Research und Anthill Films. TGR hat schon viele Actionsport-Videos produziert und darüber hinaus auch schon die X Games und die NBC Gravity Games beraten. Anthill Films hingegen hat in den letzten Jahren mehrere Preise abgeräumt und sich im Actionsport-Bereich einen echten Namen gemacht.

„Schon seit zehn Jahren hatten wir die Idee, den Traum, eine superlange Aufnahme zu machen, mit nur einer Aufnahme ein ganzes Videosegment festzuhalten", sagt Darcy Wittenburg, Producer und Mitgründer von Anthill Films. „Die Idee kam uns beim vielen Umherfahren, als wir uns die Frage gestellt haben: ‚Was wäre, wenn wir einen Parcours hätten, der an einer Straße entlang führt und eine endlose Aufnahme ermöglicht?'"

Eine geeignete Location zu finden, war die erste Herausforderung. Wittenburg und das TGR-Team haben sich ein halbes Dutzend Privatgrundstücke angeschaut: Die Location brauchte steile Hügelpassagen, einen bestimmten Boden und durfte keine Bäume haben. Ihre Wahl fiel am Ende auf eine Ranch in Cambria, Kalifornien. Eine Gruppe Männer machte sich an die Arbeit, und mit Baggern ausgerüstet haben sie einen Monat lang die Strecke samt Sprungschanzen und die Straße konstruiert, von der aus Semenuk gefilmt werden sollte.

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Das Team aus TGR und Anthill war insgesamt eine Woche lang auf der Ranch, um die perfekte Aufnahme vorzubereiten. Es gab nur einen Kameramann, Brian Wulf, und eine Kamera, eine Red Epic. Darren McCullough hat sich um den Kamerafokus gekümmert, während Collin Jones Richtung Fahrer (Wittenburg) die richtige Geschwindigkeit gebrüllt hat. Auf einem spezialangefertigten Gestell stand die Kamerahalterung, die ursprünglich für die Luftfahrt entwickelt wurde und auch schon zu den Aufnahmen in Planet Earth beigetragen hat. Ein Generator von Honda auf der Ladefläche des Pickup-Trucks versorgte die Kamera mit Strom. Stichwort Kamera: Wulf steuerte die Kamera via Monitor vom Rücksitz aus

Von diesem Gefährt aus wurden die atemberaubenden Aufnahmen geschossen. Mit freundlicher Genehmigung von Brian Wulf

Damit One Shot ein Erfolg werden konnte, brauchte es einwandfreie Bedingungen (der viele Wind in Cambria ist nicht unbedingt hilfreich, wenn man auf einem Dirtbike einen Backflip machen will) und eine fehlerlose Fahrt von Semenuk. Außerdem musste die Filmcrew mit dem perfekten Timing neben der Strecke herfahren und Wulf saubere Aufnahmen machen. In der Woche vor dem Dreh hat Semenuk wiederholt den oberen Part des Parcours trainiert, nicht aber den unteren. Auch die Filmcrew war fleißig und ist die Strecke immer wieder abgefahren und hat Hinweisschilder aufgestellt, die dem Fahrer die Geschwindigkeit anzeigen sollten. Der Druck auf Semenuk war natürlich enorm.

„Man konnte Brandon ansehen, wie hochkonzentriert er war, auch wenn er ansonsten ziemlich gechillt ist. Ich habe ihn auch lieber nicht angesprochen", sagt Wulf.

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Am letzten Tag des Shootings war es fast windstill, der Himmel klar und Semenuk und die Crew haben eine erste komplette Aufnahme gemacht. „Als wir fertig waren", erinnert sich Wulf, „habe ich gedacht, dass Brandon es bestimmt noch einmal machen will. Doch nachdem er sich das Video angeschaut hatte, meinte er nur ‚Fuck yeah, wir sind hier durch!'"

Semenuk spricht offen darüber, welchen Druck man verspürt, wenn ein sechsstelliges Investment von einer zweiminütigen Dirtbike-Abfahrt abhängt.

„Die Tatsache, dass nur mit einer Kamera und am Stück gedreht wurde, lässt natürlich keinen Raum für Fehler", sagt er. „Doch den noch größeren Druck hatte meiner Meinung nach die Filmcrew, die das Ganze ja möglichst perfekt festhalten musste. Ihr Part war mindestens genauso schwer wie meiner. Als ich unten angekommen war, habe ich nur noch gehofft, sie jubeln zu hören."

One Shot wurde als Teil des längeren Films unReal produziert, der am 21. Juli auf iTunes veröffentlicht wurde. TGR und Anthill werden zudem im Laufe des Jahres in regelmäßigen Abständen Making-of-Material bereitstellen.