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Dallas Mavericks

Kann Deron Williams Dallas' Saison retten?

Mavs-Fans werden nicht in Jubelstürme verfallen sein, als sie hörten, dass der alternde Deron Williams verpflichtet wurde. Trotzdem hat er immer noch genug im Tank, um Dallas zum Play-Off-Team zu machen.
Brad Penner-USA TODAY Sports

Die Dallas Mavericks haben endlich den Spieler bekommen, den sie schon 2012 wollten.

Die Frage, die jetzt die Runde macht, ist folgende: Ist Deron Williams mehr als nur ein Trostpreis für Mark Cuban und seine Mannen?

Fangen wir mal andersrum an. Für den 31-jährigen Williams ist es die wohl perfekte Lösung, der Stadt, dem Kader, dem Besitzer und dem Coach sei Dank. Er geht nämlich in seine Heimatstadt zurück, ohne dass alle von ihm erwarten (das wäre 2012 definitiv anders gewesen), in die Heilandrolle zu schlüpfen. Auch von den Medien—deren Berichterstattung in New York bisweilen mehr was von einer Kreuzigung hatte—hat er in Dallas weitaus weniger zu befürchten. Und er muss sich nicht von einem Paul Pierce anhören, in Wahrheit gar kein Superstar seines Sports zu sein.

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Nein, in Dallas bekommt Williams eine echte Chance auf eine zweite Chance, auch wenn seine beiden Knöchel und sein Alter ein nicht ganz unwesentliches Fragezeichen darstellen. Man sollte also lieber nicht größere Geldsummen darauf verwetten, dass Williams in Dallas wieder zu einem der besten Point Guards der NBA werden wird. Muss er aber auch gar nicht, denn auch so ist er immer noch ein überdurchschnittlich guter, fleißiger—wenn eben auch verletzungsanfälliger—Spieler. Kann sich Williams endlich wieder auf seine guten alten Scorer-Tage in Utah besinnen, könnten die Mavs mit ihm nächste Saison ein echtes Offensivfeuerwerk abbrennen. Dass sie dazu in der Lage sind, haben sie in der Vorsaison eindrucksvoll unter Beweis gestellt, bis, ja bis, ein gewisser Rajon Rondo die Teamchemie sprengte.

Selbst in der letzten Saison—als seine Wurfquote aus dem Feld mit 38,7 Prozent einen nie dagewesenen Tiefpunkt erreichte—hatte er seine hellen Momente. Die Nets gewannen neun ihrer letzten 14 Spiele und schafften es doch noch in die Playoffs, auch dank eines Williams, der im April auf durchschnittlich 15 Punkte, 8 Rebounds und 5 Assists kam und eine sensationelle Wurfquote von 42,9 Prozent „from downtown" an den Tag legte. Und dass er seine Verteidiger immer noch schwindlig spielen kann, weiß nicht zuletzt Brandon Bass.

Dann wäre da noch seine viel gescholtene Postseason-Performance, die viele darin bestätigt sahen, als ihm in drei First-Round-Spielen gegen die Hawks nicht mehr als fünf Punkte gelangen. Andererseits kam er in Spiel 4 auf 35 Punkte (davon 7 Dreier) und 7 Assists. Abschreiben darf man die Wundertüte Williams also noch lange nicht.

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Zumal man seine Leistung in Brooklyn auch vor dem Hintergrund sehen sollte, dass es dort für ihn nicht viel schlechter hätte laufen können: Ständig hatte er mit Verletzungen zu kämpfen und war umringt von einem Haufen alternder Allstars, die zwar einen großen Namen hatten, aber nie wirklich gut zusammengepasst haben. Zudem wurde er auch nicht mit Coach Lionel Hollins warm. Am Ende war er also kaum mehr als das teure Aushängeschild des schwerreichen und fame-geilen Nets-Besitzers Prochorow, dessen Verständnis von Basketball als ziemlich überschaubar gilt.

Vor allem zuletzt eine Zeit zum Vergessen: Williams bei den Nets. Foto: USA TODAY Sports

In Dallas freut man sich auf jeden Fall riesig auf Deron Williams.

Was auch am restlichen Kader liegt, denn der passt viel besser zu einem Spieler wie Williams, als das für ihn noch in Brooklyn der Fall war. Anstelle von der schwerfälligen Post-up-Maschine Brook Lopez und Joe Johnson (der das Spiel eher verlangsamt), spielt Williams jetzt mit Dirk Nowitzki sowie den agileren—und gleichzeitig treffsicheren—Chandler Parsons und Wes Matthews zusammen. Wenn man bedenkt, dass Carlos Boozer mit seinem Pick-and-roll-Spiel Deron Williams zu einem der Besten in der NBA gemacht hat, dann ist der Mavs-Kader, vor allem natürlich dank Dirk, ein gutes Omen für die kommende Saison.

Außerdem macht Mut, dass es Rick Carlisle wie kein Zweiter versteht, das Maximum aus seinem Backcourt rauszuholen. Unter seiner Hand sind in den letzten Jahren—mit Ausnahme von Rajon Rondo—alle PGs der Mavs so richtig aufgeblüht. Stichwort: Monta Ellis, Devin Harris, Jameer Nelson, Jason Kidd, Jason Terry, J.J. Barea, O.J. Mayo und Darren Collison. Kidd hat hier sogar das eigentlich Undenkbare geschafft und im Alter von 37 Jahren den Titel gewonnen.

Und mit Cuban bekommt Williams einen Team-Besitzer vor die Nase gesetzt, der nicht nur schwerreich ist, sondern auch ein super Verständnis von Basketball hat—und weiß, wie man an den Ring kommt. Die DeAndre-Jordan-Posse—und eigentlich auch der Rondo-Trade—haben gezeigt, dass Cuban bereit ist, so ziemlich alles dafür zu tun, um seine Mavs wieder zu einem echten Faktor zu machen und Dirk den Abschied zu schenken, den er sich verdient hat. Jetzt, wo sie Williams ihr Eigen nennen können, sind die Mavs nur noch einen defensivstarken Center vom Status eines Titelaspiranten entfernt. Also kann man davon ausgehen, dass Cuban jetzt noch mal alle Hebel in Bewegung setzen wird (und auf eine Menge First-Round-Picks pfeifen würde), um einen starken Big Man à la DeMarcus Cousins nach Dallas zu lotsen.

Und was zu guter Letzt Williams' angebliche Wurfschwäche der letzten Jahre betrifft, sei gesagt, dass diese ordentlich übertrieben ist. Seine Quote aus dem Feld lag in der Saison 12/13 und 13/14 bei rund 45 Prozent, unterstützt von soliden Rebound-Werten. Sollte sein Körper mitspielen, könnte er Dirks Abschiedstournee echt noch versüßen. Man darf also gespannt sein.