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Fußball

Die U21 ist ein Gradmesser, mehr nicht

Also vergesst die 5:0-Klatsche gegen Portugal. Wie viele U-Irgendwas-Turniere hat Ghana gewonnen und wie viel haben sie bei den Senioren gerissen?
Foto: Imago/Annegret Hilse

Man hätte nach dem blamablen 0:5 der deutschen U21-Elf gegen Portugal einiges erwarten können, aber dann doch nicht eine solche Aussage: "Vielleicht habe ich vor dem Spiel gedacht, dass ich der Größte bin. Keine Ahnung, was heute war. Ich glaube, ich muss wieder auf den Boden kommen", erklärte Emre Can. Ein 21-Jähriger, der in Liverpool als der Nachfolger für Steven Gerrard gehandelt wird und auf dem Zettel von Jogi Löw steht, gibt zu, das er abgehoben ist? Da stellt sich die Frage, wenn er es schon in die Kamera sagt, wie unfassbar abgehoben muss er wirklich sein? Wenn man den Swagger sieht, mit dem Can auf dem Platz steht, dann kann man sich die Antwort sparen. Doch daran ist nichts Schlimmes, den Glauben an sich selbst braucht nun mal jeder heranwachsende Fußballprofi, um sich in diesem brutalen Geschäft durchzusetzen. Und wenn man als Anfang 20-Jähriger dabei noch ständige Bestätigung erfährt, dann denkt man eben schnell, dass man sowieso der hellste Stern am Fußballer-Horizont ist.

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Von der U21 wurde in Tschechien nichts geringeres als der Titel erwartet. Zu gut sei der Kader und somit war die Titelformulierung die logische Konsequenz. Bevor der erste Ball angestoßen wurde, gab es schon Vergleiche mit der U21 von 2009, die mit den späteren Weltmeistern Neuer, Hummels, Boateng, Khedira und Özil Europameister wurden. Da kann man als junger Kicker schon mal abheben, vor allem wenn man dazu auch noch eine wichtige Rolle in seinem Verein in der angeblich besten Liga der Welt einnimmt.

Das, was die jungen Herren gegen Portugal boten, war eine klassische Lehrstunde. Doch darin sollte auf keinen Fall zu viel reininterpretiert werden. Schließlich ist es nur ein U21-Turnier und dient maximal als Gradmesser. Wie viele U-Irgenwas-Turniere hat Ghana gewonnen und bei wie vielen haben die Portugiesen, Tschechen und Serben stark abgeschnitten und was haben deren Senioren in den letzten Jahren gerissen? Wenn man irgendwas aus diesem Turnier mitnehmen sollte, dann darf man auch die Leistung der Junioren gegen Dänemark und Tschechien nicht außen vor lassen. Was diese Jungs am Ball drauf haben ist schlicht und ergreifend Wahnsinn und der DFB kann sich gerne die Schulter Wund klopfen, ob des spielerischen Potenzials, dass man in den letzten Jahren ausgebildet hat. Ich würde gerne mal diese U21 gegen die Vize-Weltmeister von 2002 antreten sehen und schauen, wer sich dieses Mal die fünf Dinger fängt.

Was wir festhalten sollten, und das wussten wir auch vor dem Turnier und das wissen wir heute immer noch: Wer Spieler wie Bernd Leno, Maximilian Arnold oder Johannes Geis auf der Bank lassen kann, der braucht sich um die Zukunft des deutschen Fußballs wahrlich keine Gedanken machen.