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Fußball

Das kleine Rot-Weiß Oberhausen zerlegt die AfD nach Höckes Rede

„Man kann diese Rede nur als letzte Warnung, als letzten Hinweis, als letztes Signal nehmen—diese Partei darf man nicht wählen!" Danke, RWO!
Foto: Imago

Auf den Social-Media-Kanälen deutscher Fußballvereine passiert in der Regel sehr viel. Die Vereine geben Unmengen von Informationen mit auf den Weg, produzieren massig Eigenwerbung und üben sich immer mehr in Eigenironie. Und ganz wichtig: Die Emojis müssen sitzen. Doch politische Botschaften werden in der Regel vermieden, außer man lädt Flüchtlinge zu Spielen ein. Bei Rot-Weiß Oberhausen ist das anders. Der langjährige Zweitligist dümpelt in der Regionalliga herum und muss in diesen Untiefen der fußballerischen Bedeutungslosigkeit Altlasten sowie Verbindlichkeiten abbauen—vergraulen kann man da schon lange niemanden mehr. Vielleicht auch deshalb ist der Verein mittlerweile bekannt für seine Tweets und Facebook-Posts zu aktuellen Gesellschaftsdebatten. Bei dem Viertligisten können Emotionen noch direkt aus dem Herzen in die Tastatur getippt werden—wie gestern.

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Foto: Screenshot twitter.com

Der thüringische AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke hatte eine Welle der Fassungslosigkeit und Entrüstung ausgelöst, als er mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin gesagt hatte: „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Also nahm sich bei RWO jemand ein Herz und fand unter dem Titel „Aufwachen, jetzt!" ein weiteres Mal die richtigen Worte: „Man will dem grausamen Geschwätz eigentlich überhaupt keine Bühne geben, kommt aber auch mit schweigen nicht weiter", heißt es in dem gescreenshotteten Text des Tweets.

„Natürlich könnte man Ihn jetzt beleidigen, diffamieren, argumentativ auseinandernehmen…aber darauf legt diese Person es ja an", so der Regionalligist weiter, nur um dann an seine Fans zu appellieren: „Man kann diese Rede nur als letzte Warnung, als letzten Hinweis, als letztes Signal nehmen—diese Partei darf man nicht wählen!" Es ist Politik, an die sich die wenigsten Vereine wagen, doch der „kleine Rot-Weiße Twitter-Account", wie sich der Klub zu Anfang des Textes nennt, traf mit seinen klaren Worten den richtigen Nerv: Über 500 Retweets und 1.200 „Gefällt mir"-Angaben zeigen, dass Diskriminierung und Hass im Fußball keinen Platz haben.

Update: Der besagte Tweet wurde mittlerweile gelöscht und es gab dazu eine Stellungnahme vonseiten des Vereins, dass sie laut „Vereinssatzung keine politische Stellungnahme abgeben dürfen" und es „dahingehend auch einige Beschwerden gegeben" habe. Die Aufforderung zum Nichtwählen der AfD war demnach wohl nicht mit der Satzung vereinbar.

Stellungnahme zum #Höcke #AfD Tweet: pic.twitter.com/2ZQksN20c1
— Rot-Weiß Oberhausen (@RWO_offiziell) 19. Januar 2017

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