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landespokalfinale

​Die grotesken Ausschreitungen beim Babelsberger Pokalsieg waren vorhersehbar

Das Internet lacht über den Hechtsprung eines Babelsberg-Fans auf eine Polizeikette. Dabei waren die heftigen Ausschreitungen vom Verein prophezeit worden. Der erhebt nur schwere Vorwürfe gegen die Beamten.
Screenshot: Youtube

Der SV Babelsberg 03 feierte am Samstag den Brandenburger Landespokal durch einen 3:1-Sieg gegen den FSV Luckenwalde. Das Internet lacht derweil über lustige Bilder von zwei Babelsberger Fans: Ein übermotivierter Fan versuchte mit einem Sprung in Wrestler-Manier eine Polizeikette zu brechen. Einige Meter weiter hängt eine Frau auf einem Absperrzaun mit zerrissener Hose und entblößtem Spitzenhöschen. Leider gehörten diese Szenen zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Fans, die den Pokalsieg überschatteten.

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Nach Abpfiff wollte die Babelsberger Mannschaft mit ihren Anhängern den Pokalsieg feiern. Einige Fans stiegen auf die Absperrzäune, woraufhin die Polizei sich vor den Block positionierte. Als ein Zaunstück nachgab und einige Fans auf den Rasen gelangen konnten, eskalierte die Situation. Die Aussagen über die Vorkommnisse könnten jedoch verschiedener nicht sein.

„Nach Spielende versuchte eine Gruppe von ca. 100 Personen der Gästefans den Platz zu stürmen", berichtete die Polizei. „Dies konnte nur durch den massiven Einsatz von Ordnern und Polizeikräften verhindert werden." Laut der Polizei soll es zu mehreren vorübergehenden Festnahmen, einigen Anzeigen und „durch den Einsatz von Reizgas zu mehren Leichtverletzten sowohl unter den Fans, als auch bei Polizeikräften" gekommen sein.

Sowohl der SV Babelsberg 03, als auch Augenzeugen und Medienberichte widersprechen diesen Aussagen. „Ich habe den spontanen Eindruck gewonnen, dass die Polizei nach Spielende überreagiert hat", sagte Babelsbergs Vorstandsvorsitzender Archibald Horlitz der dpa. Augenzeugen erzählen vom willkürlichen Gebrauch von Pfefferspray und Knüppeln gegen Fans und sogar Stadionordner. „Die Einsatzkräfte sprühen das Tränengas—zunächst nur gegen einzelne Personen, später willkürlich in großen Mengen in den Block", berichtete die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ). „Augen werden ausgespült, einige Fans und Ordner bluten." Von Leichtverletzten—Zitat der Polizei—kann nicht die Rede sein: Laut MAZ seien mehrere Rettungswagen und ein Hubschrauber angerückt.

Der SV Babelsberg 03 will die Vorkommnisse nun aufarbeiten. „Es wurde von Seiten der Einsatzkräfte keine Rücksicht auf Kinder, Frauen und Rentner genommen", heißt es in einer Stellungnahme des Vereins. „Das aggressive Verhalten der Polizei, die absichtliche Trennung der Mannschaft von den Fans und die Verweigerung des deeskalierenden Eingreifens unseres Sicherheitsdienstes führten dann in Summe zur bekannten Eskalation nicht nur auf dem Spielfeld und im Gästeblock, sondern auch im Eingangsbereich des Stadions."

Die Vorkommnisse unterstreichen erneut, wie schlecht es um die Kommunikation von Fans, Vereinen, Verbänden und der Polizei steht. Während es in anderen Landespokalfinalspielen zu friedlichen Platzstürmen kam, wurde vor der Partie ein Platzsturm von Polizei und Fußballlandesverband Brandenburg verboten. „Soll heißen, der Rasen ist tabu! Ein intensives Betreten des Platzes würde aber einen unverzüglichen Einsatz der Polizeikräfte auslösen", teilte Babelsberg 03 seinen Fans schon vor dem Spiel mit und sagten somit die Vorkommnisse schon voraus. Offensichtlich hielten sich einige unbelehrbare Anhänger nicht daran. Doch die zahlreichen Verletzungen von Fans, Ordnern und Beamten wären durch ein anderes Auftreten der Polizei sowie einer clevereren Planung des Verbandes verhindert worden.

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