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Regionalliga-Fans fragen, wie viel der DFB an Chinas U20-Team verdient

Weil der DFB die chinesische Olympia-Auswahl in der Regionalliga Südwest antreten lassen will, schlossen sich Fangruppen von Waldhof Mannheim, den Kickers Offenbach und Co zusammen. In einem Brief fordern sie ein Ende der intransparenten "Gutsherrenart".
Waldhof-Fans beim Testspiel. (Foto: imago)

Der Aufschrei vor über zwei Wochen war riesig: Der Deutsche Fußball-Bund will die chinesische U20-Nationalmannschaft kommende Saison in der Regionalliga Südwest außer Konkurrenz antreten lassen. Die endgültige Entscheidung über das Projekt soll am morgigen Dienstag fallen. Am Mittwoch offenbarte ein Treffen von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Ministerpräsidenten Xi Jinping, wie wichtig das Viertliga-Projekt scheinbar für Politik und den DFB ist. Also ließ und lässt der Verband auch jegliche Kritik an sich abprallen: Nachdem schon Vereine, Fans und selbst ein Rap-Song Dampf abließen, verbündeten sich nun verschiedene Fangruppen einiger Klubs der Regionalliga Südwest und schrieben einen gemeinsamen Brief an DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann.

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Das ausführliche Schreiben an Zimmermann, der auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest ist, unterzeichneten unter anderem Fangruppen von Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach, Hessen Kassel, TuS Koblenz, des SSV Ulm, des 1. FC Saarbrücken, des FSV Frankfurt, des FSV Mainz 05 und der Stuttgarter Kickers. In dem Text kritisieren die Fans neben moralischen Fragen auch die fehlende Transparenz des Verbandes und prangern die für dieses Großprojekt vergleichsweise geringe Spielprämie von 15.000 Euro an.

"Wir Fans glauben, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung hierbei bereits bei einer kurzfristigen Betrachtung überholt ist", hieß es in dem Brief. "So stehen der genannten Prämie, je nach Infrastruktur der Vereine, enorme Fixkosten (z.B. Miete und Reinigung der Spielstätte) und ein hoher ehrenamtlicher Einsatz gegenüber." Die Fans rechnen zudem, dass durch fehlendes Zuschauerinteresse bei den Testspielen gegen die chinesische Olympia-Auswahl kommende Saison weitere Zusatzeinnahmen ausbleiben und das ganze Projekt zu einem einzigen Marketingdesaster werden könnte. "Wir sind daher der Überzeugung, dass die 15.000 Euro am Ende für keinen Verein eine attraktive Entlohnung darstellen werden. Vielmehr erleidet die Liga mittel- bis langfristig in ihrer sportlichen Ernsthaftig- und Glaubwürdigkeit eine signifikante Abwertung, welche Zuschauer, Sponsoren und Spieler gleichermaßen negativ beeinflusst."

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Während DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius am Mittwoch noch im Gespräch mit dem Sportmagazin kicker kaum verständlich erklärte, dass "der DFB nichts an Chinas U 20" verdienen würde, forderten die Fangruppen in ihrem Schreiben an DFB-Vize Zimmermann auf, die "finanziellen Gesamtvereinbarungen" mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. "Deshalb bitten wir Sie, diese im Sinne der Transparenz offenzulegen und darüber hinaus einen Ausblick über die Verwendung der vereinbarten Summen zu geben. Gerade den Verantwortlichen und Anhängern von Vereinen der deutschen Regionalligen sind Sie eine konkrete Antwort schuldig." Hinter der eiligen Entscheidung hinter verschlossenen Türen des sonst so bürokratisch-lahmenden Verbandes ahnen die Fans Absicht und fordern deshalb eine umfangreiche Erklärung. "Es scheint uns so, als sei dahinter das Kalkül gestanden, etwaige Proteste aufgrund der kurzen Zeit zwischen Bekanntgabe und Start der neuen Saison möglichst klein halten zu können."

Besonders das Zauberwort Transparenz ist den Fans ein wichtiges Anliegen. "Der DFB und seine regionalen Ableger agieren zunehmend intransparent und entscheiden in der öffentlichen Wahrnehmung nach Gutsherrenart." Die Fans gehen jedoch noch weiter und vermuten, dass im Verband eine Einschüchterungstaktik gewachsen sei: "Gespräche mit mehreren Vereinsoffiziellen innerhalb der Regionalligen Deutschlands haben uns aufgezeigt, dass etwaige Kritik allein schon aus Angst vor Konsequenzen durch Ihren Verband unterbleibt." Diese autokratische Herangehensweisen sind den Fans auch schon beim künftigen Bündnispartner China mit seiner eingeschränkten Meinungs- und Pressefreiheit sowie der Verfolgung und Tötung von Regimekritikern ein Dorn im Auge: "Die Frage muss erlaubt sein, warum ausgerechnet mit einem solch menschenverachtenden Regime die Kooperation der Fußballverbände gestärkt werden soll? Überwiegen hier finanzielle Interessen gänzlich der Moral?"

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Wegen den angeprangerten Punkten und der "voranschreitenden Kommerzialisierung" fordern die Unterzeichner des Schreibens ein Umdenken ein. "Allerspätestens dieser Schritt, eine Mannschaft zu reinen Werbezwecken in unsere Liga zu implementieren, geht endgültig zu weit." Ihre Befürchtung ist nämlich zudem, dass die Nutznießer des "Projekts" gar nicht sie sind: "Die Profiteure werden nicht die Offenbacher Kickers, der 1. FC Saarbrücken, Waldhof Mannheim oder andere Traditionsvereine in der Regionalliga sein. Es werden ganz Andere am Ende den Profit abschöpfen. Deshalb werden wir es auch nicht akzeptieren, dass unsere Vereine hierfür als 'Vorboten' herhalten müssen und unter einer weiteren Abwertung der Regionalliga Südwest leiden sollen."