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stress im saarland

Wie drei Dorfvereine um die Ablösesumme von Kevin Trapp feilschen

Kevin Trapp wechselte für 9,5 Millionen Euro zu Paris St. Germain. Seine Jugendvereine haben laut Fifa Anrecht auf einen Solidaritätsbeitrag. Im Saarland streiten sich nun der FC Brotdorf, der SV Mettlach und der SSV Bachem um 70.000 Euro.
Foto: Imago

Im saarländischen Landkreis Merzig-Wadern ist man stolz auf Kevin Trapp. Vor allem beim FC Brotdorf, beim SV Mettlach und beim SSV Bachem schwelgt man angesprochen auf ihren Kevin in Erinnerungen. Der 25-Jährige spielte sich durch die Jugendmannschaften der drei kleinen Vereine und läuft nun neben Zlatan Ibrahimovic und Ángel Di María für Paris Saint-Germain aufs Fußballfeld. Doch die Harmonie im Saarland hat ein Ende: Jeder der drei Klubs will die Ausbildungsentschädigung für die Fähigkeiten, die sie Kevin in die Arme trainierten.

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Als Kevin Trapp nach Paris wechselte, konnte nicht nur sein Verein Eintracht Frankfurt auf einen Geldregen hoffen. Von den 9,5 Millionen Euro der Ablösesumme sollen laut Fifa auch die Ausbildungsvereine einen Anteil erhalten. Der sogenannte Solidaritätsbeitrag geht bei einem Auslandstransfer an die Klubs bei denen der Spieler zwischen seinem 12. und seinem 23. Lebensjahr aktiv gewesen ist. Die vom Weltverband auf fünf Prozent angelegten Zahlungen gehen bei Trapps Transfer zum größten Teil (4,25 Prozent) an den 1. FC Kaiserslautern. Die restlichen 0,75 Prozent der 9,5 Millionen Euro sollen ins Saarland gehen. Aber wohin?

Laut der Regionalzeitung Trierischer Volksfreund sei man sich in Brotdorf, Bachem oder Mettlach darüber uneinig und die Fronten seien mittlerweile verhärtet. Es geht immerhin um 60.000 bis 70.000 Euro—viel Geld für einen kleinen Verein. Im Jahr 1997 begann Trapp im Alter von sieben Jahren für den FC Brotdorf in der F-Jugend zu kicken. „Kevin hat bei uns angefangen", sagte Brotdorfs Vorsitzender Arno Heinz der Zeitung. „Die Basis seiner Karriere liegt sozusagen in Brotdorf." Im Jahr 2001 oder 2002, laut der Zeitung weiß das heute keiner mehr so genau, verlor der heutige deutsche Nationalkeeper vorübergehend die Lust am Fußball und hörte beim FC Brotdorf auf.

Kurz darauf fing er wieder beim SSV Bachem, dem Verein aus dem Nachbarort, wieder an. „Ab dem zwölften Lebensjahr war Kevin bei uns gemeldet, wir waren der Passgebende Verein", erklärt Gerhard Baltes Vorsitzender des SSV Bachem. Der SSV bildete jedoch in den Folgejahren eine Jugendspiel-Gemeinschaft mit dem FC Brotdorf und dem SV Mettlach, die heute JFG Saarschleife heißt. Da Jugendspieler aber immer bei einem Klub gemeldet sein müssen, lief Trapps Spielerpass nach seiner Rückkehr über den SSV Bachem. Laut Trierischem Volksfreund bestätigen das sowohl Baltes, als auch Heinz und Mettlachs Vorsitzender Walter Phillips.

Mit 14 Jahren spielte Trapp dann als C-Junioren-Spieler für die B-Junioren der JSG Bachem, Brotdorf, Mettlach in der Regionalliga beim 1. FC Kaiserslautern. Weil der Mannschaft ein zweiter Torwart fehlte, fuhr Trapp mit und wird in der Halbzeit bei einem 0:8 eingewechselt. Mit ihm im Tor kassierte die JSG keinen einzigen Treffer mehr. „Nach dem Spiel kam dann ein Scout auf Kevin zu und hat ihn zum Probetraining eingeladen—da ist er dann alleine mit der Bahn hin, und was soll ich sagen, sie wollten ihn", erzählt Brotdorfs Vorsitzender Arno Heinz. Trapp ging im Jahr 2005 zum FCK, wurde irgendwann Stammkeeper bei den Profis und wechselte 2012 zu Eintracht Frankfurt in die Bundesliga. Im Sommer kam es dann zu seinem Wechsel zu Paris St. Germain, wo er Champions-League spielt und sich ins Aufgebot von Jogi Löw katapultierte.

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Die drei Vereine aus dem Saarland streiten sich seitdem um den Solidaritätsbeitrag aus Paris. Rechtlich gesehen hat laut Fifa und DFB der SSV Bachem ein Anrecht auf das Geld, weil Trapp im relevanten Zeitraum—zwischen seinem zwölften und 14. Lebensjahr—in Bachem gemeldet war. Doch bei den drei gemeinsam arbeitenden Vereinen gibt es natürlich auch noch die moralische Komponente: Trapp lernte in Brotdorf das Fußballspielen und auch der SV Mettlach entwickelte ihn und seine Fähigkeiten weiter. Sollte das Geld also aufgeteilt werden?

Nach einem Schlichtungstreffen vom Saarländischen Fußballverband mit den drei Vereinen in der letzten Woche ist noch lange nichts geklärt. Die Klubs wollen sich beraten. Gerhard Baltes, vom rechtlich gesehenen Geldabnehmer, sagte dem Trierischen Volksfreund: „Wir werden uns im Vereinsvorstand zusammensetzen und beraten, wie wir das Geld innerhalb der JFG aufteilen können. Es wird sicher nicht um Beträge von nur 5000 Euro gehen." Gezahlt haben die Pariser sowieso noch nicht. „Nachdem sich der Anwalt von Mettlach und Brotdorf an Paris gewendet hat, haben die das Geld erst mal einbehalten, bis wir uns geeinigt haben." Im Sinne von Kevin Trapp und der Vereine sollte das hoffentlich bald geschehen.