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Sexismus

„Burka-Pflicht"—Dynamo-Fans können nicht von weiblichen St.Pauli-Ultras lassen

Das Transparent ist Teil einer jahrelangen Fehde mit sexistischen Botschaften für die Frauen von „Ultrà Sankt Pauli". Wird es auch dieses Mal eine ironische Antwort geben?
Foto: Imago/Jan Huebner

Nach über zwei Jahren spielten Dynamo Dresden und der FC St. Pauli am Sonntag wieder gegeneinander. Und nicht nur wegen der 33 Grad im Schatten wurde die Partie zur „Hitzeschlacht in der Hölle des Ostens"—wie die Hamburger Morgenpost ganz nüchtern titelte. Während Dynamos Kicker auf dem Feld mit einem 1:0-Heimsieg gewannen, wandten sich die Fans per Spruchband an die Hamburger Fangruppe „Ultra' Sankt Pauli": Im K-Block entrollten Dynamo-Anhänger ein Banner mit der Aufschrift: „Burka Pflicht für USP Frauen - Euch will keiner sehen!" Die Botschaft für die weiblichen Ultras der USP ist Teil einer jahrelangen Fehde.

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Das Burka-Banner war nicht die erste frauenfeindliche Botschaft von Teilen der Dynamo-Fans an die Damen der USP: In der Saison 2011/2012 zeigten sie bei ihrem Heimspiel in der Rückrunde ein Transparent mit der Aufschrift: „USP Frauen aus dem Gästeblock, damit die Küche lebt." Anschließend antworteten die USP Frauen mit einem ironischen Brief („An die netten Jungs aus Dresden") sowie einem Bild auf dem sie im Pyro-Licht das Spruchband der Dresdner präsentierten und dabei Küchengeräte hochhielten.

Foto: usp.stpaulifans.de

Im Jahr darauf wurde im Dresdner K-Block erneut ein Transparent mit einer expliziten Botschaft an die weiblichen Ultras der USP gezeigt. Der Schriftzug „USP Frauen, der K-Block steht hinter euch" wurde dabei mit einem großen aufgemalten Penis ergänzt. Nun wurde erneut mit klaren sexistischen Botschaften gegen die Frauen der USP geschossen. „Eine emanzipierte Fanszene scheint offenbar weiterhin nicht ins mittelalterliche Weltbild der Dynamos zu passen", kommentierte der Watchblog „ultrapeinlich" das Burka-Banner.

Quelle: ultrapeinlich.tumblr.com

Auslöser für die Botschaften der Dynamo-Fans sei laut „Ultrà Sankt Pauli" vor allem die „Femminile-Aktion" der USP-Damen. Im Januar 2010 sorgten diese mit der lustigen als auch kritischen Aktion „Ultrà Sankt Pauli Femminile prügelt Männer aus der Gruppe" für Aufsehen. Damals erklärten sie in einem ironischem Statement, dass sie sich „zur Rückrunde der Männer unserer Gruppe entledigen" wollen. Ein Spaß, aber auch Kritik zugleich. Noch immer sind Frauen in der deutschen Ultraszene unterrepräsentiert und haben oftmals in der sehr männlich ausgeprägten Szene einen schweren Stand. Explizite Frauengruppen gibt es meist nur als Untersektionen der großen Ultragruppen. Und selbst beim FC St.Pauli kam es in der Vergangenheit zu sexistischen Vorfällen.

Die Anhänger der SGD hatten im Spiel gegen St.Pauli jedoch noch ein weiteres Spruchband für die USP: „ Erstaunlich was bei Poposex für Scheisse rauskommt!" Unter anderem wurden die Buchstaben „USP" in brauner Farbe unterlegt. Wird es auch dieses Mal eine ironische Antwort geben?

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