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italienischer fußball

Buffon folgte italienischem Verband und boykottierte „Ballon d'Or"-Abstimmung

Auslöser war Gigis Nichtberücksichtigung in der Vorauswahl. Das hat dem nationalistischen Verbandspräsidenten Carlo Tavecchio natürlich gar nicht geschmeckt.
Foto: Imago

Gestern Abend wurde mal wieder der beste Fußballer der Welt ausgezeichnet, und die Wahl fiel—wie so häufig in den letzten Jahren—auf den argentinischen Zauberflo Lionel Messi. Stimmberechtigt waren neben 208 Journalisten auch 208 Fußballaktive (die Trainer und Kapitäne einer Vielzahl von Nationalmannschaften). Schaut man sich die Wahlliste an, fällt einem auf: Nach Israel kommt direkt Jamaika. Und was ist mit Italien? Durfte der Weltmeister von 2006 etwa nicht mitwählen?

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Klar. Aber sowohl Antonio Conte, Trainer der Squadra Azzurra, als auch Gigi Buffon, ihr Kapitän, haben sich der Stimme enthalten. Der Grund dafür ist ein ziemliches Trauerspiel für den italienischen Fußball. Und zeigt (mal wieder) die nationalistischen Züge des italienischen Verbandspräsidenten, Carlo Tavecchio, auf. Denn der war so erbost darüber, dass Buffon nicht einmal in der Vorvorauswahl der besten 59 Spieler stand, dass er im Namen des italienischen Verbandes Buffon und Conte die Empfehlung mit auf den Weg gab, die Wahl zu boykottieren. Und genau das machten die beiden Stimmberechtigten auch—nicht wählen.

Nun kann man von der Entscheidung, Buffon nicht zu berücksichtigen, halten, was man will. Für Buffon sprach auf jeden Fall, dass er mit Juve auch im letzten Jahr wieder den scudetto gewann und mit seinen Reaktionen die alte Dame bis ins Champions-League-Finale führte (zumal auch umstrittene Keeper wie De Gea berücksichtigt wurden). Doch aus Protest die Wahl zu boykottieren, war auf jeden Fall die falsche Entscheidung. Eine Entscheidung, die selbst die Gazzetta dello Sport „una reazione esagerata e probabilmente un po' infantile", also eine übertriebene und wohl auch etwas infantile Reaktion, nannte. Es bleibt übrigens die Frage, warum sich Buffon und Conte der Verbandsentscheidung nicht einfach widersetzt haben. Hatten sie wirklich keine Handhabe, an der Wahl teilzunehmen?

Der große Verlierer bei all dem ist aber der italienische Verband, allen voran dessen Präsident Tavecchio. Dass der sein Bella Italia ein bisschen zu sehr liebt, hat er in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Signor Tavecchio von der UEFA für sechs Monate gesperrt wurde, weil er zum Besten gab, dass afrikanische Spieler Bananen essen und italienischen Fußballern den Platz in der Mannschaft wegnehmen würden („Bei uns bekommen wir einen Opti Poba, der vorher Bananen gegessen hat und dann plötzlich in der ersten Mannschaft von Lazio spielt"). Da war er noch Präsident der italienischen Amateurligen. Ernst nach seiner Entgleisung wurde er dann zum Verbandspräsidenten befördert. Hatte er sich ja auch verdient.