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Twitter-Fail: Tidal-König Kanye outet sich versehentlich als Freund von Torrents

Was steht denn da in deiner Browserzeile, Kanye?
Foto: Imago

Kanye West hat sich in den letzten Monaten lautstark als einer der großen Verfechter des legalen Streamens von Musik hervorgetan. Kein Tweet war ihm zu dreist, um die Vorzüge von Jay Zs Streaming-Service Tidal anzupreisen, an dem auch West Anteile hält.

Als erster und einziger von Künstlern betrieben Streaming-Dienst würde Tidal „der Musik ihren Wert zurückgeben". Kanye ging sogar soweit, dass er sein aktuelles Album „The Life of Pablo" exklusiv auf Tidal veröffentlichte. Was Kanyes Fans von dieser Maßnahme hielten, verrät ein kurzer Blick auf die Torrent-Statistiken am Tag der Veröffentlichung: In nur 24 Stunden wurde das Album über 500.000 Mal raubkopiert.

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Kanye reagierte prompt und kündigte einen rechtlichen Feldzug gegen The Pirate Bay an, den größten BitTorrent-Indizierer weltweit. Doch wie hält es der US-Rapper eigentlich selbst mit dem Urheberrecht und illegalen Downloads?

Mit seinem gestrigen Tweet, der gerade auf Twitter die Runde macht, hat sich Kanye möglicherweise selbst verraten, wie US-DJ Deadmau5 als erster bemerkte:

Foto: Screenshot Twitter/Deadmau5

Denn das getwitterte Foto zeigt einen abfotografierten Bildschirm, auf dem nicht nur ein geöffnetes YouTube-Video zu sehen ist, sondern auch ein weiterer Browsertab, in dem ganz offensichtlich nach einem Torrentlink für den illegalen Download des virtuellen Synthesizers Serum von Xfer Records gesucht wird. Das Plugin kostet im legalen Handel 189 US-Dollar.

Diverse Medien berichten nun vorschnell, Kanye habe Pirate Bay genutzt. Dafür gibt es allerdings außer des Bildes von der Browsersuche bisher keine Anhaltspunkte. Wer sich den Tweet außerdem ganz genau anschaut, wird erkennen, dass es sich bei dem geöffneten YouTube-Fenster um den Account von Mike Dean M.W.A. handelt. Dean wiederum ist Kanyes Haus-und Hof-Produzent und hatte bei fast jedem Album von West seine Finger im Spiel.

Denkbar ist nun folgendes Szenario: West und Dean sitzen zusammen im Studio, hören Sufjan Stevens—und zwar über YouTube, nicht über Tidal! (wo es den Song auch gibt, Mr. West)—und nun ja, möglicherweise konnte Dean das Plugin Serum gerade ganz gut gebrauchen. Jeder, der einmal am heimischen PC Musik produziert hat, weiß, wie unschlagbar easy es ist, sich einfach einen virtuelle Synthesizer irgendwo runterzuladen, anstatt ihn nach umständlicher Registrierung kostspielig vom offiziellen Anbieter zu erwerben. Die teure Entwicklung, die in für Musikproduzenten essentielle Plug-Ins und digitale Synthesizer fließt, wird so allerdings nicht angemessen gewürdigt.

@deadmau5 @kanyewest When you sell plain white T-shirts for $120 but still torrent your plugins

Und so scheint das Thema Torrent auch in Kanyes direktem Umfeld zumindest einen gewissen Reiz auszuüben. Obwohl der US-Rapper mit seinem Twitter-Fail natürlich all seine Bemühungen zur Promotion von Tidal als „fairem" Streamingdienst konterkariert, hat er sich bisher nicht zu den Anschuldigungen geäußert.

Tidal hat es derweil nach drei exklusiven Veröffentlichungen (Rihanna, Beyonce, Kanye) innerhalb von drei Wochen auf Platz 1 in Apples Appstore geschafft, dürfte aber wohl bei Ausbleiben weiterer exklusiver Inhalte genausoschnell wieder abstürzen. Wie unser US-Kollege Jason Koebler schreibt, ist die zunehmende Segmentierung des Streaming-Marktes für die Konsumenten einfach zu nutzerunfreundlich. Und Tidal hat diese Entwicklung durch seine Politik exklusiver Veröffentlichungen noch vorangetrieben.

Nachdem Kanye noch vor zwei Wochen verkündet hatte: „My album will never never never be on Apple. And it will never be for sale… You can only get it on Tidal." , ist es derweil übrigens an anderer Stelle aufgetaucht: Bei Pornhub.