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Wir haben überprüft, ob Männer oder Frauen mehr für dieselben Drogerieprodukte bezahlen

Glaubt man zahlreichen Preisvergleichen, zahlen Frauen mehr für vergleichbare Drogerieprodukte als Männer. Wir haben überprüft, ob „Gender Pricing" auch in Österreich ein Thema ist.

Alle Screenshots aus dem BIPA-Online Shop. Collage: VICE Media

Wenn ich in die Drogerie gehe und Dinge wie Rasierschaum oder Duschgel einkaufe, kaufe ich meistens direkt die rosafarbenen, mit Blumen verzierten und explizit für Frauen hergestellten Produkte, ohne über den rosa Horizont hinausgehend an günstigere Alternativen zu denken.

Die wahlweise schwarzen oder blauen und meistens spacigen Dosen für Männerrasierschaum, der zwar ein bisschen weniger nach Sommerwiesen-Kloduft und ein bisschen mehr nach Burschen-Duschraum im Gymnasium riechen, die ich aber trotzdem genau so gut verwenden könnte, schaue ich meistens nicht einmal an. Und das, obwohl es unzählige Produktvergleiche gibt, die zeigen, dass Frauen angeblich mehr für vergleichbare Produkte zahlen als Männer für die blau eingefärbten Pendants. Dieses Phänomen nennt sich „Gender Pricing" und zieht sich durch alle möglichen Produktkategorien, wie dieser Tumblr der Frauenrechtsgruppe „Georgette Sand" zeigt.

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Um herauszufinden, ob beziehungsweise wie sich die Preise von Frauen- und Männerprodukten wirklich unterscheiden, und ob es wirklich teurer ist, Frau zu sein, habe ich mich durch die Online-Shops von BIPA und dm geklickt. Damit der Preisvergleich fair ist und Sinn ergibt, wurden dabei nur die Produkte verglichen, die man ziemlich wahrscheinlich sowohl als Mann als auch als Frau zu einer (zugegebenermaßen ziemlich ausgiebigen) Morgenroutine braucht.

Voraussetzung ist, dass es vom betreffenden Produkt derselben Marke entweder eine Frauen- und Männervariante oder ein Unisex-Produkt gibt. Alles, was über die Körperhygiene-Routine hinausgeht—also zum Beispiel Make-up—, wird in diesen Vergleich nicht mit einbezogen. Die verglichenen Produkte bilden natürlich nur einen Teil der Realität ab, denn für Frauen kommen monatlich auch noch Kosten für Tampons, Binden oder sonstige Frauenhygieneartikel dazu. Aber wir wollen ja schließlich fair bleiben und lediglich herausfinden, ob Männer und Frauen gleich viel für Gleiches bezahlen.

Zahnpasta

Screenshots aus dem BIPA-Online Shop

Im BIPA-Online Shop gibt es genau zwei deklarierte Männer-Zahncremen, beide von „mentadent White Now" um 1,95 Euro. Die „normale" mentadent White Now ohne den Zusatz „for men", die in diesem Fall als Unisexprodukt zum Vergleich herhalten muss, kostet genau so viel, also ebenfalls 1,95 Euro. Beim Zähneputzen ist die Gleichberechtigung zumindest schon einmal angekommen.

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Zwischenstand: ♂: 1,95 Euro ♀: 1,95 Euro

Duschgel

Auch beim Duschgel lassen sich keine gravierenden Unterschiede zwischen den für Männern produzierten und den glitzernden Frauenvarianten feststellen. Sowohl bei BIPA als auch bei dm kostet beispielsweise Duschgel der Marke „Palmolive" oder „Fa" sowohl für Männer als auch Frauen gleich viel.

Zwischenstand: ♂: 3,04 Euro ♀: 3,04 Euro

Rasiergel

Vergleicht man die beiden Varianten der 200 Milliliter-Dose Rasiergel für sensible Haut der Marke „Gillette", wird ein erster Preisunterschied sichtbar. Das „Pure & Sensitive"-Rasiergel für Männer kostet 3,99 Euro, das „Satin Care"-Rasiergel für empfindliche Frauen-Haut 4,39 Euro.

Zwischenstand: ♂: 7,03 Euro ♀:7,43 Euro

Einwegrasierer

Auch bei „Gillette"-Einwegrasierern für Männer und Frauen verhält es sich ähnlich. Zehn Stück der blauen „Blue II Plus Slalom"-Einwegrasierer für Männer kosten bei BIPA 5,49 Euro—ein Stück kommt also auf 55 Cent. Die Einwegrasierer von „Gillette Venus" (ebenfalls mit zwei Klingen) kommen mit 5,99 Euro pro acht Stück auf 75 Cent pro Rasierer. Ähnlich sieht es auch bei den „Gillette"-Einwegrasierern mit drei Klingen aus: Fünf Stück der „Gillette Blue 3-Rasierer" kosten 4,99 Euro, also gut einen Euro pro Stück. Eine Viererpackung „Gillette Venus 3"-Einwegrasierer kosten hingegen 6,99 Euro, also 1,75 Euro pro Stück. Wir rechnen den Preis für jeweils einen Einwegrasierer mit zwei Klingen dazu.

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Zwischenstand: ♂: 7,58 Euro ♀: 8,18 Euro

Shampoo

Eine 250 Milliliter-Flasche „Nivea Men"-Shampoo kostet im BIPA Online-Shop 2,75 Euro, genauso wie jedes andere „Nivea"-Shampoo, das es dort zu kaufen gibt. Auch bei anderen Marken ist kein Preisunterschied zu sehen—sowohl bei BIPA als auch dm.

Zwischenstand: ♂: 10,33 Euro ♀: 10,93 Euro

Deo

In beiden Online-Shops gibt es keine Preisunterschiede bei Männer-und Frauen-Deos. Ein „Fa Natural & Soft" Deo Roll On (natürlich mit Rosenblütenduft) kostet bei BIPA 1,65 Euro. Genau so viel zahlen Männer für den „Fa Men Attraction Force" (Wer denkt sich eigentlich diese Namen aus?) Deo Roll On.

Zwischenstand: ♂: 11,98 Euro ♀: 12,58 Euro

Hautcreme

Zumindest in Sachen Hautcreme herrscht in den Drogeriemärkten das Matriarchat. Eine 75 Milliliter-Tube der sensitiven „Nivea Men"-Hautcreme kostet 11,49 Euro, das macht 15,32 Euro für 100 Milliliter. Die sensitive Unisex-Tagescreme von „Nivea" ist gerade in Aktion und kostet 4,29 Euro pro 50-Milliliter-Tube. Der Normalpreis würde bei 6,59 Euro, also 13,90 Euro pro 100 Milliliter liegen.

Zwischenstand: ♂: 23,47 Euro ♀: 16,87

Parfum

Beim Parfum merkt man den Unterschied wohl am krassesten. Ich habe ein Parfum aus dem BIPA-Online-Shop gewählt, das sowohl für Frauen als auch Männer erhältlich ist: „Code" von Giorgio Armani als Eau de Toilette. 75 Milliliter der Männerversion (oder wie Giorgio Armani sagt: Homme) kosten 79,90 Euro, das sind 106,53 Euro pro 100 Milliliter—50 Milliliter würden demnach 53,26 Euro kosten. „Armani Code" für Frauen kommt auf 64,90 Euro pro 50 Milliliter, also auf 129,80 Euro pro hundert Milliliter, was dann doch ein erheblicher Preisunterschied ist.

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Ergebnis: ♂: 76,73 Euro ♀: 81,77 Euro

Fazit

Auch, wenn immer mal wieder kleinere—oder im Fall von Gesichtscreme oder Parfum—auch größere Unterschiede zwischen Männer- und Frauenprodukten feststellbar sind, halten sich diese in Grenzen. Um hier wirklich fundierte Aussagen darüber treffen zu können, wie gerechtfertigt beispielsweise Unterschiede bei den Preisen für Gesichtscremen sind, müsste man die Inhaltsstoffe analysieren.

Was jedoch auffällt, ist, dass es bei Drogerieprodukten dennoch klassische Männer- und Frauendomänen zu geben scheint. Wenn man so will, ist Rasieren eine Männerdomäne, in der Frauen für speziell auf sie zugeschnittene Produkte einen Aufpreis zahlen. Zumindest hatte ich diesen Eindruck bei meinem Test. Ebenso scheint Gesichtspflege eine Frauendomäne zu sein, in der Männerprodukte durch die Bank mehr kosten—jedenfalls in den verglichenen Online Shops.

Wenn ich gewollt hätte, hätte ich diesen Test so zurechtrücken können, dass die These, Frauen zahlen beim Einkauf in der Drogerie konsequent mehr, bestätigt worden wäre. Ich hätte in wahrscheinlich jeder Produktkategorie dieses eine Produkt finden können, das für Frauen ein bisschen mehr kostet als für Männer. In österreichischen Drogerien ist „Gender Pricing" jedenfalls nur bedingt ein Thema. Und wenn es eines ist, dann für Männer genau so, wie auch für Frauen.

Frauen zahlen in österreichischen Drogerien also nicht zwingend mehr für die selben Produkte, aber für die meisten von uns ist es mit diesen Produkten nicht getan. Allein während der Regel müssen wir Geld ausgeben, das sich Männer definitiv ersparen.

Nachdem ich nun genug Zeit für ein Menschenleben in den Online-Shops von zwei Drogeriemärkten verbracht habe, weiß ich aber eines mehr denn je: Es zahlt sich aus, auf Geschlechterrollen zu scheißen—auch in der Drogerie. Frauen, kauft euch blaue Rasierer und Männer, kauft euch Gesichtscremen mit Blumen drauf. Der Kontostand wird es euch danken.

Verena auf Twitter: @verenabgnr