Der Qualifikationsmodus bleibt zwar ansonsten erhalten, doch die Meister und Klubs aus den kleineren Ligen haben es nun deutlich schwerer, einen Platz in der Champions League zu ergattern: Von den 32 Startplätzen sind statt der vorher 11 nun 16 an die vier besten Ligen vergeben. Statt der bislang zehn Teams, können sich nun nur noch sechs (!) über die Play-off-Spiele für die Königsklasse qualifizieren.„Wir hatten bei der Reform ein Ziel: Auf der einen Seite den Traum für die Kleinen erhalten und auf der anderen Seite den Weg der Champions sicherzustellen", sagte UEFA-Interimsgeneralsekretär Theodore Theodoridis am Freitag in Monaco. Mit „sicherstellen" meinte er besonders die aufmüpfigen Topvereine Europas zu besänftigen. Die hatten vor Monaten mit dem Gedanken geflirtet eine eigene „Super-League" ins Leben zu rufen. Auf der ständigen Suche nach besserer Vermarktung und noch mehr Geld können sie keine Spiele gegen kleine Quali-Gegner oder unbekannte Überraschungsteams wie Young Boys Bern oder den FC Kopenhagen gebrauchen. Wer braucht einige Tausend TV-Zuschauer, die mit Young Boys Bern mitfiebern, wenn sich in China Millionen Zuschauer nach ManU gegen Real die Finger lecken? Die UEFA hatte Angst ihre Barcas, Bayerns und Reals an einer Konkurrenz-Liga zu verlieren, also knickte sie ein.Gier, Hunger auf Geld > Lust auf Wettbewerb. #clreform
— Jan-Henrik Gruszecki (@JH_Gruszecki) 26. August 2016
Dementsprechend glücklich zeigte sich Karl-Heinz Rummenigge, Bayern-Vorstandschef und Vorsitzender der mächtigen European Club Association (ECA): „Ich begrüße die UEFA-Entscheidung. Sie reflektiert eine seriöse und faire Lösung für den europäischen Klub-Fußball", so Rummenigge. „Ich bin besonders erfreut über den Fakt, dass die europäische Fußball-Gemeinschaft vereint bleibt und nach vorne schreitet." Mit der „vereinten Fußball-Gemeinschaft" hatten die großen Vorzeigeklubs ein gutes Druckmittel gegen einen angeschlagenen europäischen Verband mit Interimsführung. Mit dem Schritt nach vorne ist eine finanzielle Verbesserung gemeint. Gabriele Marcotti, Kolumnist für die Times und den Corriere dello Sport, fasste es in einem ausführlichen Interview mit ESPN schon vor Bekanntgabe zusammen: „Für die UEFA wäre es ein grosses Risiko gewesen, gegen ihre eigenen Zugpferde in den Krieg zu ziehen."Die UEFA sprach heute nämlich ebenfalls von einer „signifikanten Erhöhung der Preisgelder": Es sollen die sportlichen und individuellen Leistungen stärker berücksichtigt werden—was ebenfalls den Topklubs entgegen kommt. Da die mächtige Topklubs mit Wild-Card-Plänen sogar sportliche Qualifikationen aushebeln wollten, ist laut Experte Marcotti die Konsens-Lösung sogar das kleinste Übel für die kleinen Ligen:Mehr lesen: Dinge, die „super" heißen, aber genauso wenig super sind wie die künftige Super-Liga
Erstmal ist das Verlangen der Großklubs nach Geld gestillt. Bis 2021 soll der neue Deal laufen. Bis dahin wird die Schere zwischen den reichen und armen Vereinen weiter auseinander gehen. Das Feilschen um eine Super-League und noch mehr Erlöse könnte bald also wieder losgehen.Folgt Benedikt bei Twitter: @BeneNieUnternehmen mögen Planungssicherheit, das gilt auch für diese Klubs. Sportliche Erfolge sind sekundär. Sie sehen sich als Schauspieler in einer grossen TV-Show, deren Aufgabe es ist, Zuschauer und Sponsoren anzulocken. Aber dafür wurde die UEFA nicht gegründet. Die Champions League sollte ein Wettbewerb für alle ihre 55 Mitgliederverbände sein. Jetzt muss es aber schon als Erfolg gewertet werden, dass die UEFA 16 Plätze für Teams ausserhalb der Top-4-Ligen retten konnte. Einige starke Klubs hätten ja einen Wettbewerb nur für eingeladene Teams bevorzugt.