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Das FIFA-Normalisierungskommitee für den griechischen Fußball ist jetzt schon gescheitert

Der griechische Fußball versinkt wegen der exzessiven Fangewalt im Chaos. Obwohl die FIFA die Arbeit des Verbands derzeit übernommen hat, brannte nun das Haus des Schiedsrichterkomitee-Chefs.
Foto: Imago

In der griechischen Liga kehrt weiterhin keine Ruhe ein. Obwohl die gewaltbereiten Fans im Land als Ursache für das Chaos gelten, scheint auch weiterhin auf der internen Ebene ein „Kampf von jedem gegen jeden" zu herrschen. Schon seit Jahren schweben gewalttätige Fans, Korruption und Spielmanipulation wie ein Damoklesschwert über der Super League. Gestern erreichte das griechische Trauerspiel mit Namen Fußball einen neuen Höhepunkt. Der Spielbetrieb in Griechenland wird vorübergehend ausgesetzt, weil das leerstehende Ferienhaus von Giorgos Bikas, dem Chef des Schiedsrichterkomitees, brannte.

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Der griechische Verband EPO teilte mit, dass man den Brandanschlag auf den Ausschusspräsidenten der Schiedsrichter schwer verurteilten würde. Als Ursache wird ein „verdächtiges Feuer" genannt, dessen genaue Ursache durch die Brandermittler untersucht werden würde. Die Aussage zeigte, dass scheinbar eine große Skepsis bezüglich der Umstände herrsche. Es wurde schon gemutmaßt, dass die Wettmafia in den Anschlag involviert gewesen sein könnte. In den frühen Morgenstunden soll das Haus in der Nähe von Thessaloniki—nur wenige Stunden nachdem Bikas Frau es verlassen hatte—in Flammen aufgegangen sein.

Dem Brandanschlag gingen massive Drohungen gegen Bikas und seine Kollegen voraus. Nachdem sein Kollege Giorgos Tsachilidis bereits vergangene Woche vor seinem Haus von zwei unbekannten Männern abgefangen und unter Druck gesetzt wurde, legten beide als auch das dritte und letzte Mitglied des Komitees die Ämter nieder.

Auch die Vereine stellen sich hinter die Schiedsrichter. Olympiakos Piräus verwies auf den Imageschaden, den sie nahmen und verurteilte den Angriff scharf. Der Geschäftsführer des Vereins Christos Panagopoulos forderte sogar die Super League solange zu pausieren, bis die Ermittlungen gegen die kriminellen Organisation, die den griechischen Fußball kontrollieren, beendet sind. „Wir können es nicht hinnehmen, dass Häuser bis zum Fundament niederbrennen und gleichzeitig über Fußball reden. Wenn das Gericht bis 2020 brauchen sollte, spielen wir eben dann wieder Fußball", so die harten Worte des griechischen Meisters. Man hat landesweit genug von den chaotischen Zuständen im Profifußball.

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Vor dem Spiel zwischen Olympiakos Piräus und Panathinaikos Athen sollen Olympiakos-Fans einige PAOK-Anhänger aus Thessaloniki angegriffen haben.

Bereits im Sommer entfachte zwischen dem Verband, der FIFA, der UEFA, den Schiedsrichtern und der Regierung ein Streit um den richtigen Umgang mit der Gewalt im griechischen Fußball. Vor allem wegen der Schiedsrichteransetzungen schieden sich die Geister: Man hatte die Angst, dass die falschen Offiziellen für „exzessive Gewalt" unter den Fans sorgen könnten. Daher musste auch der Saisonstart um zwei Wochen nach hinten verschoben werden. Die Regierung schmiedete den Plan, die Gewaltexzesse mit neuen Gesetzen zu regulieren: Externe Berufsrichter sollten demnach über Vergehen im griechischen Verband bestimmen. Das war für die FIFA und die UEFA aber ein rotes Tuch, da sie einen verbotenen staatlichen Eingriff in die Ligapolitik witterten. Daher drohten die Verbände, den griechischen Fußball auszuschließen—womit man wohl auch Fans und Vereine gegen die Regierung instrumentalisieren wollte. Man hätte so an keinem internationalen Turnieren mehr teilnehmen können und hätte besonders den Topvereinen wie Olympiakos Piräus oder PAOK erheblichen Schaden zugefügt.

Eine Antwort der Regierung ließ nicht lange auf sich warten: Mit einem offenen Brief drohte der Vize-SportministerStavros Kontonis der FIFA den Spielbetrieb einzustellen, sollte diese für keine Übergangslösung sorgen. Er entfachte damit einen Streit zwischen der FIFA und der griechischen Regierung um die Autonomie der Liga. Dieser endete in dem Einsatz eines Normalisierungskomitees der FIFA, mit dem die Einhaltung der FIFA-Regularien garantiert werden soll.

Dieses Komitee hatte anschließend das Tagesgeschäft des EPO übernommen und war wohl wegen der vorgefundenen Zustände ebenfalls schockiert. Zusätzlich schickte die FIFA einen Vorstand nach Griechenland um herauszufinden, wie man den hellenischen Fußball vor der Selbstzerstörung bewahren könnte. Während in den Ligen erstmal Stillstand herrscht, werden die Länderspiele der griechischen Nationalelf und die Teilnahmen an internationalen Turnieren trotzdem fortgeführt. Vielleicht kann man in der Länderspielpause wieder für ein bisschen Ordnung sorgen.