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fußballromantik

Fußball-Fans erzählen, wie erfolgreich ihr erstes Date im Stadion war

Das Stadion ist der perfekte Ort für ein Date.
Symbolfoto: Imago

Dates im Stadion haben etwas Unbeschwertes. Jeder kann sein, wie er wirklich ist; du hast immer ein Gesprächsthema und bei deinen emotionalen Ausrastern, weil dein Verein mal wieder in der 88. Minute den vermeidbaren Gegentreffer kassiert, weiß dein Gegenüber direkt, woran er bei dir ist. Bei einer Niederlage hast du jemanden, der dich tröstet und ein Bier ausgibt, bei einem Sieg hast du jemanden, der mit dir feiert und dir ein Bier ausgibt.

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Das Stadion ist der perfekte Ort für ein Date. Bier und Bratwurst statt Wein und Trüffelpasta.

Ich selbst hatte auch schon Dates im Stadion. Das letzte im Oktober vorigen Jahres. Ich sah mit ihm, wie mein Verein 0:0 gegen die Bayern „gewann". Mein Papa ermutigte ihn nach dem Ergebnis: „Du kannst ruhig öfter mitkommen". Es war auch ein kleiner Härtetest. Ich will nicht sagen, dass ich ihn sonst nicht genommen hätte, aber mich bekommt man nur im Gesamtpaket, und Fußball gehört nun mal genauso zu mir wie der Leberfleck an meinem Hals. Wie auch immer: Das Date war eigentlich ziemlich schön, auch wenn er zwischenzeitlich dachte, er müsse mich beschützen. (An dieser Stelle: Herzchen, das wäre nicht nötig gewesen. Der Stehblock ist mein zweites Wohnzimmer). Letzten Endes kamen wir noch an diesem Abend zusammen. Seit diesem Tag bekam das Wort „Fußballromantik" für mich eine ganz neue Bedeutung.

Ich wollte von anderen Leuten wissen, ob es ihnen damit genauso ergangen ist und habe mir erzählen lassen, wie erfolgversprechend das Date-Modell „Stadion" eigentlich ist:

Dennis

Ein Vorteil ist natürlich, dass du deinen Verein sehen kannst, während du ein Date im Stadion hast. Du musst natürlich wissen, dass dein potentieller Partner dich im schlimmsten sowie im besten Moment erleben kann. Mit einem Date bin ich nach Stuttgart gefahren, um uns Stuttgart gegen Mainz anzusehen. Das war kurz vorm Abriss der Canstatter Kurve, die damals umgebaut wurde. Es gab eine megageile Choreo und einen richtig geilen Film vor dem Spiel. Ich war total emotional und habe geheult. Sie hat angefangen, sich darüber lustig zu machen. Eigentlich hätte ich da schon feststellen können, dass das nichts wird. Mit meiner jetzigen Freundin hatte ich dann auch nochmal ein Date bei einem Spiel gegen Köln. Ich weiß noch, dass sie sich total darauf gefreut hat. Das Spiel hat Köln 2:0 gewonnen und ich war stocksauer, weil der VfB so scheiße war. Als sie nach dem Spiel noch ein Erinnerungsfoto machen wollte, habe ich mich geweigert, weil ich das in dem Moment so unpassend fand. Ich hätte bei dem Date damals also auch alles versauen können. Aber sie hat irgendwie darüber hinweg gesehen. Gute Frau, immer noch.

Die Inspiration kann bei diesen Sechzig-Fans nicht vom Platz ausgegangen sein. Symbolfoto: Imago

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Marina

Mein Ex-Freund hat mich vor vielen Jahren zum KSC begleitet, als wir noch nicht zusammen waren. Er selber war kein Fußballfan, aber wir waren mit seiner Schwester und seinem Schwager verabredet, die auch gerne ins Stadion gegangen sind. Wir kannten uns damals vielleicht so fünf Monate. Und wie es halt so ist, wenn man sich noch nicht so lange kennt: Man ist sehr heiß aufeinander. Am Wochenende steht man dann vor dem Dilemma: Einerseits möchte man sein Team anfeuern, andererseits aber auch Liebe machen. Wir sind doch dahingegangen. Das Spiel war langweilig und ihm habe ich die Langeweile auch angemerkt. Als Zeichen der Dankbarkeit hab ich während des Spiels in seiner Hose rumgespielt. Nach dem Spiel—der KSC hatte verloren—sind wir aus dem Stadion raus. Das Wildparkstadion ist ja umgeben von ganz vielen Bäumen. Bei den Parkplätzen habe ich ihm einen geblasen. Er hat mich ebenfalls oral befriedigt. Zum Poppen war es leider zu kalt, wir hatten November. Von unserem Date im Stadion hatte ich mir gar nichts versprochen, ich war wirklich einfach nur horny. Dass daraus eine sieben Jahre andauernde Beziehung wachsen sollte, konnte ja keiner ahnen. Und an diesem Tag im November gab es trotz Niederlage vom KSC für uns beide ein Happy End.

Jan und Franzi

Wir hatten unser erstes Date im Stadion. Das hatte es in sich. Wir kannten uns gerade seit einer Woche. Aus einem lustigen Vorschlag mit viel Bier intus wurde ernst. Jan hat an diesem Tag vor 3,5 Jahren gesagt: „Los, komm mit, wir haben noch einen Platz frei." Um sechs Uhr morgens ging es los zur Auswärtsfahrt nach Düsseldorf: ein Bus, 8 Kerle und eine Frau. Die Hinfahrt gestaltete sich kurzweilig: Nach reichlich Bier für die Herren und einer ganzen Flasche Sekt für die Dame kamen wir im Stadion im Gästeblock vom VfB Stuttgart an. Mitten in der Halbzeit hat Franzi sich dann kurz auf Toilette verabschiedet und ein paar Minuten später ist sie mit zwei Bier und Bratwurst in der Hand wieder aufgetaucht.

Ein Typ neben Jan meinte: „Du hast einen Glücksgriff gemacht. Wenn dir deine Frau so gerne Bier bringt, musst du sie behalten." So war es dann auch. Wir kamen nachts um zwei wieder nach Hause, hatten mega Spaß und es war einfach total witzig. Vor allem war es bei uns so, dass wir uns dadurch am besten kennengelernt haben. Im Stadion zeigt man(n) seine wahre Seite. Bei einem Zweierdate in einem Restaurant sieht man so etwas nicht unbedingt. Wäre die Idee für unser Stadion-Date nicht im alkoholisierten Zustand entstanden, wären wir absolut stolz darauf: das erste Date im Stadion.

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In den Farben getrennt, im Herzen vereint; Symbolfoto: Imago

Sarah

Mein erstes Stadion-Date war etwas skurril, weil der Typ mich über eine Facebook-Seite von 1860 angeschrieben hat. Zuerst hatte ich einen guten Eindruck von ihm: Er war ein ganz netter, normaler Fan, hat studiert, kam gebürtig aus München. Es liegt ja nahe, dass man sich eher mit jemandem trifft, wenn man sich über eine gemeinsame Leidenschaft kennenlernt. Damals dachte ich: Stadion ist eine gute Option, weil es neutraler Boden ist. Selbst wenn aus dem Date nichts wird, hat man sich wenigstens das Spiel angeguckt. Wir haben uns also vorm Stadion getroffen und sind zu den Plätzen gegangen. Ich hatte sowieso zusammen mit einer Freundin eine Jahreskarte. Er holte sich auch eine Karte für unseren Block. Im Nachhinein gar nicht so blöd. So konnte meine Freundin ihn auch auschecken. Ich weiß noch, dass er ganz komisch gerochen hat. Damit war es eh schon vorbei. Aber es war auch insgesamt einfach zu verkrampft. In der Halbzeit meinten meine Freundin und ich, dass wir ganz dringend aufs Klo müssten. Da gab es erst mal eine Lagebesprechung. Ich erinnere mich an ihre Worte: „Was ist das für ein Freak?" Wir sind dann wieder zurück und haben versucht, nochmal ein Gespräch aufzubauen, aber der Funke ist nicht mehr übergesprungen. Nach Spielende haben wir uns schnell aus dem Staub gemacht. Mit dem Typen habe ich nur noch kurz geschrieben, danach ist es im Sand verlaufen.

Tommy

Ich hatte damals eine Art Date mit einer Arbeitskollegin während eines Praktikums in Hamburg. Sie war HSV-Fan, ihr (mir unbekannter) Freund wohl sogar Ultra und ich St.Pauli-Fan. Ich behaupte einfach mal, dass sie mich ganz gut fand. Ich kannte sie noch nicht so wirklich, ließ mich auf ein Treffen ein. Sie hatte damals für ein Pokalspiel schon Karten bestellt, bevor überhaupt klar war, dass wir hingehen. Kurz darauf hat sie mir erzählt, eine Freundin wäre abgesprungen und deren Karte frei. Wir sind also nach der Arbeit hin. In den Stehblock. Damit ich nicht auffalle, hatte sie mir extra einen HSV-Schal geliehen. Die Stimmung war noch nicht besonders gut. Wir standen bei Freunden von ihr und ihrem Freund. Ziemliche Gestalten. Für mich war es eher abschreckend, von einer Frau mit in den „Ultra-Block" genommen zu werden. Naja, wir haben uns das Spiel angeschaut, das—wie das „Date"—so lala war. Es gab auch nicht viel Neues zu besprechen, weil wir uns ja jeden Tag bei der Arbeit gesehen haben. Nach dem Abend ist jeder zu sich nach Hause und auch sonst lief da nie was. Beim nächsten Stadion-Date würde ich darauf achten, dass man für dasselbe Team ist.