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Die Dritten werden nicht die Erstligisten sein

Der unfairste Aufstiegsmodus kommt aus Italien

In Italien kann man mit riesigem Vorsprung auf dem dritten Platz landen – und muss am Ende vielleicht trotzdem dem Siebtplatzierten beim Aufsteigen zuschauen. Das Drama von Frosinone.
In der Serie B hat man nichts zu lachen. Hier Fans von Vicenza Calcio aus dem Jahr 2015.

Während bei uns zulande die Schampuspullen der Aufstiegsfeiern schon längst im Altglas-Container gelandet sind, wird in Italien noch um den letzten Platz für die kommende Saison der Serie A gekämpft. Eine Mannschaft, die nicht mehr im Aufstiegsrennen der Serie B mitmischt, ist Frosinone Calcio. Das liegt aber nicht daran, dass sie abgeschlagen hinter den Aufstiegsplätzen gelandet wären. Der letztjährige Absteiger wurde Dritter in der Abschlusstabelle, mit sage und schreibe neun Punkten Vorsprung auf den Vierten. Das Problem für die Mannschaft aus der Nähe von Rom: Neun Punkte waren nicht genug. Und so wurde eine abstruse Aufstiegsrunde in Gang gesetzt, bei der am Ende noch sechs Mannschaften teilnehmen durften. Doch eins nach dem anderen.

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Als Frosinone am 42. und letzten Spieltag Pro Vercelli mit 2:1 besiegt hatte, wird sich die Freude bei den meisten höchstwahrscheinlich in Grenzen gehalten haben. Denn Spieler und Fans wussten, dass der Sieg im Grunde wertlos war, genauso wie ihr dritter Platz. Für Frosinone stand nämlich fest: 1. Sie waren noch nicht aufgestiegen. 2. Für den Aufstieg mussten sie noch zwei Playoff-Runden überstehen. Samt Hin- und Rückspiel, versteht sich. Herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz, ragazzi!

Schnell war ihr Gegner ermittelt: Carpi, die 2014 mit Frosinone in die erste Liga aufgestiegen und nur ein Jahr später wieder abgestiegen waren. Carpi hatte sich für die Aufstiegsrunde qualifiziert, weil der Verein "bloß" 12 Punkte Rückstand auf Frosinone hatte. Häh? Bühne frei für den wohl kuriosesten und unfairsten Aufstiegsmodus Europas. Der lautet seit der Saison 2013/14 so: Nur wenn die drittplatzierte Mannschaft mindestens zehn Punkte Vorsprung auf die viertplatzierte Mannschaft hat, steigt sie direkt auf (warum gerade zehn erklärt die Pressemitteilung des italienischen Fußballverbandes leider nicht). Genau hier begann das Dilemma für Frosinone mit ihren mickrigen neun Punkten. Und weiter geht's: Jede Mannschaft (aber maximal sechs), die nicht mehr als 14 Punkte Rückstand auf den Dritten hat, spielt um den Aufstieg mit. In diesem Jahr haben dieses Kriterium gleich sechs Mannschaften erfüllt: 3. Frosinone, 4. Perugia, 5. Benevento, 6. Cittadella, 7. Carpi, 8. Spezia. Full house also. Carpi eliminierte im Viertelfinale Cittadella und kegelte im Halbfinale dann unsere Freunde aus Frosinone aus den Playoffs. Jetzt geht es für Carpi im Finale gegen Benevento. Das letzte verbliebene Aufstiegsticket machen also der Tabellen-Fünfte und der Tabellen-Siebte unter sich aus. Das Hinspiel endete 0:0, an diesem Freitag steigt das Rückspiel.

Als Frosinone noch Serie A spielte (und Higuain bei Napoli). Foto: imago

Dabei ist die Grundidee hinter dem Aufstiegsmodus durchaus charmant. Würden den Dritten und den Vierten bloß ein oder zwei Punkte trennen, kann es durchaus Sinn ergeben, beide Teams gegeneinander antreten zu lassen. Denn wenn nach 42 langen Spieltagen nur eine minimale Punktedifferenz zwischen Aufstieg und Zweitklassigkeit, zwischen Juve und Virtus Entella entscheidet – warum nicht einfach eine Art Aufstiegsfinale steigen lassen? So würden auch die ewigen Meckerer endlich Ruhe geben, die behaupten, ihr Team sei nur wegen eklatanter Fehlentscheidungen auf dem undankbaren Platz vier gelandet. Unfair wird es nur dann, wenn neun Punkte Vorsprung auf den Vierten nicht ausreichen sollen und plötzlich sogar der Tabellensiebte aufsteigen kann.

Trotzdem muss sich Frosinone auch gehörig an die eigene Nase fassen. Denn den direkten Aufstieg hat man nicht erst in den Playoffs verpasst (wo man sich im Rückspiel zu Hause gegen Carpi das alles entscheidende 0:1 fing, obwohl man zwei Spieler mehr auf dem Platz hatte). Am vorletzten Spieltag ging es für Frosinone nach Benevento, also zu dem Verein, der an diesem Freitag aufsteigen kann. Ein Unentschieden – und damit ein Punkt mehr auf dem Konto – hätte im Nachhinein für den direkten Aufstieg gereicht. Doch die Mannschaft kassierte in der 90. Minute ein Gegentor zum 1:2.