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Was sich Eintracht-Fans einfallen lassen, um ein Finalticket zu ergattern

Hunderttausende wollten beim Pokalfinale zwischen Dortmund und Frankfurt dabei sein – nur 60.000 Tickets gingen in den Verkauf. SGE-Fans ohne Tickets tricksen nun: Sie bewarben sich bei Catering-Firmen, spielen Babysitter oder suchen nach Verkleidungen.
Foto: imago

"Ich habe als Dauerkarteninhaber zum Glück ein Ticket bekommen, doch viele meiner Kumpels sind leer ausgegangen", erzählt Eintracht-Fan Mirko, der in Berlin lebt. Marius – ebenfalls Wahlberliner – hat auch Glück gehabt und im Losverfahren ein Ticket für das Pokalfinale gegen Dortmund ergattert. Bei seinem Vater war das komplizierter: "Der Kumpel meines Vaters will unbedingt auch wieder mit dem Sonderzug nach dem Spiel zurückfahren und hat meinem Vater zwei Tickets geboten, wenn der dafür dessen zwei Kinder nach dem Spiel mit dem Auto nach Frankfurt zurückfährt", erzählt Marius."Mein Vater hat natürlich zugesagt."

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76.233 Zuschauer werden am Samstag das Pokalfinale im Berliner Olympiastadion verfolgen. Damit überhaupt so viele Fans von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt den Kampf um den Pokal live mitverfolgen können, wurde sogar eine Zusatztribüne im Bereich des Marathontors errichtet. Vielen BVB- und SGE-Fans half das wenig, sie stehen ohne Ticket da.

Beide Vereine erhielten jeweils ein Kontingent von 20.000 Tickets – zusätzlich zum Sponsorenkontingent gingen über den DFB ebenfalls noch 20.000 Karten in den freien Verkauf. Sowohl die Vereine als auch der DFB brachten diese Karten per Losverfahren unter die Fans. Alleine beim Verband sollen im letzten Jahr mehr als 300.000 Bewerbungen für diese Finaltickets eingegangen sein. Da die Klubs ähnliche Mengen verkaufen könnten, verlosen sie die Karten gleich in dem exklusiven Kreis der Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder. Das ist besonders bitter für viele Eintracht-Fans.

Während der BVB nämlich im vierten Jahr in Folge nach Berlin reist, stand die Eintracht letztmals im Jahr 2006 im Pokalfinale. Natürlich ist der Ansturm auf Tickets auch bei den Borussen nach wie vor riesig. Doch die Wahrscheinlichkeit, schon mal ein Pokalfinale erlebt zu haben und in den nächsten Jahren noch mal eines zu sehen, ist bei den Frankfurtern wesentlich kleiner als beim Spitzenklub aus Dortmund. Deshalb ließen sich viele Frankfurter einiges einfallen, um an Tickets zu kommen.

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"Ich habe an jedem Gewinnspiel teilgenommen und dem Radio sogar ein Video eingeschickt", erklärt Max. Weil das nichts half, ist er zu kreativeren Methoden übergegangen. "Ich habe mich vor einigen Wochen bei zwei Catering-Firmen beworben, die im Stadion arbeiten. Ich hätte da zehn Minuten so getan als ob, hätte dann mein Trikot übergezogen und wäre in den Block geflüchtet." Der Plan endete leider mit einer Absage seiner Bewerbung. Nun will er es auf dem Schwarzmarkt versuchen. "Ich bin zwar ein armer Praktikant, aber ich habe meine Schmerzgrenze auf 300 Euro hochgeschraubt. Mehr hab ich aber einfach nicht."

Foto: Screenshot viagogo.de

Genau dieser Schwarzmarkt blüht nicht erst wenige Stunden vor Anpfiff vor dem Stadion. Auf Auktionsplattformen oder Ticketbörsen explodieren gerade die Preise für das Finale. Bei der umstrittenen Ticketbörse Viagogo stehen die Karten aller Kategorien bei 300 Euro aufwärts zum Verkauf. Und mag man der Seite glauben, dann suchten Freitagmittag über 5.000 Interessierte noch nach Karten. Auch beim Auktionshaus Ebay konnte man für 300 bis 1.200 Euro noch Tickets in beinahe allen Kategorien kaufen. Zum Vergleich: Der offizielle Ticketpreis bei der SGE lag bei 45 Euro, die Preise im normalen Verkauf zwischen 30 und 70 Euro und offizielle VIP-Tickets kosteten "nur" bis zu 130 Euro.

Foto: Screenshot ebay.de

Wer den gierigen Verkäufern der Leidenschaft jedoch nicht noch Kohle in den Rachen werfen will oder kann, muss wohl oder übel mit den zahlreichen Kneipen oder Public Viewings in der Hauptstadt vorliebnehmen. Dort sind Tickets noch erhältlich und vor allem erschwinglich.

Max hat übrigens einen Plan B und will den Tag vor dem Finale noch nutzen: Er will mit Vokuhila-Perücke und Eintracht-Kluft im Mannschaftshotel der SGE noch einen Spieler oder Mitarbeiter seines Herzensklubs davon überzeugen, warum gerade er dabei sein muss. "Ich bin bereit, alles zu tun!" Damit sein Traum vom Finale in Erfüllung geht, hat er auch noch einen Plan C: "Ich suche seit Tagen nach einer Verkleidung als Maskottchen, damit ich vielleicht einen Ordner überlisten kann."