Fotos: Paul Garbulski & Juliane ReichertWenn sich erwachsene Männer freudetrunken in die Arme fallen, Fremden plötzlich Küsse auf die Wangen geben oder die Person neben dir vor Wut fast ins Bierglas beißt, weil der BVB gegen Bayern gerade das 1:0 geschossen hat, dann muss man schon ein echter Fußball-Feind sein, um von der Stimmung nicht angesteckt zu werden. Denn Public Viewing kann herrlich sein! Freude wird durch die Menge an Leuten potenziert und das Leid geteilt.
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Spätestens ab diesem Moment hätte selbst die Dortmunder Südkurve Schwierigkeiten, stimmungsmäßig mit der Südblocker Publikumsmelange tanzender Travestie- und angeheiterter Heterofans mitzuhalten. Es öffnet sich der Vorhang für eine Reihe zauberhafter Jungs, deren Mädels-Montur die eigene „Jeans mit Lederjacke"-Kombination zum faden Gimmick einer kostenlosen „How to Fade"-Broschüre verkommen lässt. Wir bestaunen Melli Magic, Bambi Mercury oder Shiaz Legz, verstehen allmählich, dass Bonds Walter PPK im Grunde ein billiger Dildo-Abklatsch ist, und erfahren, wofür ein Laserschwert wirklich gut ist. Wir beneiden Pansys Brustlocken unterm Leoschleier, Absinthias Moustache samt mintgrünem Kussmund und überhaupt Partys, auf denen Pizza in die Menge geworfen wird, statt Pfeffi geext.
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Kurzum, das Konglomerat aus Haaren, Farben und Namen, wie sie ansonsten nur ein New Yorker Ikea für Kosmetiktische kreieren könnte, packt schließlich jeden in seinen Bann. Während also die Füllung alter Sesselgarnituren in Büstenhaltern Wunder wirkte und Apfelkorn in unser aller Kehlen floss, haben wir uns verliebt. Hier nun die bewegten Bilder als Kaleidoskop der Nacht: