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Schottland

Die verrückte Welt schottischer Vereinsnamen

Wenn Vereine nach Schreibmaschinen und Handwerkerschulen benannt wurden, dann kann nur vom schottischen Fußball die Rede sein.
Photo by PA Images

Wer sich schon mal ein bisschen mit dem schottischen Fußball beschäftigt hat, weiß, dass in der Scottish Premiership so einige Teams mit recht kuriosen Namen mitspielen. Und je unterklassiger es wird, desto absurder werden die Vereinsnamen.

Pünktlich zur ersten Pokalrunde in Schottland kommen sie wieder in die Schlagzeilen, Vereine mit Namen wie Clachnacuddin, Queen of the South oder Spartans. Und das Tolle ist: Hinter den kuriosen Namen stecken oft fast genauso verblüffende Geschichten.

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Da wäre zum Beispiel Fünftligist Forres Mechanics, die am Samstag in der ersten Runde gegen Lossiemouth (auch nicht schlecht, oder?) antreten werden. Der Klub aus der Region Moray hört sich zwar ein bisschen nach einem Nebenprojekt von Mike Rutherford an, doch der eigentliche Ursprung des Vereins liegt in der Verbindung der Stadt Forres mit einer örtlichen Handwerkerschule, von der einige Mitglieder in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts das Team gegründet haben.

Ein direkter Arbeiterklassenhintergrund ist keine Seltenheit bei schottischen Vereinen, wie Namen wie Burntisland Shipyard oder Inverurie Loco Works beweisen. Der letztgenannte Verein wurde von Eisenbahnern gegründet und nach einem örtlichen Rangierbahnhof benannt. Selbst nach dessen Schließung im Jahr 1970 spielten die Amateurfußballer von Loco Works weiter—einigen Fans zufolge, um der proletarischen Vergangenheit der Stadt Inverurie die Ehre zu erweisen.

Inverurie Loco Works in einem Pokalspiel gegen Motherwell. Foto: PA Images

Auch die bürokratisch-bürgerliche Klasse Schottlands ist in den Vereinsnamen unterklassiger Klubs gut vertreten. Da wären etwa die Civil Service Strollers und Whitehill Welfare, die in der ersten Pokalrunde gegen Edinburgh bzw. Midlothian ranmüssen. Der Name von Auchinleck Talbot—einer von Schottlands besten Jugendmannschaften—geht auf den Mann zurück, der ihnen das Land für ein Stadion geschenkt hat: Lord Talbot de Maldahide.

Übrigens ist die Bezeichnung „erste Pokalrunde" eigentlich nicht ganz richtig, weil zuvor schon einige Qualifikationsrunden gespielt wurden. Und—wer hätte es gedacht?—auch hier fanden sich einige spannende Vereinsnamen.

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Da wäre zum Beispiel der Verein Hermes, dessen Name auf die sogenannte „Hermes 2000"-Schreibmaschine zurückgeht, die dem Vereinsgründer in der Anzeige eines Magazins aufgefallen war. Auf die heutige Zeit angewandt wäre das ungefähr so, als würde jemand einen Fußballverein „MacBook Air" taufen.

Auch die Geschichte hinter dem Namen des Fußballklubs Hawick Royal Albert steckt voller Wendungen. Mehrere Spieler von Hawick Railway beschlossen in den 40er-Jahren, ihr eigenes Ding machen zu wollen, und gründeten einen neuen Verein. Auf der Suche nach einem Vereinsnamen hörten sie von dem Schiff „Royal Albert". Und hatten ihren Namen gefunden.

Selbst Schriftsteller haben schon bei der Namenswahl schottischer Fußballvereine ihren Beitrag geleistet. David Dunbar, ein Dichter aus Dumfries, nannte seine Heimatstadt bei einer Wahlkampfrede einst „Queen of the South". Dieser Name hängt dem örtlichen Zweitligaverein bis heute nach. Auch der Erstligaverein Heart of Midlothian hat literarische Wurzeln. Der Name geht nämlich auf einen Roman von Walter Scott zurück. Der Begriff „Heart of Midlothian" ist übrigens eigentlich ein Spitzname für Edinburgh.

Es gibt aber auch profanere Erklärungen für bestimmte Vereinsnamen. So steckt hinter dem Namen Hibernian das lateinische Wort für Irland: Hibernia. Der Verein aus der Stadt Leith wurde ursprünglich von einer irischen Diaspora gegründet, die ihre Herkunft im Vereinsnamen widergespiegelt sehen wollte.

Foto: PA Images

Neben profanen Beweggründen gibt es auch religiöse, die bei der Namensfindung im schottischen Fußball eine entscheidende Rolle gespielt haben. Ein gutes Beispiel dafür ist der Verein St. Mirren of Paisley. St. Mirren ist weder eine Region noch eine Stadt. Es gab auch keine Schreibmaschine, die so hieß. Der Verein wurde einfach nach einem örtlichen Schutzpatron benannt.

Auch Volkshelden durften schon beim schottischen Pokal mitspielen, und zwar in Form von Rob Roy MacGregor. Dem schottischen Robin Hood wurde nämlich im Vereinsnamen von Kirkintilloch Rob Roy ein kleines Denkmal gesetzt. Leider sind die Rabs, so ihr Spitzname, über die Qualirunde nicht hinausgekommen, weswegen die schottische Mythologie im diesjährigen Pokalwettbewerb leider etwas unterrepräsentiert ist.

Ihr seht also: Wer sich mit schottischem Fußball beschäftigt, tut am Ende sogar noch was für sein Allgemeinwissen!