Reisende finden in Goa heute vor allem kommerzielle Clubs, überbevölkerte Strände und Partytourismus. Bis weit in die Neunziger war der westindische Bundesstaat allerdings ein Hippie-Paradies, das für Freiheit und Toleranz stand. Als die Hippie-Bewegung während des Kalten Krieges in den USA und Europa an Bedeutung gewann, verschlug es immer mehr umherreisende junge Menschen aus diesen Ländern auf dem sogenannten Hippie Trail nach Südasien auf der Suche nach Spiritualität.
Anzeige
Mitte der 1960er reiste der US-Amerikaner "Eight Finger" Eddie als einer der ersten Hippies in die verschlafenen Fischerdörfer an Indiens Westküste und machte Goa zu seiner neuen Heimat.
Goa, der kleinste Bundesstaat Indiens, war kurz zuvor noch eine portugiesische Kolonie gewesen. Nach der Annexion 1961 durch Indien war es durch seine starke europäische Prägung etwas offener gegenüber Fremden als andere Teile des Landes. Sobald sich nach Eddies Ankunft rumgesprochen hatte, dass es in Indien diesen friedlichen Ort mit einer offenen Kultur, goldenen Sandstränden, kaum Polizei und einem Haufen Drogen gibt, strömten Hippies aus aller Welt hierher.
"Eight Finger" Eddie und andere ausländische Reisende ließen sich zuerst in Colva nieder, einem Dorf im Süden von Goa. Bald zog es die Hippies allerdings nach Anjuna, einem Dorf im Norden. Dort soll es damals keine Polizeiwache gegeben haben, was neben dem wunderschönen Strand und dem entspannten Alltag den perfekten Nährboden für die sich entwickelnde Psychedelica-Szene bot. Drogen wie LSD und MDMA waren dort leicht zu bekommen. Viele Ausländer waren außerdem begeistert vom indischen Charas, einem Cannabisderivat, das ähnlich wie Haschisch aus dem Blütenharz gewonnen wird und das bis 1985 in Indien legal war.
In Anjuna öffnete der Goaner Joe "Banana" Almeida ein Café und erklärte den eintreffenden Touristen die örtlichen Bräuche. Außerdem half er dabei, zwischen den Konkani sprechenden Goanern und den westlichen Besuchern zu vermitteln. Mit der Zeit wurde Anjuna zum Hauptschauplatz der berühmten Full Moon Partys und der legendären Neujahrsfeiern, die auch gerne mal eine ganze Woche andauerten.
Anzeige
Vom gitarrenlastigem Psychedelic-Rock, der anfangs die Musik in den Hippie-Orten dominiert hatte, entwickelt sich Goa über die Jahre zum ersten indischen Bundesstaat mit einer eigenen elektronischen Musikszene. Angeblich war der erste elektronische Song, der jemals in Goa gespielt wurde, ein Lied der deutschen Synthpop-Pioniere Kraftwerk, das ein Besucher in den 70ern auf einer Kassette mit nach Indien gebracht hatte.
Aber nicht allen Hippies gefiel diese Entwicklung. Sie wollten lieber weiter organische Klänge in ihrem Naturparadies hören.
Mitte der Achtziger verblasste dann aber langsam das klassische Love-and-Peace-Motiv der Hippie-Bewegung und DJs wie DJ Laurent, Fred Disko und Goa Gil prägten zunehmend die Szene. Psytrance war geboren. In den 90ern wurden die psychedelischen Raves weltbekannt.
Heute sind die einstigen Undergound-Partys in Goa extrem kommerzialisiert: zugedröhnte Menschenmassen, die unter trippigen Scheinwerfen tanzen – von Liebe und Frieden keine Spur mehr. Dabei ging es bei den Raves in Goa immer um die Suche nach Inklusion und Freiheit und darum, an jedem Vollmond das Leben so zu leben, als würde es kein Morgen geben. Um dieses Gefühl aus Goas Anfangstagen für die Nachwelt zu bewahren, sammelt die Facebook-Seite I Love Goa Fotos aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern.
Anzeige
"Viele Leute die auf diesen Fotos aus den Siebzigern und Achtzigern zu sehen sind, hatten den Kontakt zu ihren Freunden von damals verloren und haben sich durch meine Seite wiedergefunden", schreibt der anonyme Admin der Facebook-Seite. Das sei auch ein Grund für ihn gewesen, diese Bilder zu sammeln.Scroll runter für noch mehr Fotos aus Goa.Folge VICE auf Facebook, TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat.
"Diese Bilder zeigen, wie in der sogenannten Hippie-Ära der Siebziger und Achtziger Menschen Spaß daran hatten, mit Freunden in der Natur zu tanzen. Die heutige Generation ist da anders, die wollen nur noch in teure Restaurants."