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CR7

„Mein Herz gehört Benfica": Jetzt spricht der Teilzeit-Künstler der Ronaldo-Büste

Der vielgescholtene Künstler hinter der Ronaldo-Büste hat in einem Interview erklärt, dass ihn die Kritik kalt lässt und sich mit Jesus verglichen. Eine Aussage sticht raus: War die verpfuschte Büste späte Derby-Rache?
Foto: imago

Wir allen wissen mittlerweile, dass Ronaldo seine eigene Büste hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass das Abbild von CR7 … sagen wir mal etwas speziell aussieht. So speziell, dass sich gestern das halbe Internet mit lustigen Kommentaren und Memes wieder einmal gegenseitig überboten hat.

Doch wir finden: Kunst muss nicht immer ein perfektes Abbild der Realität sein (#deep). Aber noch viel mehr finden wir, dass es spannend wäre zu hören, was der durch den Kakao gezogene Künstler selbst zu seiner Büste sagt. Wie passend, dass der Künstler gerade erst mit dem brasilianischen Online-Medium globo.com gesprochen hat. Kleiner Spoiler: Die Grusel-Büste könnte mit der Sporting-Benfica-Rivalität zu tun haben.

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Bevor wir zum Interview kommen: Auf der Mittelmeerinsel Madeira, auf der Real Madrids Torgarant geboren wurde, ist Ronaldo zu Ehren der Flughafen von Funchal umbenannt worden. Für den feierlichen Moment hatten die Flughafenbetreiber einen lokalen Künstler engagiert, der eine Büste kreieren wollte. Die Rede ist von Emanuel Santos.

When a Lionel Messi fan is commissioned to sculpt a bust of Cristiano Ronaldo pic.twitter.com/DtSkvcXB02
— Football Rascal (@FootballRascal) March 29, 2017

Die erste Frage des Globo-Interviews wühlte gleich mal tief in der Wunde. Unsere Kollegen wollten von Santos wissen, wie er mit der ganzen Kritik umgegangen ist. Santos scheint ein besonders dickes Fell zu haben (oder masochistisch veranlagt zu sein), denn trotz der Häme im Internet erklärte der 40-Jährige, mit der weltweiten Rezeption seiner Büste zufrieden zu sein. „Man kann nicht allen Leuten gefallen. Das konnte Jesus auch nicht. Am Ende ist es eine Frage des Geschmacks. Was zählt, ist die Wirkung, die diese Arbeit erzielt hat", so Santos im Interview. OK, wir verstehen schon, „There is no such thing as bad publicity" und so.

Warum die Wahl just auf Santos fiel – der Kunst nie studiert hat, sondern sich, ganz der Autodidakt, selbst beibeibrachte – hat vielleicht auch damit zu tun, dass die Damen und Herren vom Flughafen Herrn Santos noch ziemlich gut kannten. Der hatte laut Globo-Informationen bis Januar selbst dort gearbeitet, bis ihm gekündigt wurde. Als er hörte, dass man den bekanntesten Sohn der Insel ehren wollte, brachte er sich selbst als Künstler ins Spiel.

Und trotz des vernichtenden Medienechos hoffe er, dass sich die Büste als Türöffner für neue Aufträge erweisen wird. Getroffen habe er Ronaldo übrigens erst, als die Büste der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde. Sieht man, würden die Kritiker jetzt wieder losprusten. Aber sind wir mal ehrlich: Auch ohne Privataudienz und nur mit Foto-Vorlage kann man Ronaldos Antlitz deutlich detailgetreuer hinkriegen. Oder wollte er das vielleicht gar nicht? Denn das Interview hat ein pikantes Detail ans Licht gebracht.

„Ich bin zwar aus Madeira, aber mein Herz gehört Benfica", so Santos weiter. Der Künstler ist also riesiger Fan von Benfica Lissabon. Moment, wo hat Ronaldo nochmal sein Profidebüt gegeben? Richtig, bei Benficas Stadtrivalen Sporting Lissabon.

War die verpfuschte Büste also nur späte Derby-Rache? Wir wissen es nicht. Aber eigentlich sind wir mit dem Endprodukt ziemlich zufrieden. Warum? Weil es den bescheidenen Anfängen Ronaldos gerecht wird. Schließlich hat es auch was Sympathisches, dass man keinen sauteuren (Profi-)Künstler aus dem Ausland engagierte, sondern lieber auf das (zweifelhafte) Talent eines Locals mit Flughafen-Verbundenheit setzte. Außerdem ist es nicht bar einer gewissen Ironie, dass der größte Gockel im Weltfußball eine potthässliche Büste bekommt. Obrigado, Emanuel.