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Frauen

Wahl zur heißesten Sportjournalistin heizt Sexismus-Debatte an

Der Verband deutscher Sportjournalisten meldete den „Sieg" von Sport1-Reporterin Laura Wontorra. Daraufhin kündigte eine Journalistin ihre Mitgliedschaft. Und die Polemik nahm ihren Lauf.

„Laura Wontorra ist die heißeste Sportmoderatorin Deutschlands", titelte Anfang März das Marktforschungsinstitut mafo.de. Anschließend veröffentlichte der Sportjournalist, das Mitgliedermagazin des Verbandes deutscher Sportjournalisten (VDS), die Meldung. Aus Empörung darüber kündigte eine Journalistin nun ihre Mitgliedschaft beim VDS—und bekommt sowohl Gegenwind als auch Zuspruch. Aber der Reihe nach.

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In einer Umfrage unter 1.060 Männern und Frauen wollte mafo.de laut eigenen Angaben wissen, welche Sportmoderatorin „die attraktivste ist". Wontorra gewann mit 31,6 Prozent der Stimmen vor Franziska Schenk und Esther Sedlaczek. Weil der Sportjournalist das Ergebnis einfach nur abdruckte, ohne eine wirkliche Einordnung zu geben, twitterte die freie Journalistin und VDS-Mitglied Andrea Schültke ihre Kündigung samt Protestschreiben an den Verbandsboss Erich Laaser.

Ich bin raus! @AndeWagner @NadjaEckerle #scheissaufheiss pic.twitter.com/nDLefJIkQh
— Andrea Schültke (@aschueltke) 18. April 2016

In ihrem Schreiben beschwert sie sich darüber, dass die Umfrage „sexistisch" sei und diese „nicht mal ignoriert werden" sollte. Weil das Ergebnis „unkommentiert und ohne passende Einordnung" abgedruckt wurde, sei es „ein Rückfall in längst vergessene Zeiten". Anschließend warf sie dem Verband eine Diskreditierung vieler Kolleginnen vor, die der „sportpolitischen Hintergrundberichterstattung eine Stimme geben". Für ihr Schreiben bekam sie in den sozialen Medien viel Zuspruch und brachte den Verbandspräsidenten Erich Laaser in Erklärungsnot.

Laaser äußerte sich schließlich im Deutschlandfunk. Die Aussagen des bekannten Reporters waren jedoch eher unglücklich: „Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn Menschen—egal ob Frauen oder Männer—aus ihrer Optik etwas machen", erklärte Laaser. „Wenn man sie dann darauf reduziert, werden sie wahrscheinlich nicht lange in dem Beruf bleiben." Bei Laura Wontorra, so Laaser, „steckt mehr dahinter als ‚heiß' ". Laaser erklärte zudem, dass für ihn die Optik von Menschen bei der Bewertung ihrer Arbeit „nicht die geringste Rolle" spiele. Mit dem reinen Vermelden hat er indes keine Probleme: „Der eine oder die andere interessiert sich dafür. Wir haben diese Kategorie nicht erfunden und auch nicht die Umfrage in die Welt gesetzt."

Wontorras Arbeitgeber Sport1, der gerne die hübschesten Spielerfrauen von so ziemlich jeder Sportmannschaft kürt, feierte sowohl die Umfrage als auch die Platzierungen. Sie titelten sogar mit „Große Ehre für Laura Wontorra":

Die SPORT1-Moderatorin wird mit großem Abstand zur heißesten Sportjournalistin Deutschlands gewählt. Auch bei den Blondinen ist SPORT1 ganz vorn vertreten.

Fragt sich nur, ob durch solche Worte der Sexismus in Sportmedien und Fußball verdrängt oder nicht doch eher befeuert wird…