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Gemeinsam sei man dann los zum Hafen, wo sich die englischen Fans in üblich lautstarker Manier schon seit zwei Tagen breit gemacht hatten, und auch die Shuttles zu Stadium abfuhren. "Das ist einfach herrlich zum Ansehen, wie die Engländer feiern, singen und Stimmung machen", meint Hans N. Während des Nachmittags standen die Zeichen auch auf friedliche Verbrüderung, die Männer schossen Fotos mit russischen Fans und sogar der französischen Polizei (siehe unten).Gleichzeitig stieg aber auch der Alkoholegel: "Ganz genau kann ich es nicht sagen, aber Petsch hatte sicher an die 10 bis 12 Bier." Kurioserweise wurden überall auf dem Platz von Franzosen Bierflaschen verteilt, laut N. sogar einfach verschenkt. "Ich hab in Frankreich kein einziges Bier bezahlt. Noch bis unmittelbar vor den Krawallen wurden Bierflaschen einfach so hergegeben." Die unzähligen grünen 0,3 Liter-Bierflaschen sollten später zu den Wurfgeschoßen erster Wahl werden und stehen im Nachhinein wohl für das Markenzeichen der Verwüstung.A.C.A.B. soll eigentlich "Amstettner City Allersdorfer Boy" heißen.
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Allmählich begann die Situation zu kippen, als gegen 17:00 Uhr die russischen Fans vorbeizogen, begleitet von einer Polizei-Eskorte. "Da war zunächst keinerlei Aggression. Die sind mit der Polizei vorbei und außer gegenseitigen Schlachtgesängen gab es nichts." Eskaliert sei es dann erst zirka zehn Minuten später, als die Russen offiziell schon vorbeigegangen waren. "Wir haben mitbekommen, dass auf dem Platz ums Eck Flaschen auf die Engländer geworfen werden und sind dann eben in die Richtung, um zu schauen was los ist", meint N. Es wurde hektisch, Gruppen begannen sich zu bilden und über die Seitenstraßen am Hafen zu verteilen."Als die Polizei uns hinderte, weiterzugehen, haben wir uns verloren", sagt N. Während sich N. und der vierte Begleiter aus Österreich von der sich zuspitzenden Situation am Hafen zurückzogen, blieben Johannes P. und Christian A. in ihren England-Trikots beim harten Kern stehen. "Es entstand dann so was wie ein Katz-und-Maus-Spiel in einer Nebenstraße. Wir wurden mit Tränengas beschossen, als Antwort flogen Flaschen. In der aufgeheizten Masse haben alle irgendwie mitgemacht."Auf einer Videoaufnahme kann man auch Johannes P. erkennen, wie er sichtlich betrunken eine Flasche durch die Luft in Richtung wirft. "Er lief auch nicht weg, sondern blieb eigentlich direkt vor der Polizei stehen", meint Christian A., der die Situation aus nächster Nähe beobachtete. Als die Einsatzkräfte die Situation nach etwa einer halben Stunde unter Kontrolle bekam, war der taumelnde Mann mit dem nackten Oberkörper leichte Beute. Seine blutigen Verletzungen von Kopf und Schulter stammen demnach von der Fixierung durch die Einsatzkräfte. "Die haben ihn zu dritt oder zu viert auf den Boden gedrückt, da entsteht halt schon mal so eine Platzwunde. Außerdem war der Boden mit Scherben übersät. Wehren konnte er sich in diesem Zustand nicht mehr", meint der Freund. Daraufhin entstanden die bekannten Bilder."Ich habe in Frankreich kein einziges Bier selbst bezahlt. Vor den Krawallen sind überall Flaschen gratis verteilt worden."
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P. war an jenem Tag mit Sicherheit kein Unschuldslamm. Im Schnellverfahren wurde er bereis am darauffolgenden Montag neben sechs Briten und drei Franzosen zu fünf Monaten Haft in Frankreich und einem anschließenden, zweijährigen Einreiseverbot verurteilt. Ein französischer Journalist, der die Verfahren beobachtet hatte, bestätigt gegenüber VICE, dass als Grund der Verurteilung das Werfen von Flaschen ausschlaggebend war:Der Reporter vermutet außerdem, dass der Mann wegen bereits früherer Gewaltdelikte außerhalb Frankreichs eine längere Haftdauer als andere bekam. Ein Umstand, dem die Freunde von Johannes P. jedoch weiter heftig widersprechen: „Er war in meiner Gegenwart niemals aggressiv und wir haben doch schon sehr viele Nächte durchgezecht und Matches gemeinsam besucht. Meines Wissens war er niemals straffällig." Die österreichischen Behörden wollen auf Nachfrage von VICE aus Datenschutzgründen keine nähere Auskunft dazu geben. Auch eine Anfrage an die Marseiller Polizeipräfektur blieb bis dato unbeantwortet.Fest steht jedenfalls, dass der französischen Polizei am 11. Juni andere schwere Gewalttäterentgangen sind. So tauchte wenige Tage nach den Krawallen im Netz ein Video auf, das ein russischer Hooligan mit einer GoPro Kamera aufgenommen hatte. Auf zynische Weise wird darin dokumentiert, wie die Russen gut organisiert in den Nebenstraßen des Marseiller Hafens auf Prügeltour gehen. Über die Kleidung gut erkennbar sind darin dieselben Personen, die auch nach dem Spiel im Stadion für Randale sorgten, wie ein Mann mit blauem Hut. Auch die Attacke auf den Briten Andrew Bache, den die Russen ins Koma prügelten, ist darauf zu sehen.Aus dieser Gruppe ging den Behörden an jenem 11. Juni kein einziger ins Netz, in erster Linie beliefen sich die Festnahmen auf betrunkene Engländer, die dumm genug waren, sich am Hafen direkte Reibereien mit der Polizei zu liefern und am Ende als herzeigbare Täter einkassiert und im Schnellverfahren verurteilt wurden.Seine Berufungsfrist habe Johannes P. laut Angaben der Freunde verstreichen lassen, die fünf Monate werde er wohl in Frankreich absitzen. Und sie gehen davon aus, dass der "Amstettner City Allersdorfer Boy" seinen Job bei einem heimischen Stahlkonzern wohl los ist.Der Autor auf Twitter: @t_moonshineDie schweren Gewalttäter sind der französischen Polizei in Marseille entgangen.