Menschen

Mit dem Knast-O-Mat kannst du testen, wie gut du ins Gefängnis passt

Nein, nicht als Krimineller, sondern als Beamter.
Ein Justizbeamter öffnet eine Tür
Collage bestehend aus: Screenshot: Knastomat | Justizbeamter: imago images / Hauke Hass 

Du wolltest schon immer mal in den Knast, hast aber nicht genug kriminelle Energie? Du bist eher der Typ, der gern auf Nummer Sicher geht? Dann werd doch Justizvollzugsbeamter.

Um neues Personal zu gewinnen, hat das Justizministerium von Nordrhein-Westfalen kürzlich den Knast-O-Mat veröffentlicht. "Sind klare Regeln für dich ein wesentlicher Bestandteil eines harmonischen Miteinanders?", ist eine von 20 Fragen, die es zu beantworten gilt, um sich selbst zu testen. Wir haben das mal für euch ausprobiert.

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Während der Name des Online-Tools an den Wahl-O-Mat erinnert, der die Entscheidung vor Bundestags- und Landtagswahlen erleichtern soll, erinnern die abgefragten Fähigkeiten eher an … na ja, so ziemlich jeden anderen Job der Welt.

Erst harmlos, dann so mitteldeep

Die erste Frage ist noch ganz harmlos: "Kannst du dich mehreren Aufgaben zur selben Zeit widmen?" Ja, das geht. "Lernst du Menschen erst kennen, bevor du dir eine Meinung über sie bildest?" Ja, hoffentlich schon, aber erleichtern wir uns nicht alle das Leben durch Vorurteile? Eine Option "neutral" oder "weiß nicht" bietet der Knast-O-Mat aber nicht. Also gut: ja. "Ist das Tragen einer Uniform im Job ein Problem für dich?" Absolut.

Küchenpsychologisch geht es weiter abwärts: "Interessieren dich die Geschichten und Psychen anderer Menschen?" kann zweifelsfrei von mir bejaht werden, Beamter auf Lebenszeit will ich dagegen nicht werden. Insgesamt schwankt das Gefühl beim Knast-O-Mat zwischen einer Bewerbung für einen Geheimdienst, eine Zeitarbeitsfirma und einen Yoga-Retreat. Meine Lieblingsfrage: "Nimmst du gerne mal einen Extraweg in Kauf?" Wohin? Äh, egal. Klar. Am Ende lautet das Fazit: "Du passt da rein." Vor der offenen Knasttüre bejubelt mich ein animiertes Männeken. Ob das jetzt ein Grund zur Freude ist, lassen wir mal offen.


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Am Ende des Tests, – ich habe ihn mehrfach durchgespielt und immer mal wieder anders geantwortet –, weiß ich: In NRW darf im Knast arbeiten, wer offen auf andere zugeht, sportlich und ein Teamplayer ist. Immerhin, der Knast-O-Mat ist keine Blendgranate. Wer leicht zu beeinflussen ist, nicht gerne mit Menschen arbeitet und klaustrophobisch veranlagt ist, kriegt am Ende als Fazit ein ehrliches "Hm. Das passt eher nicht".

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Es fehlen Vollzugsbeamte

Auch wenn das Tool etwas Slapstik-haft daherkommt, ist der Hintergrund ernst: Mehr als 400 von insgesamt fast 6.400 Stellen im allgemeinen Vollzugsdienst sind in NRW unbesetzt. Mehr als eine halbe Million Überstunden hätten die Beamten deshalb schon angesammelt, erklärt das Ministerium. In den 36 Gefängnissen des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes würden insgesamt 16.000 Menschen einsitzen.

Gleichzeitig mehren sich die Skandale. Im September 2018, vor etwa einem Jahr, starb ein unschuldig hinter Gittern gelandeter Syrer an den Folgen eines Brandes in seiner Zelle im Gefängnis von Kleve. Kleve liegt in Nordrhein-Westfalen. Außerdem werden viele Gefängnisse teilprivatisiert, um die Kosten zu senken und den Staatsapparat zu entlasten. Wie hilfreich das ist, wenn es sowieso schon genug Fälle gibt, in denen Wärter Drogen, Handys oder anderes Zeug reinschmuggeln, das drinnen mehr wert ist als draußen, um sich etwas dazuzuverdienen, ist fraglich. Neues Personal braucht es in deutschen Gefängnissen also auf jeden Fall. Vielleicht sollten die dann aber auch besser bezahlt werden, damit sie das Schmuggeln nicht mehr nötig haben.

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