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Fußball

Wie Maxi Beister den HSV verarschte

„Es gab keinen Markt für ihn", stellte HSV-Sportdirektor Peter Knäbel fest und zahlte Beister eine fette Abfindung. Einen Tag später unterschrieb er ohne Ablöse bei Mainz 05. Beim HSV geht es auf jeden Fall in die richtige Richtung...
Foto: Imago

Was wäre der Sommer ohne seine Transfers. Wir hätten wahrscheinlich gar nichts zu berichten. Aufgrund bizarrer finanzieller Forderungen von Vereinen oder Spielern kommen aber viele Wechsel nie zustande. Maximilian Beister vom HSV zeigte mit seinem Transfer zum FSV Mainz wie clever man einen Verein wechseln kann und so ziemlich alles dabei rausholt, wenn ein Verein es nicht gebacken bekommt.

Eigentlich sollte Beister eine neue Identifikationsfigur beim HSV werden. Der 24-Jährige spielte schon in der C-Jugend für die Hanseaten und wurde 2012 nach einer zweijährigen Leihe von Fortuna Düsseldorf zurückgeholt. In Düsseldorf entwickelte sich der Offensivspieler zu einem Shootingstar–beim HSV konnte er wegen zahlreicher Verletzungen und fehlendem Vertrauen der verschiedenen Trainer aber nie seine guten Leistungen aus der zweiten Liga bestätigen. Also wollte man ihn in Hamburg nicht mehr.

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Am Freitag wurde der Vertrag von Beister in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Verhandlungen mit potenziellen Abnehmern für den 24-Jährigen wollte HSV-Sportchef Peter Knäbel gar nicht erst führen. „Es gab keinen Markt für ihn", stellte er fest. Doch der HSV wäre nicht der HSV, wenn er dem Spieler nicht noch mit einer Abfindung den Abschied versüßte. Die Hanseaten sollen Beister laut Hamburger Morgenpost 600.000 Euro gezahlt haben.

Knäbel verteidigte die Entscheidung mit den akuten Finanznöten der Hamburger. Der HSV hat als Fast-Absteiger noch immer den Etat ein Champions-League-Aspiranten. Vor allem die Topverdiener müssen dran glauben. „Unsere Intention war es, die Sache schnell zu klären und hier nicht wieder wochenlang eine neue Baustelle zu haben. Das gab es in der Vergangenheit oft genug", verdeutlichte Knäbel. Bankdrücker Beister verdiente beachtliche 1,5 Millionen Euro im Jahr.

Was die Hamburger nicht wussten: Maxi Beister und sein Berater Carsten Kühn hatten längst Gespräche mit mehreren Klubs geführt. Und so kam es, dass Beister nur 20 Stunden nach der Vertragsauflösung einen Dreijahresvertrag bei Mainz 05 unterschrieb. Die Ablöse hatten sich die Mainzer gespart–den Spott für das peinliche Auftreten der Hamburger aber auch. „Der HSV hatte überhaupt keine Wahl", erklärte Heidel. Denn: „Mit Ablöse hätte es keinen Wechsel zu uns gegeben." Beister wäre zu teuer gewesen.

Ob Maxi Beister nun ein geldgeiler Zocker oder Nutznießer der Hamburger Dummheit ist, wird wohl niemand erfahren. Der Neu-Mainzer sieht jedenfalls für alle Seiten die positiven Aspekte. „Die Auflösung war die beste und fairste Lösung für alle. Ich kann weiter in der Bundesliga spielen, und der HSV spart mein Gehalt", sagte er der Bild. Auch Heidel verteidigt seinen Schnäppchen-Star: „Ich habe Verständnis dafür, dass Maxi nicht einfach so irgendwo hingeht, wo er deutlich weniger verdient. Das liegt auch daran, dass beim HSV mitunter noch in einer Größenordnung gezahlt wird, die für andere Vereine nicht darstellbar ist."

Eine Ablösesumme hätte der HSV vielleicht nicht generieren können, aber warum die Hamburger dem Spieler mehr als eine halbe Millionen Euro noch einfach so in die Taschen stecken, ist nicht zu verstehen. Auch ohne die Abfindung wäre es zu einer Einigung gekommen. Beister ist noch immer ein relativ junger Spieler, der auf jeden Fall bei einem Bundesligisten spielen kann. Das Transferfenster ist noch zwei Monate geöffnet und es wird noch den ein oder anderen verzweifelten Verein geben, der unter Zugzwang gerät. In dem Fall ist es wieder der Hamburger Sportverein.

Für viele Spieler, die bei ihren Vereinen auf dem Abstellgleis stehen, wäre die Beister-Lösung vielleicht auch eine lukrative Möglichkeit einen anderen Verein zu finden und noch ein bisschen Geld einzusacken. Dafür brauchen sie nur einen Verein wie den HSV. Die Hamburger haben zwar laut eigener und der wohl lediglich aus Respekt getätigten Aussage von Christian Heidel eine schnelle und leichte Lösung gefunden, welche unabwendbar, aber eben wie immer auch ziemlich teuer und ungeschickt war. Und natürlich auch total dämlich.

Das wissen die Hamburger auch jetzt schon. „Den Publikumspreis werden wir in dieser Transferperiode sicher nicht gewinnen", gestand Knäbel ein. Fortsetzung folgt.

Schöne Woche euch allen! Lasst euch nicht austricksen, auch nicht von Maxi #Beister. ;-) #ndrsport
— NDR Sport (@NDRsport) 29. Juni 2015