FYI.

This story is over 5 years old.

fankultur

Knüppelte die Polizei auf Bayern-Fans ein, weil sie ein Banner verwechselte?

Die spanische Polizei stürmte mit rigoroser Härte den Gäste-Block der Bayern-Fans und schlug um sich. Bisher wird über die Gründe nur gemutmaßt. Ein Fan vor Ort erklärte uns, dass der Auslöser ein falsch verstandenes Banner sei.
Foto: Imago

Hitzig. Furios. Umstritten. Der gestrige Champions-League-Abend zwischen Real Madrid und dem FC Bayern im altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu kann mit vielen Attributen beschrieben werden. Das gilt sowohl für die 120 Minuten auf dem Feld als auch für die 15 Minuten in der Halbzeitpause im Gästeblock der Bayern-Fans. Auf dem Platz wurde das turbulente Kräftemessen von zwei der besten Mannschaften der Welt eigentlich nur von einer bedenklichen Schiedsrichter-Leistung getrübt – und der FC Bayern flog am Ende klar mit 4:2 aus der Königsklasse. Daneben bewies einmal mehr die spanische Polizei, warum sie so einen berüchtigten Ruf unter Fußballfans genießt.

Anzeige

Als die Teams zum Pausentee in die Kabine verschwanden, ging es im Gästeblock erst richtig zur Sache. Mehrere Dutzend behelmte Polizisten stürmten in den Gästebereich und knüppelten auf die Bayern-Fans ein. In zahlreichen Videos und auf Bildern sieht man die rigorose Brutalität der Sicherheitskräfte, die teils wehrlose Fans angriffen. Grund für die unverhältnismäßige Auseinandersetzung: Die spanische Polizei hatte es auf zwei Banner im Münchner Block abgesehen. Diese entrissen sie den Fans gewaltsam und verließen anschließend wieder den Block. Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte sich die Lage im Block wieder beruhigt.Wie die Bild berichtet, sollen den Attacken der Polizei auch Aktionen von vereinzelten Bayern-Fans vorausgegangen sein. Bestätigt wurde das nicht: Eine offizielle Stellungnahme der spanischen Polizei gibt es noch nicht, auch nicht von den beiden Vereinen.

*Update: Der FC Bayern München meldete mittlerweile auf der eigenen Homepage: „Der FC Bayern_ empfindet das Vorgehen der spanischen Polizei als völlig deplatziert und maßlos. Der FC Bayern hat bereits Beschwerde bei der UEFA gegen das Vorgehen der spanischen Polizei eingelegt. Des Weiteren wird der FC Bayern eine Erklärung über die Vorgänge von der spanischen Polizei einfordern._"

Polizei knüppelt in Madrid #RMAFCB pic.twitter.com/kGvDGUMB3W
— Sascha Meißner (@schollplatte) 18. April 2017

Wie VICE Sports aus Kreisen der aktiven Münchner Fanszene erfuhr, handelte es sich bei den beiden Bannern um die „alarMstufe rot"-Fahne und ein Banner der mit der aktiven Münchner Fanszene befreundeten Gruppe „Ultramarines Bordeaux" des FC Girondins Bordeaux. Die Madrider Polizei hatte es besonders auf die Flagge der Ultramarines abgesehen, da diese ein Totenkopf ziert. Die Polizei dachte wohl, dass es sich bei dem Banner um ein Wappen der Real-Gruppierung „Ultras Sur", die auch Totenköpfe verwendet, handeln würde. Die Gruppierung, die in der Vergangenheit immer wieder durch rechtsextreme Symbole und Gewalttaten für Schlagzeilen sorgte, wurde von Real aus dem Bernabéu verdammt. Eine „total schwachsinnige Logik, dass ein Banner von denen im Gästeblock hängt", erklärte uns ein Bayern-Fan der aktiven Fanszene. Besonders, weil es unter anderem hinlänglich bekannt ist, dass es keine Fanfreundschaft zwischen beiden Vereinen gibt und sich die Münchner Ultragruppe „Schickeria" durch antirassistische Banner immer wieder klar positioniert.

pic.twitter.com/hYGYaTQAsD
— Ralph Gunesch (@felgenralle) 18. April 2017

Schon eine Woche zuvor kam es rund um das Spiel zwischen Atlético Madrid und dem englischen Meister Leicester City zu harten Auseinandersetzungen zwischen englischen Fans und der spanischen Polizei. Nach Provokationen einiger englischer Fans – wie die Daily Mail berichtet – ging die Polizei auf zahlreiche Fans los. Im Internet kursierten daraufhin Videos von Fans mit erhobenen Händen, die von Polizisten verprügelt wurden. Die spanische Polizei genießt unter Fußballfans schon seit Jahren einen üblen Ruf als Schlägertruppe. Erst im Februar hatte ein BVB-Fan vor dem deutschen Bundesverfassungsgericht gegen eine spanische Verurteilung bei einem Schnellverfahren und einem anschließenden Eintrag ins Bundeszentralregister im Jahr 2010 gesiegt. Beim damaligen Auswärtsspiel des BVB in der Europa League beim FC Sevilla im Jahr 2010 ging die Polizei ebenfalls fragwürdig und brutal gegen Fans vor; diese wurden zu Geständnissen gedrängt. Im Dezember mussten auch Fans von Borussia Mönchengladbach in Barcelona erfahren, wie unvorbereitet und rigoros die spanische Polizei gegen Fußballfans vorgeht.

Beim gestrigen Spiel soll keiner der Münchner Fans bei der Polizei übernachtet haben, wie VICE Sports aus der Fanszene erfuhr. Drei inhaftierte Bayern-Anhänger wurden nach Spielende wieder freigelassen. Der Club Nr. 12, die Vereinigung der aktiven FC-Bayern-Fans, rief jedoch dazu auf, dass sich Fans bei möglichen Problemen bei der Rechtshilfe der Münchner melden sollen. Auch die beiden von der Polizei entrissenen Fahnen wurden den Fans nach dem Spiel zurückgegeben. Und trotzdem müssen Fußballfans zum wiederholten Male den berüchtigten Ruf der brutalen Polizei in Spanien bestätigen…

Folgt Benedikt bei Twitter: @BeneNie