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Wollen Fans die sichere Pyro-Fackel überhaupt?

Weil Brøndby IF keinen Bock mehr auf Pyro-Strafen hatte, erfanden sie sichere Bengalos. Die werden nun von der Bundesanstalt geprüft – doch die Fans könnten die Idee noch scheitern lassen.
Foto: twitter.com/BrondbyIF

„Pyrotechnik ist kein Verbrechen", skandieren Fans seit Jahren in den Stadien. Die über 1.000 Grad heißen Fackeln mit ihrem unverkennbar hellen Licht sind besonders für Ultras ein wichtiges Ausdrucksmittel. Neben Fahnen, Choreos und Gesängen schaffen es die bengalischen Feuer, eine 0815-Arena in einen glühenden Hexenkessel zu verwandeln. Für Fußballverbände und Ligen steht Pyrotechnik jedoch ganz oben auf der Hass-Liste. Die Strafzahlungen im Millionenbereich gingen in den letzten Jahren vor allem für zündelnde Fans drauf. Die Klubs stehen meist zwischen den eigenen Fans und der Liga – fügen sich jedoch. Der dänische Fußballverein Brøndby IF hatte darauf aber keinen Bock mehr.

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Mehr dazu: Es gibt jetzt sichere Pyro-Fackeln

Der Klub setzte sich also mit einigen Fans, dem Pyrotechniker Tommy Cordsen und der dänischen Fanorganisation Danske Fodbold Fanklubber (DFF) zusammen, um ungefährliche Pyrotechnik zu entwickeln. Nach ersten Ergebnissen gibt es nun schon eine zweite Version der ungefährlichen Fackel. Und diese wurde jetzt der zuständigen Behörde innerhalb der EU, also der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin, zur Genehmigung vorgelegt, wie die DPA berichtet. Damit hofft der Klub, die Fackeln schon in der nächsten Saison im Stadion aufflammen zu sehen.

Første skridt mod udvikling og brug af lovlig pyroteknik er taget
Læs mere om projektet her:https://t.co/RqFSeL3gGb pic.twitter.com/Y4IUPkOi7c
— Brøndby IF (@BrondbyIF) 21. Dezember 2016

Bis dahin steht jedoch nicht nur das Fragezeichen der BAM. Denn noch weiß niemand, ob die ungefährliche Pyrofackel, die bei Berührung ein Trikot nicht sofort schmelzen und Hände nicht sofort verbrennen lässt, auch von den Fans angenommen wird. Die neuen Fackeln qualmen laut Brøndby-Angaben um 90 Prozent weniger, jedoch seien bisher nur „70 bis 75 Prozent der Lichtstärke" erreicht. So erklärte Lasse Bauer, Fanbeauftragter von Brøndby IF, der DPA: „Es macht keinen Sinn, ein Produkt einzuführen, das unsere Fans ohnehin nicht nutzen wollen." Daher wird versucht, vor allem einen stärkeren Lichteffekt mit der neuen Fackel zu erzielen. Ein weiteres Problem könnte natürlich auch der Reiz des Verbotenen sein, so Bauer: „Klar gibt es da auch so ein Bedürfnis, zu beweisen, dass man sich mehr traut als die gegnerischen Fans, und sich auch ans Illegale wagt." Damit die Fackel seinen Weg in die Stadien findet, arbeitet der Klub eng mit den Fans zusammen – auch weil er ein Eigeninteresse hat.

Die Brøndby-IF-Fans beim Europa-League-Qualifikationsspiel gegen Hertha BSC Berlin im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. (Foto: Imago)

Obwohl Pyrotechnik auch in Dänemark nicht erlaubt ist, zündeln besonders die Brøndby-IF-Fans gerne bei Spielen ihres Teams. Das wurde den deutschen Zuschauern schon im Sommer beim Spiel gegen Hertha eindrucksvoll bewiesen. Nun will der Verein mit seiner Erfindung sowohl die teuren Verbandstrafen minimieren, als auch die Fans nicht vergraulen. Statt Strafen einfach zu zahlen, haben sie sich in Dänemark zusammengesetzt. In Deutschland ist besonders in der Pyro-Debatte viel verbrannte Erde zurückgeblieben.

DFB und DFL beharren auf ihre Strafen, können das Problem jedoch so nicht lösen. Die Vereine haben viel zu lange mutlos versäumt, ihre Fans zu stärken, um mit ihnen sowie den Verbänden auf Augenhöhe nach Lösungen zu suchen. Und das obwohl die Rechtslage in Deutschland Pyrotechnik erlaubt und es in anderen Ländern schon Ideen für ein legales Abbrennen von Pyrotechnik gibt: Sogar in den USA wurde im neuen Stadion von Orlando City SC eine „Smoke Device Area" errichtet – wo Pyrotechnik legal gezündet werden darf. Man erhofft sich dadurch eine europäische Stadionatmosphäre…