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Politik

Dieser CDU-Politiker hasst Feine Sahne Fischfilet, aber ist gegen ihre Konzertabsage

Und dafür liefert er ziemlich gute Argumente.
Ein Tweet von Christian Reinboth
Screenshot: Twitter

Es wurde schon viel Peinliches gesagt zur Konzertabsage des Bauhaus Dessau an Feine Sahne Fischfilet. Ganz vorne mit dabei war Claudia Perren, die Direktorin der Bauhaus-Stiftung. In der Zeit verteidigte sie ihre Entscheidung mit lachhaften Argumenten. Sie sagte, man habe rechtsextremen Demonstranten keine Bühne geben und das Weltkulturerbe vor ihren Angriffen schützen wollen. Es klang nach einer Erklärung von jemandem, der insgeheim weiß, aber nicht öffentlich zugeben kann, dass er Scheiße gebaut hat. Und der klügste Beitrag in dieser Tragikomödie kommt jetzt von einem CDU-Politiker.

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Christian Reinboth, Vorstand des CDU-Stadtverbands Wernigerode, zeigte in einem Twitter-Thread, was konservativ, also lateinisch conservare – erhalten – bedeutet. Nämlich nicht nur, alte Werte zu erhalten, sondern auch, in hitzigen Debatten den Verstand zu bewahren:

Wie sich das für einen Konservativen gehört, zitiert Reinboth erst mal einen längst toten weißen Mann. So weit, so erwartbar. Dennoch kann den Satz des ollen Aufklärer-Onkels Voltaire wohl jeder unterstreichen, der sich eine offene und freiheitliche Gesellschaft wünscht. Und für alle Parteikolleginnen und -kollegen, die sich jetzt gefragt haben, was zum heiligen Konrad Adenauer in den Reinboth gefahren ist, stellt der klar, dass er schon noch ein CDU-Mann ist.

Grieg? Bach? OK, Herr Reinboth, wir müssen uns ja nicht unbedingt im Moshpit umarmen. Außerdem ist Musikgeschmack Nebensache, wenn danach so kluge Sätze kommen: "Jeder kann zu #Kunst eine Meinung haben. Aber für ein 'das darf nicht gezeigt/gespielt/aufgeführt' werden braucht es viel mehr als ein diffuses 'passt nicht'-Gefühl", schreibt Reinboth, bevor er richtig los legt.

Wir hätten nicht besser erklären können, wie absurd die Verteidigung der Bauhaus-Entscheidung war. Vor allem weil die Stiftung – und das führt Reinboth in einem weiteren Tweet aus – durch diese Entscheidung ihr Image erst recht beschädigt hat. Und: Man hätte das ganze im Gegenteil positiv für sich nutzen können.

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Dieser Reinboth ist da an was dran. Weiter im Text.

OK, was ist da los, Christian, wir dürfen doch Christian sagen? Können wir dich mal auf ein Bier einladen? Aber wenn ihr denkt, das war schon alles, hat Christian noch einen auf Lager.

Tun wir, Christian. 21 … 22 … 23 …

Apropos Lautstärke. In seinem nächsten Tweet kommt der CDU-Politiker noch mal darauf zu sprechen, dass Feine Sahne Fischfilet wegen ihrer politisch extremen Texte ausgeladen wurden. Das müsse man disktutieren, aber …

Ja, verdammt. Kann. Es. Das. Wirklich. Sein?

Damit hat Christian Reinboth endgültig gezeigt, dass er über etwas verfügt, das vielen seiner Kolleginnen und Kollegen fehlt: Rationalität. Und dass er auf etwas verzichtet, worauf andere zu oft zurückgreifen: Polemik. Dazu, dass er die eigenen Befindlichkeiten überwindet, kann man ihn nur beglückwünschen. Und wir wünschen uns jetzt nur noch einen Remix von In unseren Augen auf eine Sonate für Violine von Bach. Es wird schwierig, aber gemeinsam kriegen wir das hin.

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