Neulich haben sie mich endlich beim Klauen erwischt. Endlich, weil ich seit Jahren darauf warte. Nicht sehnsüchtig. Eher in weiser Vorahnung. Bevor es passierte, hatte ich schon ordentlich Beute gemacht. Ich hatte Lebensmittel geklaut, ausschließlich in großen Supermärkten. Mein System war simpel: Wenn ich mit einer Tasche in den Laden ging, blieben die letzten drei Produkte am Kassenband zufällig drin. Manchmal waren es wirklich die am tiefsten in der Tasche liegenden Produkte, manchmal handelte ich mit Kalkül. Eine Packung Frischfleisch eignet sich zum Beispiel hervorragend dafür, recht unauffällig im Rucksack zu verschwinden und kostet auch noch richtig Kohle.
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Dabei habe ich nicht geklaut, um Geld zu sparen. Die paar Euro, die ich durch meine Diebstähle gespart habe, hätte ich auch noch gehabt. Ich tat es, weil mir Klauen einfach Spaß machte.Ladendiebstahl ist das Verbrechen des kleinen Mannes und der kleinen Frau. 2015 taten es die Deutschen rund 26 Millionen Mal. An jedem Tag wurde also 71.000 Mal geklaut. Das ist mehr als Menschen in meiner Geburtsstadt wohnen.Ich bin wie vermutlich viele dieser Hunderttausenden Diebe an sich ein recht ehrlicher und fairer Mensch. Im Traum würde mir nicht einfallen, ein Auto zu knacken oder eine Tür aufzubrechen. Mir hat es vollkommen gereicht, zwei Mangos aus dem Supermarkt zu schmuggeln, um mich ein wenig wie ein Bond-Bösewicht zu fühlen.
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Auf 3,9 Milliarden Euro beliefen sich 2015 die sogenannten "Inventurdifferenzen" im deutschen Einzelhandel, hat das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI errechnet. Mehr als die Hälfte davon ging auf das Konto von mir und meinen Mittätern. Außerdem klauten Mitarbeiter Ware im Wert 900 Millionen. Lieferanten waren für weitere 300 Millionen verantwortlich und die restlichen 600 Millionen entstanden durch Fehlbuchungen oder verlegte Ware.Bei 26 Millionen Diebstählen ist das durchschnittliche Diebesgut damit etwa 4,70 Euro wert. Was auch auf mich zutrifft. Ungefähr 30 Mal habe ich geklaut, im Schnitt vielleicht 5 Euro pro Raubzug. Macht 150 Euro verteilt auf die vergangenen vier Jahre. Pfand wegbringen lohnt sich vermutlich mehr. Aber beim Pfand wegbringen fühlt man sich wie ein Streber, nicht wie ein Bond-Bösewicht.
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