Diese von Musks verkündete—zugegebenermaßen faszinierende—These gehört jedoch nicht zu seinen originellsten Ideen. Die Theorie, dass wir in einer Simulation leben, die manchmal auch als Simulations-Hypothese bezeichnet wird, fand in den 1990ern mit dem von den Wachowski-Geschwistern gedrehten Film Matrix Einzug in die Popkultur—das Konzept gibt es aber bereits viel länger. In einer Folge von Doctor Who aus dem Jahr 1976 mit dem Titel „The Deadly Assassin" beispielsweise führt eine Gemeinschaft von Individuen ein simuliertes Leben in einer Maschine, die sich die Matrix nennt.„Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in der Wirklichkeit leben, beträgt eins zu mehreren Milliarden… ich denke, es beläuft sich auf eins zu mehrere Milliarden. Wir sollten hoffen, dass das stimmt, denn andererseits hätte die Zivilisation aufgehört, sich weiterzuentwickeln, weil verschiedene Katastrophen unsere Zivilisation ausgelöscht haben. Ansonsten würden wir Simulationen kreieren, die sich nicht mehr von der Realität unterscheiden ließen, oder die Zivilisation würde aufhören zu existieren. Das sind die beiden Optionen."
Simulationen sind nicht immateriell
Kurz gesagt, woraus sollte solch eine Simulation bestehen? Wäre die Realität, die wir sehen, eine Simulation, dann könnten wir annehmen, dass der Simulator aus gänzlich anderem Material besteht, das wir per Definition nicht mal begreifen könnten (es müsste also aus etwas bestehen, das sich von allem, was in unserer Welt existiert, unterscheidet). Der Gedanke, dass es die base reality und weitere Ebenen der Realität gibt, klingt zwar extrem faszinierend, doch bewiesen ist nur eine Ebene der Realität. Die Welt, in der wir leben, besteht nur aus Objekten.Schließlich wird diese Annahme von der Wissenschaft selbst bewiesen, deren Gleichungen die Bewegungen und Wechselwirkungen bestimmter Dinge beschreiben—laut der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik sind es Materie und Energie. In der wissenschaftlichen Beschreibung der Realität tauchen keine zusätzlichen Elemente auf. Wir haben beispielsweise Planeten, sowie Computer, die wir benutzen, um vorherzusagen, wie die Planeten sich verhalten werden, doch wir haben keine kleinen Planeten in unseren Computern. Die Nutzung von Computern, die auch nur Objekte sind, um vorhersagen zu können, was Planeten tun werden, nennen wir eine Simulation. Doch es gibt keinerlei simulierte Planeten in den Computern drin.Der Apfel, den Musk auf einem VR-Bildschirm so schmackhaft und überzeugend findet, wäre für ein Rotkehlchen, das nach einem Wurm sucht eine arge Enttäuschung.
Unser Gehirn ist kein Computer
Bostroms These ist also suspekt und vollgepackt mit unbewiesenen Behauptungen. Wir wissen nicht, ob ein Gehirn ein Computer ist. Wir wissen auch nicht, ob eine Berechnung Bewusstsein hervorbringt. Tatsächlich gibt es bisher keinerlei Hinweise dafür, dass Berechnungen von Computern Bewusstsein hervorbringen. Wir wissen nicht, ob Bewusstsein eine Realitätsebene ist, die sich von der base reality unterscheidet. Wäre das wahr, wäre das wie schon erwähnt eine Neuformulierung des cartesianischen Dualismus. Warum sollten wir ohne Weiteres solch eine problematische These als selbstverständlich betrachten?Bostrom will verhindern, dass künstliche Intelligenz die Menschheit zerstört