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Fußball

Alen Lehecka, der treffsicherste Torjäger Deutschlands

Der kroatische Traditionsverein NK Croatia Bietigheim führt souverän die Kreisliga B9 Württemberg an—auch dank der Tore ihres Kapitäns Alen Lehecka. Der spielte für die kroatische U19 und ist verbandsübergreifend der treffsicherste Stürmer Deutschlands.
Foto: croatia-bietigheim.de

Alle Welt redet von Pierre-Emerick Aubameyangs Gerd-Müller-Rekord-Jagd. 17 Tore, Pierre-Emerick? Läppisch! Alen Lehecka ist das Maß der Dinge: Der 25-Jährige hat nach 16 Spielen bereits übermenschliche 51 Tore geschossen—in der Kreisliga B9 Württemberg wohlgemerkt). Alen, Kapitän von NK Croatia Bietigheim, ist damit verbandsübergreifend der beste Torjäger Deutschlands im Herrenbereich.

Dir Torjägerliste auf Fußball.de, bei den Herren ist Lehecka aktuell der beste Torjäger Deutschlands

Er knipst und knipst und knipst: Vor zwei Wochen hat er beim 17:0 gegen die Spvgg Besigheim acht Tore geschossen. So wie auch schon gegen FV Roßwag. Gegen FV Kirchheim waren es sechs. Der Hattrick gegen Bissingen am vergangenen Wochenende klingt fast schon nach Ladehemmung. Wie ist das möglich? Alen gibt sich bescheiden. „Klar, manchmal ist auch eine Einzelaktion dabei, aber ich habe wirklich Top-Mitspieler. Da fällt einem das Tore schießen schon leicht."

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Einen Platz für die Torjägerkanone hat Alen noch nicht auserkoren. Die gibt es in der Kreisliga B auch gar nicht. Aber der Titel des Torschützenkönigs ist im wohl nicht mehr zu nehmen: „Ich denke nicht, dass mich da noch jemand einholen kann. Der Zweitplatzierte hat im Moment 24 Tore weniger als ich." Ist ein Torjäger wie Alen Lehecka überhaupt beim NK Croatia Bietigheim zu halten? Mit seinen 25 Jahren geht er, in Fußballerjahren gerechnet, fast noch als Talent durch. Anfragen von anderen Vereinen habe es auch schon gegeben. „Ein Bundesligist hat aber noch nicht angerufen", scherzt Alen.

Dabei war er vor einigen Jahren gar nicht so weit weg vom Profigeschäft: Fußballspielen hat er in der Jugend der Stuttgarter Kickers gelernt, sogar drei Spiele für die kroatische U19-Nationalmannschaft stehen auf seinem Lebenslauf. „Ich wurde in einem A-Jugend-Bundesligaspiel der Stuttgarter Kickers gegen den FSV Mainz 05 vom kroatischen Verband gesichtet. Da habe ich ein super Spiel gemacht. Die kroatische Delegation war eigentlich wegen eines Innenverteidigers von Mainz angereist. Den habe ich in dem Spiel schwindelig gespielt und dann habe ich die Einladung zum Lehrgang der Nationalmannschaft bekommen. Der Verteidiger war da nicht dabei, wenn ich mich recht erinnere", erzählt er und lacht.

Doch mit einer Profikarriere wurde es nichts. „Blöde Verletzungen zu blöden Zeitpunkten", sagt Alen. „Es war lange mein Ziel, Profi zu werden, es ganz nach oben zu schaffen. Aber, wie man es bei mir sieht, kann es auch ganz schnell ganz nach unten gehen. Ich habe mir irgendwann andere Ziele gesteckt und ein zweites Standbein als selbstständiger Versicherungskaufmann aufgebaut", blickt er zurück. „Aber ich bin glücklich, habe Spaß bei der Arbeit, Spaß beim Fußball. Es ist auf jeden Fall gut, so wie es ist."

Für Croatia Bietigheim in der Kreisliga zu spielen, ist für Alen eine Herzensangelegenheit: „NK Croatia Bietigheim ist ein Mega-Traditionsverein. Er ist sogar weltweit einer der ältesten kroatischen Fußballklubs außerhalb Kroatiens. Mein Vater hat Ewigkeiten für Croatia Bietigheim gespielt, mein Bruder hat sechs Jahre für Croatia gespielt, mein Cousin spielt dort. Der Trainer ist einer meiner besten Freunde. Mir war immer klar, dass ich, wenn ich mal unterklassig spiele, für Croatia spielen werde. Das ist Familie und Heimat."

Seit einigen Jahren versucht NK Croatia schon den Aufstieg in die Kreisliga A zu schaffen. Dieses Jahr sollte es klappen: Croatia steht auf Platz eins, hat nach 16 Spielen 48 Punkte auf dem Konto und ein überragendes Torverhältnis von 133:9. Mit seinen 51 Toren hat Alen maßgeblichen Anteil am Erfolg seiner Mannschaft. „In der vergangen Saison sind wir nur knapp gescheitert. Unser Motto ist dieses Jahr: ‚Jetzt erst recht'". Und nicht nur vor Alens Toren müssen sich die Gegner in der Kreisliga B fürchten, wie ein Blick in die Steckbriefe der Spieler Croatia Bietigheims verrät. So hört zum Beispiel Mittelfeldspieler Sezgin Kaya auf den liebevollen Spitznamen „Rasenmäher" und nennt Gennaro Gattuso, Jaap Stam und Jens Jeremies als seine fußballerischen Vorbilder. „Mit Sezgin habe ich schon bei den Stuttgarter Kickers in der Jugend gespielt. Überragender Sechser. Aber er ist eigentlich ganz zahm, ein ganz Lieber", versichert Alen. Ambitionen, nochmal höher zu spielen, hat er,—aber nur unter einer Bedingung: „Wenn höher, dann nur mit Croatia. Mein Traum ist es, mit Croatia Bietigheim in die Landesliga aufzusteigen."

Für alle Hobby-Aubameyangs und Kreisliga-Knipser verrät Alen noch das Geheimrezept für 51 Buden: „Als ich klein war, hat mein Vater hat immer gesagt: ‚Alen, wenn du aufs Tor zuläufst, musst du dich immer dumm stellen. Nicht nachdenken!'"

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