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Weltpokalsiegerbesieger Patschinski fährt jetzt Leichenwagen

Nico Patschinski schoss 2002 gegen den FC Bayern das entscheidende Siegtor. Heute führt der Pauli-Kultkicker ein normales Leben, spielt in der Kreisklasse und wurde jüngst von einem Bestatter verpflichtet.
Imago/Ulmer

Das waren noch Zeiten. Während die Underdogs heute bei den Stars des FC Bayerns um Selfies bitten und das 90-Minuten-Erlebnis abfeiern, sorgten früher diese Kleinen für die schwersten Spiele des Rekordmeisters. Unvergessen ist dabei der 6. Februar 2002, als der kleine FC St. Pauli gegen den damaligen Champions-League- und Weltpokalsieger im Stadion am Millerntor mit 2:1 gewann. Die Helden wurden als Weltpokalsiegerbesieger gefeiert. Nico „Patsche" Patschinski, Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:0, genießt in Hamburg heute noch Kultstatus.

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Aber was machen eigentlich Profi-Spieler, wenn die Karriere vorbei ist und die Trainer- und Expertenposten nur an eine Hand voll Ex-Profis gehen?

Patschinski ist mittlerweile 38 Jahre alt. Nach 28 Erstliga- und 153 Zweitliga-Spielen folgten Stationen bei unterklassigen Vereinen, bis er in Hamburg beim Niendorfer TSV kickte und nebenbei als Paketfahrer Geld verdiente. Nach drei Jahren Paketdienst kam er dann mal zu früh und der Kunde wollte Patsche bei sich fahren sehen. Der achtmalige Bundesligatorschütze bringt statt Paketen nun tote Menschen von A nach B. Sein neuer Job: Leichenwagenfahrer.

„Die letzte Fahrt ist jetzt immer mit mir", scherzt Patschinski im Gespräch mit der Bild. Patsche holt die Verstorbenen ab und bringt sie mit seiner langen schwarzen Limousine zu ihrer letzten Ruhestätte. Den Job braucht er, denn das große Geld aus der Bundesliga ist weg. Wie viele andere Profi in dieser Parallelwelt mit viel Freizeit und noch mehr Kohle verzockte der 38-Jährige sein fürstliches Gehalt. Entweder spielte er in Casinos oder verprasste Kohle für Wohnungsmieten und Wertgegenstände.

Während ehemalige Mitspieler noch im Fußballbusiness ihr Geld verdienen oder anderweitig für eine Zukunft investiert haben, lebt Patschinski ein vollkommen normales Leben. Nebenbei kickt er in der Kreisklasse beim FC Schnelsen. „Da bin ich Libero, manchmal auch Torwart, wenn wir die elf Mann nicht vollkriegen. Nur wenn wir hinten liegen, juckt es in den Füßen und ich schalte mich im Sturm mit ein. Ich habe da Spaß. Da wird auch mal ein Bierchen getrunken", erklärt er der Bild.

Seine ehemaligen Mitspieler beim FC St. Pauli haben ihn noch nicht vergessen. Thomas Meggle, auch Weltpokalsiegerbesieger-Torschütze und heute Sportdirektor bei den Hamburgern will wenn nur mit Patschinski fahren: „Ich wünsche uns ein langes Leben. Im Falle eine Falles aber wäre es mir eine Ehre, die letzte Fahrt mit Patsche vorne am Steuer zu machen."