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Osttimor verstärkt sich mit Brasilianern und die FIFA schaut nur zu

Dank zahlreicher Brasilianer in ihren Reihen wird die Nationalmannschaft Osttimors immer besser—obwohl es keine nennenswerte Verbindung zwischen den beiden Ländern gibt. Und wieder schaut die FIFA nur so.
Wiki Commons

Die FIFA und die Asiatische Fußball-Konföderation (AFC) wollen anscheinend nichts davon wissen, dass nicht-asiatische Spieler unerlaubterweise in einem ihrer Nationalverbände mitkicken.

Die Nationalmannschaft von Timor-Leste, in Deutschland besser unter dem Namen Osttimor bekannt, hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert und liegt mittlerweile in der FIFA-Weltrangliste sogar schon vor Indonesien—dem Land, von dem es sich um die Jahrtausendwende abgespaltet hatte.

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Das Team ist bei der AFC-Qualifikation für die WM 2018 in Russland zum ersten Mal über die erste Runde hinausgekommen, nachdem man die Mongolei mit 4:1 und 1:0 besiegen konnte. In der zweiten Runde trifft die Mannschaft auf die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Palästina und Malaysia. Anfangs des Monats konnte man zuhause in Dili den hochfavorisierten VAE sogar fast ein Remis abknöpfen.

Großen Anteil an Osttimors Fußballaufschwung hat dabei eine Reihe von brasilianischen Fußballern, die keinerlei Verbindung zum ärmsten Staat Asiens zu haben scheinen. Nur dass das weder die FIFA, die AFC noch den örtlichen Verband in irgendeiner Form interessiert.

Denn laut FIFA-Regularien darf ein Spieler, der in Land X geboren wurde, nur dann für Land Y spielen, wenn er dort als Erwachsener fünf Jahre lang gelebt hat. Doch genau das scheint auf keinen von Osttimors Brasilianerfraktion zuzutreffen.

Im Gegensatz zu seinen heimischen Kickern sind die Brasilianer allesamt Profifußballer, die in so unterschiedlichen Ländern wie Brasilien, Bolivien, den VAE, Mexiko, Kuwait, Portugal und der Slowakei ihr Geld verdienen.

Übrigens wäre man ebenso für ein anderes Land spielberechtigt, wenn die Eltern oder Großeltern aus diesem Land kämen. Doch auch wenn das Gebiet um Osttimor früher mal Teil des portugiesischen Kolonialreiches war, ist die historische Verbindung zwischen Brasilien und dem asiatischen Land mehr als dünn.

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„Bis zum Jahr 2000 gab es zwischen beiden Ländern keine Migrationsbewegungen. Und auch seit der Jahrtausendwende hat sich daran nicht viel geändert", sagt Professor Damien Kingsbury, ein Südostasienexperte aus Melbourne.

Amanda Wise von der Universität Sidney schrieb 2004, dass seit der Annektierung vonseiten Indonesiens im Jahr 1975 rund 20.000 Menschen von Osttimor nach Australien ausgewandert seien. Rund 10.000 Menschen seien hingegen nach Portugal emigriert. Was Brasilien betrifft, glaubt die australische Botschaft in Osttimor, dass die Zahl bei kaum mehr als 500 liege. 500 Menschen. Seit 1975.

Aus diesem Grund erscheint es mehr als unglaubwürdig, dass aus so einer kleinen Expat-Community so viele gute Fußballspieler hervorgehen sollen.

Weder die FIFA noch die AFC will darüber Auskunft geben, wie genau sich die einzelnen Spieler dafür qualifiziert haben, für Osttimor auflaufen zu können. Ein AFC-Sprecher gab bekannt, dass alle Spieler spielberechtigt seien, doch aus Gründen der Vertraulichkeit könne man leider nicht mehr dazu sagen.

Stimmt gar nicht, meint die internationale Spielergewerkschaft FIFPro, denn laut eines ihrer Sprecher sei es den nationalen Verbänden durchaus gestattet, Informationen dieser Art preiszugeben.

Als wir den Verband Osttimors damit konfrontiert haben, gab es plötzlich keine Rückmeldung mehr.

„Eine Reihe von Einbürgerungen von Spielern brasilianischer Herkunft im Fußball hört sich immer ein bisschen verdächtig an", schrieb mir Antoine Duval, Mitglied des Asser Institute for International & European Law, per E-Mail. „Natürlich können wir nicht komplett ausschließen, dass die betreffenden Spieler wirklich fünf Jahre vor ihrer Einbürgerung in Osttimor gelebt haben, aber die Wahrscheinlichkeit ist auf alle Fälle sehr, sehr gering."

Duval schrieb weiter, dass die FIFA hoch und heilig versprochen habe, für eine „strenge Einhaltung ihrer Einbürgerungsvoraussetzungen zu sorgen", vor allem hinsichtlich der WM 2022 in Katar und der kunterbunten Kaderplanungen des Gastgeberlandes.

Doch schaut man sich an, wie „konsequent" die Herrschaften von FIFA und Co. auf das plötzliche Erstärken der Nationalmannschaft Osttimors reagieren, wird einem Angst und Bange, was die WM im Wüstenstaat betrifft. Wie weit man mit dieser Masche kommen kann, hat uns ja erst dieses Jahr die „katarische" Handballnationalmannschaft gezeigt.