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Nationalmannschaft

​Was tun, wenn die NBA ruft?

Kurz vor der EM-Vorbereitung wird bekannt, dass Nationaltrainer Chris Fleming Assistenz-Trainer der Denver Nuggets werden soll. Der Deutsche Basketball Bund hatte zuerst keinen blassen Schimmer davon. Was bedeutet Fleming-Gate für die...
Foto: imago/foto2press

Am Montag berichtete die Denver Post über den Coaching-Staff des neuen Trainers der Nuggets, Mike Malone. Unter den Namen der fünf Assistenztrainer befand sich auch der hauptamtliche Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft, Chris Fleming. Genau, der Chris Fleming, der sich eigentlich für zwei Jahre in die Dienste des Deutschen Basketball Bundes begeben hatte und bei erfolgreicher Olympiaqualifikation auch in Rio 2016 als Trainer bereitstehen soll.

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Auch die Associated Press und NBA.com verkündeten Fleming als neues Mitglied des Nuggets-Trainerstabs. Obwohl er dem Team für den Sommer aufgrund seiner Verpflichtungen mit dem deutschen Nationalteam noch nicht zur Verfügung stehen würde, sieht Head Coach Mike Malone Flemings zukünftige Arbeit bei dem NBA-Team in keinster Weise beeinträchtigt.

Der DBB wusste zu diesem Zeitpunkt angeblich von all dem noch nichts. Noch am selben Tag dementierte DBB-Präsident Ingo Weiss auf Nachfrage der DPA die Neuanstellung Flemings in der NBA. Weiss habe mit Fleming telefoniert und wenn es eine solche Absprache mit den Nuggets gegeben hätte, hätte er das mit dem DBB besprochen.

Foto: imago/Camera 4

Doch wie konnte eine solche Meldung dann entstehen? Hatte Fleming sein Engagement verschwiegen, gar hinterrücks schon einen Vertrag unterzeichnet? Nein, sagte Weiss in einem Interview mit Sport1 am darauffolgenden Tag. „De facto gibt es noch keinen Vertrag".

Die Nuggets müssten sich zuerst beim DBB melden und Fleming dann von ihnen freigestellt werden, so Weiss weiter. Er hätte kein Problem, wenn Fleming ab Oktober zu den Nuggets gehen würde, Weiss fände es sogar gut, wie er sagte. Doch darin liegt das eigentliche Problem.

Es ist verständlich, dass ein Trainer die Chance wahrnehmen möchte, seine Karriere auf das nächste Level zu heben. Ein Job als Assistenz-Trainer in der NBA ist in diesem Fall der nächst logische Schritt. Doch der DBB verfolgte mit der Anstellung eines hauptamtlichen Bundestrainers das Ziel, Kontinuität in die Entwicklung und das Training des Aushängeschilds des deutschen Basketballs zu bringen. Mit einer Anstellung bei den Denver Nuggets ist dies wieder nicht gegeben und man findet sich in derselben Situation wie noch vor einigen Jahren wieder. In einer Zeit, in der Dirk Bauermann auch eine Doppelfunktion hatte, und zwar als Bundestrainer und Cheftrainer des FC Bayern München.

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Den Meldungen nach zu urteilen wird Chris Fleming wohl zu den Nuggets gehen. Und ob er dann seiner ursprünglich angedachten Rolle als Trainer, der sich ausschließlich um die Belange der Nationalmannschaft kümmert, in dieser Doppelfunktion gewissenhaft nachkommen kann wie bisher, ist wohl eher unwahrscheinlich.

Doch ganz abgesehen davon ist die Aussage von DBB-Präsident Ingo Weiss konträr zu dem, was das eigentliche Ziel des DBB mit Flemings Verpflichtung war. Und auch der Umgang mit der Situation in den vergangenen Tagen deutet darauf hin, dass Fleming einige Informationen bezüglich neuer Angebote zurückgehalten haben könnte. Einen Tag nach Veröffentlichung der Meldung betreibt der DBB Schadensbegrenzung:

Info zu Chris Fleming: Angebote aus NBA/europ. Ausland sind derzeit kein Thema für #DBB. Fleming hat gültigen Vertrag mit DBB (1/2)
— Dt. Basketball Bund (@DBB_Basketball) July 7, 2015

Er konzentriert sich jetzt zu 100 Prozent auf die #EuroBasket2015 (2/2) #Fleming #Bundestrainer #DBB
— Dt. Basketball Bund (@DBB_Basketball) July 7, 2015

Für den deutschen Basketball wäre der Abgang von Chris Fleming ein herber Verlust. Jedoch wird er unabdingbar sein, wenn sie ihrem ursprünglichen Konzept treu bleiben wollen: Kontinuität in die Nationalmannschaft zu bringen.

Folgt Jermain auf Twitter & Instagram: @jayraff