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nobelpreisforderung

​Der unwiderstehliche Plan von Sepp und Wladimir

Sepp Blatter und Wladimir Putin führen eine besondere Beziehung. Sie wollen nicht nur die Welt regieren, sondern haben noch düsterere Pläne. Ein Ausblick.
Imago/Russian Look

Nicht erst seit dem Wochenende, an dem die Auslosung für die WM-Qualifikation 2018 in Russland stattfand, wissen wir, dass Russlands Präsident Wladimir Putin und Fifa-Boss Joseph „Sepp" Blatter richtig gute Buddys sind. In einer Welt voller Moralapostel, Bösewichte und sensationslüsterner Medien haben sich diese beiden Edelmänner zusammengetan, um den Frieden auf Erden zu wahren und zu beschützen. Manchmal sitzen sie zusammen in den Berner Alpen oder in der sibirischen Steppe noch lange nach Mitternacht eingekuschelt in ein flauschiges Bärenfell bei Kerzenschein auf einer hölzernen Veranda, turteln miteinander und spielen Risiko. In diesen Augenblicken sind sie keine Machtmenschen, sondern einfach durstige Jünglinge, die sich nach Anerkennung sehnen.

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Leider versteht niemand diese Seelenverwandten. Während fast die ganze Welt dem bösen Sepp aus der Schweiz völlig grundlos der Korruption bezichtigt und die Medien ihn seit Monaten mobben, werden auch dem kleinen Wladimir Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen und er wird von diversen Ländern ignoriert und ausgestoßen. Es schweißt sie zusammen, wenn keiner mit ihnen spielen will. Dass Wladimir für seinen Sepp ganz subtil einen Preis fordert, den der geächtete Barack und die isolierte EU schon gewonnen haben, soll ihre Beziehung nochmals intensivieren. Wladimir wollte über einen TV-Sender aus der Schweiz am liebsten in die ganze Welt schreien:

Ich meine, Menschen wie Herr Blatter oder die Leiter anderer internationaler Sportorganisationen oder der Olympischen Spiele sollten besondere Anerkennung erfahren. Wenn es jemanden gibt, der den Nobelpreis verdient, dann sind es diese Leute

Eine Idee, auf die niemand auch nur im Traum gekommen wäre. Doch vor allem deswegen ist sie so nobel. Die Erleuchtung ist den beiden in einer wilden, aber sehr leidenschaftlichen und entspannten Sauna-Nacht in einem Wellness-Urlaub in der Karibik bei einem befreundeten Pärchen gekommen. Aber nicht nur die Idee kam—sondern auch viele weitere. Sepp gewann schon den Bambi und das Bundesverdienstkreuz, warum also nicht den Nobelpreis? Schließlich hat der Ehrenmann Joseph doch auch die 600 Dollar, die ihm Comedian Simon Brodkin vor ein paar Tagen um die Ohren warf, zurückgegeben und hat nicht mal gierig geguckt.

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#Blatter schlage ich für den Physik-Nobelpreis vor. Seine Methoden, tonnenweise Geld verschwinden zu lassen, waren bahnbrechend.
— Falko Rademacher (@FalkoRademacher) 28. Juli 2015

Der eigentliche Plan ist jedoch viel größer. Wladimir fordert zu Recht ein wenig mehr Respekt vor Joseph. Schließlich war es Blatter, der die Weltmeisterschaften in die Fußballhochburgen Deutschland, Südafrika, Brasilien und Katar holte. Bis heute konnte die hochdekorierte amerikanische Justiz Blatter nicht einmal etwas von den Vorwürfen der Korruption nachweisen. Er muss also unschuldig sein. Deswegen kämpft Blatter weiterhin um seinen Ruf als Helfer in der Not. Ein Helfer, der den armen Ländern mit dem Fußball ein wenig Glück und ein paar schöne Stadien verschafft und den noch ärmeren Gastarbeitern ein paar Stunden Arbeit gibt.

Zum Glück hat Sepp seinen Wladimir. In ihren zahlreichen Stunden am Lagerfeuer auf Wladimirs fünfstöckiger Yacht rekelten sie sich gemeinsam im Whirlpool, streichelten die Säulen aus Ahornholz im Diamantensaal des kleinen Dampfers und zeichneten Herzen auf die mit Wasserdunst bezogenen Bullaugen. An solchen Abenden, wenn die stählernen Körper der beiden zu einem noch größeren Präsidenten verschmelzen und die Freundschaft inniger als gedacht wird, kommen den beiden die größten Ideen und Blatter sammelt ein wenig Selbstwertgefühl für die harten Tage auf den Ehrentribünen der Fußballstadien dieser Welt.

Wenn das so weitergeht, wird #Blatter womöglich noch scheinheilig gesprochen.
— Heng R. (@DerHenger) 28. Juli 2015

Bei ihrer letzten Reise zu Putins Anwesen in Saratov, südwestlich von Moskau, kam den beiden im Kaminzimmer auf dem Billardtisch die zündende Idee. Wieso sollte sich Joseph nicht in Zukunft auf den gusseisernen Thron in Moskau setzen und Wladimir nicht den Olymp in der Züricher FIFA-Zentrale erklimmen? Es würde sich für alle nicht viel ändern, aber ihre Liebe wäre noch intensiver.

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