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Die Saison der verbratenen Urlaubstage

Fortuna Düsseldorf hat in den nächsten drei Monaten nur ein Wochenendspiel. Die Fans protestieren immer heftige gegen diese Ansetzungen. Bisher lässt das die DFL kalt.
Screenshot: Kicker

Am 2. September hat die DFL die Spieltage für die zweite Bundesliga terminiert. Vor allem Fans von Fortuna Düsseldorf, aber auch Anhänger von allen anderen Vereinen, kriegen seit Jahren Anfälle, wenn die DFL die Termine verkündet. Warum? Weil diese Szenarien Überhand gewinnen: Bis zur Winterpause sind alle Spiele (bis auf eines) von Fortuna Düsseldorf in der Woche.

Fortuna Düsseldorf ist relativ bescheiden in diese Saison gestartet. Letzter Platz, ein mickriger Punkt nach fünf Spielen und nur drei Tore geschossen. Doch als würden die Fortuna-Fans nicht schon genug wegen ihrer Mannschaft leiden, kommt nun die DFL daher und legt die Partien der zweiten Bundesliga so beschissen, dass die Anhänger des Klubs auf die Barrikaden gehen und den Verein auffordern, Eier zu zeigen und sich gegen solche Ansetzungen zu wehren.

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Gehen wir einfach mal davon aus, dass man ein normal arbeitender Fortuna-Fan ist. Man kann sich dann theoretisch in diesem Jahr noch sieben Auswärtsspiele (3x Freitags, 2x Dienstags, 1x Montags und 1x Sonntags) anschauen. Wenn man Allesfahrer ist oder auch nur zwei, drei Spiele mitnehmen will, muss man das allerdings erst einmal seinem Chef erklären und um Urlaubstage betteln.

Für die drei Freitagsspiele gehen also schon einmal drei Urlaubstage drauf, wenn man Glück hat und früh genug wegkommt, nur zwei (ein Freitagsspiel ist in Bochum). Das Dienstag-Spiel in Karlsruhe kostet ebenfalls einen Urlaubstag, während das DFB-Pokal Spiel in Nürnberg wahrscheinlich sogar zwei Tage kostet, weil die Rückfahrt lang ist und das Spiel erst um 19 Uhr angepfiffen wird. Das Montagsspiel auf St. Pauli ist schon zur Gewohnheit geworden, kostet ebenfalls zwei Urlaubstage.

Falls man also jedes Auswärtsspiel anschauen möchte, verbrät man locker sechs bis acht Urlaubstage. Voraussetzung ist natürlich, dass man einen netten Chef hat!

Doch das ist noch nicht alles. Wer jetzt denkt: „Na jut, sollen sich die Auswärtsfahrer nicht so anstellen", der denkt falsch: Auch die Besucher der Heimspiele sind arm dran. Denn je nachdem wie lange man freitags arbeitet, können auch diese Spiele selbst für in Düsseldorf lebende Leute kritisch werden. Die werden nämlich um 18:30 angepfiffen. Da kommt es dann drauf an, wo man wohnt und wie lange die Anreise dauert. Das Schlimme ist: Von sechs Heimspielen sind fünf (!) Freitags und eins (!) Montags. Kein Spiel ist am Wochenende.

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Doch nicht nur Fortuna-Fans gehen die Anstoßzeiten der zweiten Bundesliga auf den Senkel, logisch. Das Bündnis „ProFans" vergibt seit der Spielzeit 2014/2015 regelmäßig den Negativpreis „SAM" (Spielansetzungsmonster). Dort hat Fortuna Düsseldorf schon im April 2015 gewonnen. Damals mussten sie montags nach St. Pauli (klar) und freitags nach Ingolstadt. Die Städte trennen dabei jeweils deutlich mehr als 400 Kilometer.

Auf der Seite von ProFans heißt es, dass die Fans bei ungünstigen Anstoßzeiten nicht mehr als 300 Kilometer reisen sollten – was auch möglich wäre, aber selten (oder, besser: nie?) durchgesetzt wird. Die DFL schreibt selbst, dass die genauen Termine so früh wie möglich genannt: „Im Sinne größtmöglicher Planungssicherheit hat die DFL Deutsche Fußball Liga bereits heute die Begegnungen der Bundesliga und der 2. Bundesliga zeitgenau bis Ende September angesetzt." Das hört sich jedoch wie ein schlechter Scherz an, wenn man sich die tatsächlichen Spieltage anschaut.

Fortuna-Fans mit einer klaren Haltung, Foto: Imago

Eine Sache muss man der DFL aber hoch ankreiden: Es trifft nicht immer den gleichen. „SAM" ging 2014/2015 jeweils an unterschiedliche Fanszenen: St. Pauli, Cottbus, Augsburg, Freiburg und Rostock sind nur eine kleine Auswahl.

Vor allem Montagsspiele nerven die Fans mindestens solange, wie es sie eben gibt. Auch dort wurden wieder einige fanunfreundliche Partien „gezogen". St. Pauli gegen Duisburg (375 KM), Leipzig gegen Freiburg (650 KM), Braunschweig gegen Fürth (450 KM), St. Pauli gegen Freiburg (755 KM!!!), St. Pauli gegen Düsseldorf (400 KM), Nürnberg gegen Braunschweig (450 KM), Karlsruhe gegen Leipzig (520 KM), Düsseldorf gegen Braunschweig (340 KM). 8 von 12 Montagsspielen sind somit weit über 300 KM-Grenze, die von ProFans gefordert wird.

Die Fans haben schon oft für fangerechte Anstoßzeiten protestiert, „Montags könnt ich kotzen"- Banner hängen fast in jedem Stadion und mit den 12:12-Protesten wurde deutlich, wozu Fans über die verschiedenen Fanlager hinaus in der Lage sind. Mittlerweile hat Paul Jäger, Finanzchef bei Fortuna, gegenüber der RP-Online gesagt, dass die DFL bei den nächsten Terminierungen Rücksicht auf die Rheinländer nehmen wird. Bleibt abzuwarten, ob das Wort gehalten wird.

Nachtrag:
Die erste Ultra-Gruppe aus Düsseldorf hat sich schon zu Wort gemeldet.