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Antisemitismus

So antisemitisch sind die Anhänger der AfD

Eine Studie untersucht, wie judenfeindlich die Deutschen sind.
Foto: imago | snapshot 

Das alles ist allein in den letzten sieben Monaten und nur in Berlin passiert: Im Dezember rastete ein 60-Jähriger vor einem Schöneberger Restaurant aus und beschimpfte dessen jüdischen Besitzer minutenlang. Im Januar wurde bekannt, dass ein Berliner Grundschullehrer antisemitische Verschwörungstheorien auf YouTube verbreitete. Erst diesen Monat haben Demonstranten auf der Al-Quds-Demo VICE erzählt, warum sie Israel hassen. Und seit Dienstag steht ein Mann vor Gericht, der im April einen 19-jährigen Israeli verprügelte, dabei "Hurensohn" und "Jude" rief.

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Der letzte dieser Vorfälle löste eine bundesweite Debatte aus. Eine, die vor allem um die Frage kreiste, ob Deutschland sich mit Hunderttausenden muslimischen Einwanderern einen neuen Antisemitismus importiert hat. Wie judenfeindlich die Deutschen aber selber sind, spielte in der Diskussion eine kleinere Rolle. Genau das hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der FAZ nun untersucht. Die gute Nachricht: Die Deutschen sind weniger antisemitisch als noch vor 30 Jahren. Die schlechte: Sie sind es trotzdem nach wie vor. Über 20 Prozent der Befragten halten Juden für geld- und raffgierig. Am weitesten verbreitet ist Judenfeindlichkeit – wenig überraschend – unter Rechten.

In der Allensbach-Studie wurden Anhänger der deutschen Parteien gefragt, ob Juden ihrer Ansicht nach zu viel Macht besäßen. Das bejahten 16 Prozent der befragten SPD-Wähler und 20 Prozent der Linken-Anhänger, Grüne, FDP und Union lagen dazwischen. Um das klarzustellen: Das sind 16 bis 20 Prozent zu viel. Und trotzdem wirken diese Zahlen geradezu harmlos, vergleicht man sie mit den Aussagen der AfD-Anhänger. Von denen glauben ganze 55 Prozent, dass Juden zu viel Macht haben. Offenbar geht bei ihnen die Abneigung gegen Juden mit der gegen Muslime Hand in Hand. 54 Prozent der AfD-Anhänger sind nämlich zusätzlich der Ansicht, dass Muslime auch zu viel Macht besitzen.

Die Studie zeigt aber auch, dass der Großteil der Deutschen weniger judenfeindlich ist als noch vor 30 Jahren. Immer weniger Menschen fordern ein Ende der Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich, die Mehrheit hält es für wichtig, in der Öffentlichkeit an den Holocaust zu erinnern. 28 Prozent der Befragten geben an, ungern Muslime als Nachbarn haben zu wollen. Über Juden sagen das nur 5 Prozent. 1991 wollten noch 12 Prozent der Deutschen nicht neben Juden leben.

Trotz dieser Entwicklung halten sich einige Klischees hartnäckig. 66 Prozent der Deutschen denken laut der Studie, dass Juden besonders erfolgreich im Geschäftsleben seien. Nur 18 Prozent glauben das von Muslimen. Eine Mehrheit der Studienteilnehmer hält Juden per se für fleißiger und intelligenter als Muslime, aber auch für geldgieriger. Offenbar ist es fast unmöglich, das Klischee vom gierigen Händler aus den Köpfen der Deutschen zu bekommen.

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